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Evies Garten (German Edition)

Evies Garten (German Edition)

Titel: Evies Garten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.L. Going
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später wirst du auch an ihn glauben müssen.«
    Evie verstand nicht so recht, was Maggie damit meinte, doch in diesem Augenblick ging die Tür auf und Vater kam mit einer Wolke kalter Luft herein. Er zog Mütze und Handschuhe aus und ließ sich in den Sessel vor dem Kamin fallen.
    »Wir haben ihn nicht gefunden«, sagte er müde. Dann sah er Evie und Maggie an. »Warum seid ihr beide noch auf? Ihr solltet längst schlafen. Es ist schon nach drei.«
    Er lockerte die Schnürsenkel seiner schweren Stiefel, zog sie aus und stellte sie neben den Kamin.
    »Ich muss mich ein paar Stunden hinlegen, aber morgen früh mache ich weiter. Im Augenblick hat eine neue Schicht die Suche nach Adam übernommen. Maggie, Sie wissen ja, wo die Gästezimmer sind. Sie können sich eins aussuchen.«
    Maggie nickte.
    »Evie«, sagte er, »ich würde dich morgen gerne mitnehmen, sobald es hell wird, damit du mir die genaue Stelle zeigen kannst, an der du mit Adam gespielt hast.«
    »Das klingt wie eine gute Idee«, sagte Maggie und sah Evie bedeutungsvoll an. »Morgen gibt es viel zu tun, also sollten wir ein paar Stunden schlafen. Und dann kannst du dich in Ruhe mit deinem Vater unterhalten.«
    Evie nickte zögernd. »Okay«, stimmte sie zu und musterte Vaters erschöpfte Gestalt. Sie fragte sich, ob Maggie wohl recht hatte.
    Was würde Vater sagen, wenn sie ihm die ganze Geschichte erzählte?

Die Wahrheit sagen
    »Evie, wach auf.« Ihr Vater rüttelte sie in der Morgendämmerung wach. »Ich weiß, es ist noch früh, aber wir dürfen keine Zeit verschwenden. Ich habe Officer Daniels versprochen, dass wir die nächste Schicht übernehmen.«
    Evie zwang sich, die Augen aufzumachen. Sie fühlte sich, als hätte sie überhaupt nicht geschlafen. Noch bevor sie sich im Bett aufsetzte, wurde sie von den Erinnerungen wie von einer Welle überschwemmt – wie sie und Alex das Saatkorn gepflanzt hatten, die Welt voller Blumen, Mom  … Dann korrigierte sie sich. Es war nicht Alex gewesen. Es war Adam gewesen. Evie hätte sich am liebsten die Decke wieder über den Kopf gezogen, doch Vater saß auf der Bettkante.
    »Sieht so aus, als würde es heute schneien«, sagte er. »Ich glaube, ich habe vor einer Minute sogar schon ein paar Schneeflocken gesehen. Verfluchtes Pech, aber dagegen kann man nichts machen. Zieh dich warm an. Ich hab dir deine warme Strumpfhose und das Extrafutter für deine Winterjacke rausgelegt. Ich will, dass du zwei Paar Socken und eine Mütze anziehst, und keine Widerrede.«
    Evie nickte. Ihr Vater ließ sie allein, damit sie sich anziehen konnte. Sie zog die ganzen warmen Sachen übereinander an und ging dann die Treppe hinunter in die Küche, wo Vater heißen Tee und Haferbrei kochte. Sie frühstückten schweigend. Dann stellten sie das Geschirr in den Ausguss und verließen das Haus. Draußen war es bitterkalt.
    »Führ mich zu der Stelle«, sagte Vater. »Zeig mir genau, wo ihr beide hingegangen seid.«
    Evie betrachtete die Baumreihe und zeigte ihm dann ihren roten Schal. »Wir sind hier hineingegangen«, erklärte sie. »Ich habe die Stelle mit meinem Schal markiert, weil es genau die Mitte der Baumreihen ist.«
    Vater nickte und sie betraten gemeinsam den Apfelgarten.
    »Wir haben Rodneys Grab gesucht. Ich wollte dort das Saatkorn pflanzen, und Alex – ich meine Adam – hat mir gesagt, dass Rodney mitten im Apfelgarten begraben ist. Wir sind diese Reihe entlanggegangen, bis wir den Grabstein gefunden haben.«
    Vater hörte still zu. Eine ganze Weile waren nur das Knirschen ihrer Schuhsohlen und das Krächzen der Krähen über ihren Köpfen zu hören. Dann räusperte Vater sich.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Adam kennengelernt hast?«
    Evie blickte auf. »Weil er mir gesagt hat, er sei tot, und ich habe gewusst, dass du mir nicht glauben würdest, dass ich einem Geist begegnet bin.«
    »Das hätte ich auch nicht«, gab Vater zu, »aber manchmal wäre es besser. Ich hätte dir dabei helfen können, die Wahrheit über den Jungen herauszufinden.«
    Jetzt war es Evie, die schwieg. Sie gingen weiter, bis überall nur noch Apfelbäume standen und der Boden nach unten abfiel. Sie gingen um die Biegung und standen vor Rodneys Grabstein.
    »Hier haben wir das Saatkorn eingepflanzt«, erklärte Evie.
    Vater kniete sich hin und betrachtete die frisch umgegrabene Erde neben dem Grabstein eingehend.
    »Und dann?«
    Evie überlegte, doch die Worte, die sie aussprechen wollte, blieben ihr in der Kehle stecken. »Dann

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