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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Bevor die Prügel losgehen, sagst du laut und deutlich, dass sie verdammte Blinkfeuer und Scheißhelme sind, jämmerliche Feiglinge, die Leute schlagen, die kleiner und schwächer sind, und dass es keine Rolle spielt, welches Versprechen sie dir abpressen werden. Sie sind trotzdem Blinkfeuer und Scheißhelme. Du verstehst, was ich meine? Wir können die Idee natürlich noch viel besser ausarbeiten.«
    »Ach was? Und dann kriege ich noch mehr Prügel, als sie eigentlich vorhatten, und ich muss wieder einen Peppis verweigern und wieder ins Karo. Davon wird gar nichts besser. Oder doch, besser wird es schon irgendwie, ich versteh natürlich, was du meinst. Ich weiß nur nicht, wie oft ich das Karo aushalten kann.«
    Nein, es wäre vielleicht doch zu schwer, seine Idee in die Tat umzusetzen. Sie hatten höchstens ein paar Tage Zeit. Konnte man da Pierre beibringen, sich zu verteidigen, ihn ein paar Schläge oder Tritte lehren, um die Gegner zu beeindrucken?
    Nein, Pierre war nicht so. Nicht, weil ihm die Kraft dazu fehlte - es spielt keine so große Rolle, wie hart ein Tritt gegen den Unterleib ist, wenn er nur richtig trifft -, Pierre würde so etwas einfach nicht über sich bringen. Die Gewalt sitzt im Gehirn und nicht in den Muskeln. Selbst mit dem intensivsten Training würde man Pierre nicht beibringen können, wie man zwei Stjärnsberg-Snobs fertig machte, und wenn es noch so einfach war, weil sie nie gelernt hatten, wie man kämpft.
    »Nein, Pierre, wir wissen nicht, wie du das aushältst. Aber wenn du zum ersten Mal ins Karo kommst, dann musst du sie trotzdem so sehr verspotten, wie du überhaupt kannst. Für dich wird es dadurch nicht schlimmer, für sie aber wohl. Und dann gibst du Silverhielm eine Ohrfeige. Ja, ich meine wirklich eine Ohrfeige, also keinen Schlag, der ihn verletzt, sondern einen, der ihn beleidigt und noch lächerlicher macht, als wenn du ihn niedergeschlagen hättest. Ich kann dir zeigen, wie du eine Ohrfeige schlägst, die ganz sicher trifft. Du hältst die Hände tief vor den Bauch, so wie ich jetzt. Dann schlägst du mit der rechten Hand schräg nach oben und triffst mit dem Handrücken seine rechte Backe, verstehst du? So. Gegen Schläge von rechts kann man sich am schlechtesten schützen, sogar, wenn man was vom Schlagen versteht, was Silverhielm garantiert nicht tut. Wenn du so schlägst, dann triffst du, das steht fest. Wenn der Schlag von schräg unten kommt, hat er keine Chance, sich dagegen zu werden. Und schlag mit dem Handrücken zu, das gilt als schlimmere Beleidigung als ein richtiger Schlag.«
    »Und was dann?«
    »Ja, was dann . ach, Pierre, wenn ich nur für zehn Minuten in deine Haut schlüpfen könnte! Wenn ich auf irgendeine Weise deine Stelle einnehmen könnte, mich mit deiner Brille verkleiden und überhaupt.«
    »Sicher, wär klasse. Geht aber nicht.«
    »Nein, und ich kann dir nicht mal beibringen zu kämpfen.«
    Es dauerte nur zwei Tage, dann holten Silverhielm und Gustaf Dahlen Pierre ins Karo.
    Erik stand ganz oben am Mittelschulhang, mit nassen Handflächen und kaltem Schweiß auf der Stirn.
    Das Ritual begann wie immer. Der Clubmeister schlug Pierre mit dem Silberstab zur Ratte und erklärte dann die Regeln. Unten am Mittelschulhang stimmten einige das Rattenlied an.
    »Fresse halten!«, schrie Erik mit einer Stimme, die alles übertönte. »Fresse halten, sonst müsst ihr mit mir ins Karo!«
    Der Gesang verstummte. Dort unten im Karo waren die einführenden Rituale erledigt, jetzt war der Moment für die ersten Schläge gekommen.
    »Nimm die Brille ab«, befahl Silverhielm.
    »Warum sollte ich einem Wurm wie dir gehorchen?«, erwiderte Pierre gelassen. Nicht einmal Erik konnte seiner Stimme ein Zittern anhören.
    »Nimm sie ab«, sagte Silverhielm.
    Pierre trat einen kurzen Schritt näher an ihn heran, hob vorsichtig die Hände auf Magenhöhe - ja, verdammt, er wollte schlagen! -, blickte dann Silverhielm ins Gesicht und schnupperte zwei-oder dreimal in die Luft.
    »Du stinkst noch immer nach Scheiße, einer wie du wird den Scheißegeruch wahrscheinlich nie los«, sagte Pierre und schlug zu.
    Er traf perfekt. Silverhielm trat verdutzt einen Schritt zurück, wurde wütend, die Dienstmädchen an den Fensterplätzen applaudierten und die Mittelschule stieß ein Freudengeheul aus.
    Als Silverhielm sich gerade über ihn hermachen wollte, hob Pierre abwehrend die Hand.
    »Halt«, sagte er. »Lass mich erst die Brille absetzen.«
    Und Silverhielm blieb mit blöder Miene

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