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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und erhobenen Fäusten stehen, während Pierre unendlich langsam die Brille in die Brusttasche steckte.
    »So, Herr Kommandant Scheißhelm, jetzt können Sie loslegen, wenn Sie Lust haben«, sagte Pierre und der erste Faustschlag traf ihn noch bei der letzten Silbe über dem Mund.
    Schon nach einer Minute blutete Pierre aus Mund und Nase. Aber soweit Erik sehen konnte, trafen weder Blinkfeuer noch Scheißhelm hart und sauber genug, um ihm wirklich Schaden zuzufügen. Pierre, der nur vage Ansätze machte, sich zu verteidigen, fing bald an zu weinen und ließ sich zu Boden sinken. Die Blutlache unter seinem Gesicht wuchs nicht beunruhigend schnell.
    Dann fingen sie natürlich an, ihn in den Hintern zu treten und herumzuschreien, von wegen wie man Sozis bestrafte, die sich einbildeten, bei den Peppis den Schnabel aufreißen zu können. Sie traten anfangs nicht wirklich hart zu. Pierre hatte schon genug Zeit im Karo verbracht, um mit intakter Ehre hinauskriechen zu können.
    »Und jetzt lass hören!«, schrie Gustaf Dahlen. »Jetzt lass hören, ob du in Zukunft deine Peppis hinnimmst und die Klappe hältst!«
    Pierre versuchte etwas zu sagen, wurde aber von Silverhielm durch einen Tritt in die Rippen daran gehindert. Worauf das Gymnasium buhte. »Nun lass ihn doch versprechen«, schrien sie.
    Silverhielm legte eine Pause ein.
    »Na! Dann soll die kleine Ratte mal Gehorsam versprechen!«, schrie er den zusammengekrümmt zu seinen Füßen liegenden Pierre an.
    »Sicher, ich kann euch alles versprechen, ich kann versprechen, den Mond vom Himmel zu holen, wenn du willst. Aber ich hab nicht vor, diese Versprechen zu halten, du mieses feiges Schwein. Du nach Scheiße stinkendes …«
    Beim nächsten Tritt blieb Pierre die Luft weg. Diesmal trat Silverhielm richtig zu. Er hob das Bein über Pierre und trat ihm mit dem Absatz in die Rippen. Sogar Silverhielm entwickelte bei dieser Tritttechnik unangenehme Kräfte, wo immer er sie gelernt haben mochte.
    »Wie hast du mich genannt?«, fragte Silverhielm, doch Pierre antwortete nicht.
    »Schwein!«, schrie Erik oben am Mittelschulhang. »Du bist ein Schwein, das nach Scheiße stinkt, Scheißhelm!«
    »Ach«, sagte Silverhielm und hob abermals den Fuß über Pierre. »Ach, was du nicht sagst, können wir das noch mal hören?«
    »Scheißhelm!«, schrie Erik.
    Und Silverhielm trat wieder mit voller Kraft zu. Wenn er richtig traf, konnte er Pierre dabei ein paar Rippen brechen.
    »Und, dürfen wir das noch mal hören?«, fragte Silverhielm und hob wieder den Fuß über Pierre.
    Erik schwieg. Die Botschaft war klar genug. Weitere Beschimpfungen von Seiten Eriks bedeuteten weitere Tritte in die Rippen des liegenden Pierre. Das Publikum wartete schweigend ab, was jetzt passieren würde.
    »Scheißhelm, stinkender Kommandantenarsch«, stöhnte Pierre.
    Dem folgte das dumpfe Geräusch von Tritten; es klang ungefähr so, wie wenn man einen schweren, weichen Sack auf einen Zementboden fallen lässt. Pierre konnte nicht mehr aus dem Karo kriechen, sie hatten die Sache zu weit getrieben. Sie schleiften ihn an den Füßen hinaus, wobei sein Kopf und seine schlaffen Arme von der Zementplattform in den Kies fielen. Dann stießen sie einige allgemeine Drohungen gegen die Mittelschule aus und gingen. Die finnischen Dienstmädchen schlossen ihre Fenster. Eine zögerte kurz und schrie: »Verdammter mieser Scheißhelm!«
    Dann schlug auch sie ihr Fenster zu.
    Erik lief nach vorn, um Pierre auf die Beine zu helfen. Pierre stöhnte leise. Das Publikum löste sich auf und ging plaudernd von dannen, wie nach einem wichtigen Fußballspiel.
    Einige Stunden später konnte Pierre zum ersten Mal über alles lachen. Erik hatte ihm das Blut abgewaschen und festgestellt, dass keine Wunde genäht zu werden brauchte. Die Nase war unversehrt und die Lippen nur hier und da ein wenig gesprungen. Aber natürlich würde Pierre Blutergüsse um die Augen und dicke blaue Flecken an den Seiten zurückbehalten.
    »Wir sind ein schönes Paar, was«, sagte Pierre. »Natürlich hab ich irgendwie gewonnen. Aber ›noch so ein Sieg, und ich bin verloren‹. Ich bin kein Sancho Pansa, wie ich gedacht hatte, ich bin Pyrrhus. Ich meine, natürlich bist du der Ritter von der traurigen Gestalt. Aber wie gesagt, ich dachte, ich sei dieser fette kleine Arsch auf dem Esel, aber das bin ich definitiv nicht.«
    »Was soll das jetzt, verdammt? Da hat man sich eingebildet, man sei Spartakus, der rebellische Gladiator, und dann kommst du und

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