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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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aussieht, als ob er etwas weniger wiegt als ich, und dass der andere dafür mehr wiegt. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wenn du gewinnst, werden dich andere aus der dritten Gymnasialklasse so lange herausfordern, bis sie gewonnen haben. Und je mehr von ihnen du vorher schlägst, desto schlimmer wird es, wenn du verlierst.«
    »Du bist gar nicht so dumm, Pierre. Obwohl du so wenig über das Kämpfen weißt, kapierst du alles, weil du intelligent bist.«
    »Du bist auch intelligent und trotzdem verhältst du dich so wie jetzt.«
    »Was soll ich denn machen? Was würdest du selbst machen?« »Ich würde hingehen und verlieren und ausgelacht werden und danach hoffentlich meine Ruhe haben. Zweimal hintereinander machen die nicht denselben fertig.«
    »Nein, aber es gibt etwas, das du nicht weißt, etwas, das du nicht wissen kannst. Wenn ich verliere, sehe ich scheußlich aus, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Sicher weiß ich nur, dass ich nicht aus dem Karo kriechen werde, das ist das Einzige, was ich weiß. Aber wenn ich gewinne, dann kann ich das so machen, dass sie mich nie wieder ins Karo holen werden.«
    »Das glaub ich nicht. Die werden versuchen, sich zu rächen, bis sie es geschafft haben.«
    »Das kommt drauf an. Ich könnte ihnen so wehtun, dass es dem Publikum hochkommt. Wenn ich gewinne, meine ich, dann kann ich das machen. Wenn ich verliere, werden sie mich schlagen müssen, bis ich mich nicht mehr bewegen kann. Beim Schmerz sind zwei Dinge wichtig, einerseits, dass es wehtut, und das andere ist die Furcht. Und darüber weiß ich mehr als diese Typen. Das ist fast das Einzige, was ich mit Sicherheit über die beiden sagen kann.«
    »Du spinnst doch, Erik, wie bist du eigentlich so geworden?«
    »Im Karo, Pierre, in diesem verdammten Karo, von dem du sagst, dass selbst du hingehen müsstest, weil da nämlich nichts anderes gilt als Gewalt. Da kann man sich nicht rausreden, da reicht es nicht, in drei oder vier Fächern ›sehr gut‹ zu haben, oder was immer du hast.«
    »Aber scheußlich ist es trotzdem. Ich hoffe, du schaffst es.«
    »Ich will, dass du hingehst und zuschaust, Pierre.«
    »Das will ich nicht.«
    »Weil du Angst hast, dass ich verliere.«
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    »Ich werde vielleicht verlieren, Pierre, aber ich will trotzdem, dass du kommst, denn ich will wissen, dass wenigstens einer von den verdammten Trotteln da draußen zu mir hält. Verstehst du?«
    »Nein. Ich halte zu dir, aber ich will nicht zusehen.«
    »Du bist hier mein einziger Freund, du bist vielleicht der Einzige auf der ganzen Penne, der will, dass ich gewinne. Versprich mir, dass du kommst, versprich es!«
    »Ich versprech’s.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort.«
    »Dann sehen wir uns in einer Viertelstunde. Ich drehe eine Runde, um mich ein bisschen zu konzentrieren. Also bis nachher.«
    »Bis nachher, Erik. Und viel Glück.«
    Er lief über den Kiesweg, der von Stjärnsberg in einige Dörfer und dann weiter nach Stockholm führte. Ab und zu blieb er stehen, hob die Arme über den Kopf und ließ sie dann baumeln. Machte ein paar Sprünge zur Seite und zog ein paarmal die Knie an die Brust. Ihm blieben noch sieben Minuten.
    War das alles von Anfang an unvermeidlich gewesen? War es sein eigener Fehler, hätte es sich verhindern lassen, hätte er so sein können wie Pierre, der ins Karo ging, um so schnell wie möglich zu verlieren, einer, der sich zum Laufburschen der Abiturklasse machte und Ärger lieber aus dem Weg ging? Jedenfalls war alles schief gegangen, waren alle seine Pläne für die Katz gewesen, er würde kämpfen müssen, und nicht nur ein bisschen, nicht nur mit einer Ohrfeige, um die Sache rasch aus der Welt zu schaffen. Er würde alles einsetzen müssen bei diesem Kampf und dabei war er nicht einmal wütend. Es war absolut kein Albtraum; er spürte sein Herz schlagen und seinen Puls rascher gehen, und er füllte die Lunge mit Luft und ballte die Fäuste und hielt sie sich vor die Augen und schüttelte sie und alles war durch und durch wirklich. Es führte kein Weg am Karo vorbei und in vier Minuten musste er dort antreten. Eine Flucht aus Stjärnsberg war unmöglich, denn das war die einzige Schule, die es für ihn gab, es kam ihm vor, als sei Krieg und er müsse sein Land verteidigen und deshalb gegen die Besatzer kämpfen. Das musste er. Nicht nur, weil er es musste, sondern sicher auch, weil es richtig war? War es nicht richtig, diesen eingebildeten Idioten ein einziges Mal Widerstand entgegenzusetzen?

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