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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zwei Maschinenpistolen und ein paar Handgranaten holen und innerhalb einer Nacht den ganzen Rat umbringen. Natürlich könnten wir das, ich meine, rein technisch. Aber es ist ebenso klar, dass wir das nicht tun werden. Verstehst du? Es gibt immer eine Grenze, an der die Vernunft über die Gefühle siegt.
    Nein, warte, ich hab eigentlich nicht das gesagt, was ich sagen wollte. Deine Art zu diskutieren bringt mich immer dazu, über Äußerlichkeiten zu schwadronieren. Wir waren uns bisher doch absolut einig, was wichtig ist. In dieser Nacht, ich meine, der Klosternacht, als wir hier in der Dunkelheit hockten und auf den Überfall warteten und über Polyphems Bosheit quatschten, da waren wir uns doch total einig, was wichtig ist. Man muss gegen das Böse kämpfen. Man muss es immer tun, man kann nicht sagen, man tut es nur ab und zu, wenn man hier und jetzt in Stjärnsberg ist. Verstehst du, was ich meine? Wie mein Gesicht ausgesehen hat, war wirklich nicht sehr witzig, und in den ersten Tagen war es auch nicht witzig, in den Spiegel zu schauen. Aber, und jetzt hör zu, denn das ist das Wichtigste: wenn ich das im Speisesaal nicht getan und keine einzige Schramme im Gesicht hätte, dann wäre es mir noch schwerer gefallen, in den Spiegel zu schauen. Ich will nicht so werden wie sie, niemals. Und du auch nicht. Sag mir nicht, dass du so werden willst wie sie, denn das stimmt nicht. Es ist mir schnurzegal, ob die Idioten vom Fach und die anderen auf der
    Mittelschule zum Rat halten. Die irren sich ganz einfach, die sollten lieber mitmachen, damit wir diesen Zuständen ein Ende setzen können. Aber klar, einerseits sind sie feige, und andererseits wollen sie selbst irgendwann Ratis werden, zur Belohnung sozusagen. Weil sie Quislinge sind. Wenn es in einem Land voller erwachsener Menschen, das von den Nazis besetzt ist, Quislinge geben kann, dann ist es kein Wunder, dass es auch auf der Mittelschule in Stjärnsberg welche gibt. Übrigens will das Fach morgen mit mir sprechen, und ich kann mir denken, was sie mir sagen möchten. Scheiß-Quislinge!
    Das Fach wollte ihn zur Vernunft bringen. Ganz kameradschaftlich und von Gleich zu Gleich unter Mittelschülern. Sie hätten über Eriks Fall gesprochen, sagten sie, untereinander und mit dem Rat. So wie jetzt könne es doch nicht weitergehen. Wenn Erik glaube, nicht nach Stjärnsberg zu passen, könne er ja aufhören, dann wären alle Probleme für ihn und für den Kameradengeist gelöst.
    Ach so, er könne eben nicht aufhören.
    Nun ja, es sei, wie gesagt, nicht gut für den Kameradengeist, was hier ablaufe. Es gebe auf der Schule eine klare Mehrheit für den Kameradengeist, das sei Erik doch klar? Eriks Verhalten sei darum nur schädlich. Mehrere von den Kleinen aus der Einsfünf verwendeten bereits Eriks Spitznamen für den Präfekten und den Vizepräfekten. Ach, das wisse er nicht? Ja, so sei es aber. Und das sei nicht gut. Es könne um sich greifen und zu nichts als Ärger und unnötig harten Strafen führen. Es sei schade um jeden, der sich Strafen einfing, nur weil Erik ihn dazu verführe, und um die Kleinen ganz besonders. Es sei unsolidarisch von Erik, sich so zu verhalten, er verhalte sich wie eine Art Übermensch, das könne man keinesfalls gutheißen. Kein anderer könne minutenlang dastehen und sich schlagen lassen, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, niemand könne vor zwei Ratis weglaufen, wie Erik das aus Spaß bisweilen mache. Es sei undemokratisch und das Fach müsse selbstverständlich gegen solche Grillen einschreiten. Es gebe auch schon drei oder vier andere, die auf die Idee verfallen waren, Peppis zu verweigern und dafür lieber einen Samstagsonntag zu nehmen. Wie solle das alles enden? Die Mittelschule könne in zwei Teile zerfallen, es könne zur Spaltung der Mittelschule führen, wenn das Fach nicht alles zusammenhielte. Das einzig Demokratische wäre eindeutig, wenn Peppis und Dienstleistungen für alle gleich wären.
    Auf jeden Fall habe das Fach sich also einen Kompromissvorschlag überlegt. Man habe darüber mit dem Rat gesprochen, und der Rat sei derselben Ansicht, auch wenn er das nicht offen sagen könne, das alles dürfe also nicht so weitergehen. Man mache ihm ein Vergleichsangebot, oder wie immer man es nennen wolle.
    Wenn Erik ruhig bliebe und im Frühjahrshalbjahr keinen Ärger mehr machte, dann würde der Rat ihn ignorieren. Wenn er aufhörte, den Präfekten Scheißhelm zu nennen und überhaupt und einfach ruhig bliebe, dann würde er

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