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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verlassen hatte, Johan S. oder wie er noch mal geheißen hatte.
    Die Botschaft konnte nicht missverstanden werden. Der Rat wollte an der Mittelschule jegliche Tendenzen zu Subordination ein für alle Mal ausmerzen. Sie hatten auch einige Schüler aus den unteren Klassen vor den Rat geschleift und sie fast ebenso hart dafür verurteilt, dass sie sich über den Rat unpassend geäußert hätten, also frech gewesen seien (vermutlich hatten sie Eriks Spitznamen für Silverhielm und Dahlen benutzt, ganz sicher ging es darum).
    Sie setzten sich an ihre übliche Rauchstelle und drehten und wendeten das Problem. Wenn der Rat A gesagt hatte, würde er bald B sagen müssen. Also würden Pierre und die anderen schon an einem der beiden kommenden Tage zum Peppis befohlen werden, ganz egal, ob sie sich bei Tisch danebenbenommen hätten oder nicht. Pierre würde also bald vor der Wahl zwischen Peppis und noch mehr Arrest oder Strafarbeit stehen und außerdem im Karo Prügel beziehen.
    »Das halt ich nicht aus«, sagte Pierre. »Du kannst doch sicher verstehen, dass ich Angst habe? Ich hab ganz einfach Angst vor Schlägen.«
    »Das haben alle, ist ja auch kein Wunder«, erwiderte Erik.
    »Ja, aber die einen haben mehr und die anderen weniger. Zwischen dir und uns anderen zum Beispiel beträgt der Unterschied geradezu Lichtjahre. Ich schaff das nicht, ich bin ganz sicher, dass ich es nicht schaffen werde.«
    »Natürlich schaffst du das. Wenn man ausreichend starke Gründe hat, dann schafft man alles. Das Problem sitzt im Gehirn und nicht in den Gefühlsnerven. Was wehtut, sind nicht die Prügel, sondern dass man ihnen gehorchen und vor ihnen kriechen muss.«
    »Du hast gut reden!«
    »Nein, das gilt für alle, es muss für alle gelten. Jedenfalls für Jungen wie dich und mich. Das Schlimmste ist, solchen Idioten gehorchen und hören zu müssen, wie die Quislinge einen auch noch auslachen. Nach Prügeln kommt man sich nur wie nach einer harten Trainingsrunde mit Sauna am Ende vor. Es war ein verdammtes Elend, solange es gedauert hat, aber danach ist man zufrieden.«
    »Ich weiß trotzdem nicht, wie ich die Prügel im Karo überleben soll.«
    »Wie alle anderen, nehme ich an. Du kriegst ein blaues Auge und ein bisschen Nasenbluten und dann ist es vorbei.«
    »Aber wenn die es so machen wie bei Johan S. wenn sie mir zum Beispiel den Arm auf den Rücken drehen und dort festhalten und immer fester und fester zudrücken, bis ich verspreche, nie mehr einen Peppis zu verweigern? Was mach ich dann?«
    Diese Frage war nicht so leicht zu beantworten. »Lass sie weitermachen, bis sie dir den Arm gebrochen haben«, wäre bestimmt keine passende Antwort. Da Pierre Angst hatte und die anderen nicht tief genug hasste - er verachtete sie nur hinter seiner Lesebrille -, besaß er keine starke Waffe gegen den Schmerz. Die Angst aber verstärkt den Schmerz noch. Der Hass macht ihn schwächer, bis er in einem weißen Nebel verschwindet. Pierre wollte etwas finden, das man als »intellektuelle Lösung« bezeichnen konnte, aber das war nicht so leicht. Der intellektuelle Widerstand funktioniert fast nur auf lange Sicht, direkt an der Hinrichtungsstätte funktioniert er selten.
    Oder doch, möglich war es schon.
    »Hast du dir mal überlegt, Pierre, wie viele Geschichten du schon über Leute gelesen hast, die aufs Schafott gestiegen sind und ihre Nationalhymne gesungen oder ›Es lebe der Kaiser‹ gerufen haben? Oder nimm die Roten in Finnland, die vor dem Hinrichtungskommando die Internationale gesungen haben.«
    »Ja, schon, aber das ist nicht dasselbe. Wenn sie einen erschießen wollen, ist es wahrscheinlich nur normal, dass man sich zusammenreißt, als Letztes, was man überhaupt im Leben tut. Wenn diese Nazis mich erschießen wollten, würde ich bestimmt ein tolles Lied singen. Aber das wollen sie ja nicht. Sie wollen mir nur so lange den Arm verdrehen, bis ich ihnen verspreche, was sie wollen.«
    »So ein Versprechen hat keinen Wert.«
    »Nein, aber wie geht es weiter? Wenn man wieder einen Peppis verweigert, und das werden sie ganz schnell austesten, wird man wieder ins Karo geholt. Und dann verspricht man wieder.«
    »Und? Dann verweigert man wieder.«
    »Das ist unmenschlich, du kannst nicht von mir verlangen . das schaff ich nie im Leben.«
    »Nein, vielleicht nicht. Aber ich glaub, ich hab eine Idee. Bestimmt werden Silverhielm und Blinkfeuer dich ins Karo holen, einer von denen oder vielleicht auch alle beide. Und dann machst du Folgendes:

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