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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gerade angekommen war, was waren das für Schläge und wie brachte er sie an?
    »Das weiß ich doch nicht, ich war ja nicht dabei«, lachte Erik, »aber ich kann mir vorstellen, wie es passiert ist. Wenn denen beiden das Nasenbein eingeschlagen worden ist, dann war das entweder ein Schlag mit der Handkante oder mit einem Holzschläger, so ungefähr!«
    Erik verpasste einer Tischplatte einen Schlag, der im ganzen Klassenzimmer widerhallte.
    »Ich tippe mal, dass es so gelaufen ist«, sagte er.
    Beim Mittagessen fing er einen langen Blick von Silverhielm ein. Er riss den Mund auf und zeigte Silverhielm mit einem Verziehen des Gesichts die Zähne. Die Grimasse war einwandfrei nicht als Lächeln gedacht. Silverhielm wandte sich ab.
    Am Abend, nach Krafttraining und Schwimmen, ging er auf sein Zimmer, um die Razzia abzuwarten.
    Die Razzia, die auf diesem Gang natürlich nur Eriks Zimmer galt, ging bereits fünf Minuten vor dem Lichtlöschen los. Fünf Ratis auf einmal kamen hereingestürzt und durchwühlten seine Kleider, die Schreibtischschublade und den Kleiderschrank. Sie sahen sich seine Handschuhe genau an, aber Erik hatte sich vorher davon überzeugt, dass darauf nicht der kleinste Blutfleck zu sehen war. Einer zog triumphierend eine blaue Strickmütze aus Eriks Jackentasche, doch als er sie auseinander wickelte, mussten die Ratis zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass die Mütze unversehrt war (die andere befand sich draußen im Wald in einem sicheren Versteck).
    »Naaaa, findet ihr was Spannendes?«, fragte Erik spöttisch von seinem Bett herüber. »Ihr sucht doch nicht zufällig nach einer schwarzen Maske, oder?«
    »Verstell dich nicht!«, schrie Silverhielm. »Wir wissen, dass du das warst!«
    »Aber nicht doch, Scheißheimchen, fängst du wieder damit an? Haben wir das nicht alles schon durchgekaut? Ich bilde mir ein, dass du mir einst unverschämterweise vorgeworfen hast, dir ›offenkundig‹ Scheiße und Pisse übers Gesicht gekippt zu haben, war’s nicht so?«
    »Es kann kein anderer als du gewesen sein! Also versuch es nicht zu leugnen!«
    »Naja, stell dir doch mal vor, wenn Pierre draußen durch die Büsche schleicht …«
    »Wir werden dir die Hölle heiß machen, glaub ja nicht, dass du damit durchkommst«, schrie Silverhielm.
    Silverhielm stand mitten im Zimmer und schien jeden Moment zur Attacke blasen zu wollen. Aber nun erhob Erik sich, ging zwei Schritte und stand dann nur wenige Zentimeter von Silverhielms Gesicht entfernt.
    »Du kannst mich bedrohen, so viel du willst, du Mistkerl, aber merk dir eins: Wenn du versuchst, mir die Hölle heiß zu machen, dann geb ich dir den guten Rat, niemals allein im Dunkeln, herumzulaufen und dich immer gut umzusehen, wenn du abends aus dem Haus gehst. Also, worauf wartest du noch, schlag zu, wenn du willst.«
    »Du bist … gibst zu …«, stammelte Silverhielm.
    »Himmel. Das hatten wir auch schon mal, Silverhielm. Ich kenne natürlich den Jungen, der hier nächtens seinen Rachefeldzug unternimmt. Ich kann dir einen Gruß von ihm ausrichten, so wie ich ihm von dir einen Gruß ausrichten kann. Du verstehst bestimmt sehr gut, was ich meine. Besorg Beweise, wenn du mich von der Schule werfen lassen willst.«
    Silverhielm leierte noch einige weitere Drohungen herunter, dann sammelte er seine Leute um sich und ging.
    Jetzt musste Erik genau überlegen. Sie konnten nur Beweise bekommen, wenn sie ihn fingen, mit Mütze und allem. Und das zu vermeiden, wäre nicht schwer. Aber im Grunde brauchten sie keine Beweise. Sie konnten auch wieder eine Sengeaktion oder so etwas veranstalten, und wie sollte er sich dann verhalten?
    Sie konnten alle zehn hier aufkreuzen und ihn zu Boden pressen und ihm das Gesicht mit einem Hockeyschläger zertrümmern. Das wäre eigentlich die logischste Antwort gewesen.
    Bestimmt diskutierten sie gerade über diese Frage. Wenn mehrere von ihnen so argumentierten, würde niemand vor den anderen seine Furcht zeigen wollen. Dann würde sich die Waagschale eher in Richtung Racheaktionen neigen. Aber wenn sie es sich genau überlegten, mussten sie erkennen, dass es besser war, Erik auf frischer Tat zu ertappen, denn danach wären sie ihn endgültig los. Wenn sie die Sache ein paarmal durchgekaut hatten, würden sie sich für diese Lösung entscheiden. Auch deshalb, weil sie im tiefsten Herzen sicher Zweifel hatten, dass Erik sich noch einmal sengen lassen würde. Zehn Ratis und möglicherweise ein paar Leute aus der Abiklasse würden in der

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