Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
sagst, man ist ein Idiot, der gegen Windmühlen anrennt. Du kannst über unsere Kommandanten sagen, was du willst, aber ein bisschen gefährlicher als Windmühlen sind sie dann doch.«
    »Na gut, dann eben Spartakus, auch wenn ich behaupte, dass ich vielleicht doch Sancho Pansa bin. Aber du weißt, wie die Sache für Spartakus ausgegangen ist?«
    »Klar. Er hat am Ende Jean Simmons gekriegt, jedenfalls der Spartakus, an den ich jetzt denke, Kirk Douglas.«
    »Und was ist aus Tony Curtis geworden?«
    »Weiß ich nicht mehr, jedenfalls hat er Jean Simmons nicht gekriegt.«
    »Scherz beiseite, Erik …«
    Pierre zögerte, und Erik konnte sich denken, was er sagen wollte.
    »Ich glaub nicht, dass ich das noch einmal schaffe. Ich weiß nicht. Es ist, wie du sagst, im Nachhinein ist es fast ein gutes Gefühl. Aber … du würdest es ja doch nicht verstehen. Spartakus wurde übrigens gekreuzigt. Die Römer haben gewonnen.«
    »Du warst jedenfalls verdammt mutig. Und einen tollen Treffer hast du gelandet. Heimlich trainiert, was?«
    »Nein, ich hab einfach nur zugeschlagen.«
    »Fantastisch, dann bist du ein Naturtalent: ich hätte den Schlag fast nicht kommen sehen.«
    »Aber du hast ihn gesehen?«
    »Ja, ich hab gesehen, wie du diesen kleinen vorsichtigen Schritt vorgetreten bist und dann die Hände gerade langsam genug gehoben hast. Das war perfekt.«
    »Komisch, ich kann mich kaum erinnern, wie es passiert ist, ich weiß nur noch, dass ich diese Ohrfeige gelandet habe. Ich glaub, ich hab als Kind zuletzt jemanden geschlagen.«
    »Ich sag doch, ein Naturtalent.«
    »Ja, aber wir kommen vom Thema ab, und dir ist es wahrscheinlich nur recht. Also: ich glaub nicht, dass ich das noch mal schaffen kann. Nächstes Mal nehm ich den Peppis. Bist du dann von mir enttäuscht?«
    Erik wusste nicht, was er sagen sollte. Natürlich war er enttäuscht. Aber was konnte man von einem Jungen erwarten, der nie gekämpft hatte und sich nie im Leben würde verteidigen können?
    »Ich weiß nicht«, sagte Erik, »ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich weiß nicht mal, was ich eigentlich denke. Wir reden heute nicht mehr darüber. Du warst jedenfalls verdammt mutig. Eben weil du nicht kämpfen kannst, warst du verdammt mutig. Komm jetzt mit schwimmen, dann bist du morgen nicht so steif.«
    »Nein, abends dürfen das doch nur Leute wie du und die Ratis.«
    »Stimmt. Dann lies ein Buch. Mach’s gut solange.«
    Die Spielregeln für die nächsten Tage waren klar. Die drei bisherigen Peppisverweigerer mussten immer wieder beweisen, dass sie nicht mehr verweigerten, sondern auf Kommando brav vortraten und den Kopf senkten. Sie bekamen keine harten Schläge, aber es ging auch nicht um den physischen Schmerz. Hier sollte die Ordnung wiederhergestellt werden.
    Erik hatte seinen Hahnenkampf gegen die Präfekten wieder aufgenommen. Aber kaum jemand wagte, bei Tisch oder auf dem Schulhof zu kichern, wenn er die Präfekten verspottete.
    Außerdem hatte der Rat versucht, ein System von Denunzianten aufzubauen. Wer zu Strafarbeit oder Arrest verurteilt worden war, konnte sich einen freien Samstag erkaufen, wenn er Leute aus der Mittelschule nannte, die gewisse Spitznamen für die Präfekten benutzten. Das System funktionierte schlecht, aber der Rat wollte es trotzdem nicht aufgeben. Also wurde die Nachricht verbreitet, dass Denunzianten durch besonders milde Urteile belohnt und außerdem von Botendiensten ausgenommen werden sollten. Von da an klappte alles ein wenig besser.
    Erik schlug Pierre vor, die Denunzianten zusammenzuschlagen. Pierre war absolut dagegen; so würde man nur selbst die Logik der Grobiane übernehmen. Eine bessere Idee wäre es, mit roter Farbe ein großes D auf ihre Türen zu malen. In der folgenden Nacht schlichen sie in den Wohnhäusern der Mittelschule umher und versahen fünf Türen mit einem D.
    »Die werden es natürlich wegkratzen, aber das macht nichts«, sagte Pierre, »denn dann sind die Kratzspuren zu sehen und alle wissen, was die bedeuten.«
    »Ja«, sagte Erik. »Und D für Denunziant ist sicher das Beste. Q für Quisling hätten sie nicht kapiert. Auf die Sache mit dem Gleichgewicht des Schreckens einzugehen, war übrigens idiotisch von mir.«
    »Eigentlich bist du gar nicht darauf eingegangen. Sie haben dich in Ruhe gelassen und du sie, das war alles. Und solange es gut ging, war es schön. Ich meine, es kann niemals falsch sein, es mit einer friedlichen Lösung zu versuchen.«
    »Es war keine ›friedliche

Weitere Kostenlose Bücher