Evil - Das Böse
und schlug dem Dicken ein paarmal von unten ins Gesicht, um seinen Gegner zu reizen und die Trefferfläche zu vergrößern. Darauf sollten einige Schläge in den Magen folgen, damit der Dicke sich krümmte und in sich zusammensank und Erik Zeit fände, dem Langen, der sich jetzt gerade aufsetzte, die Nase einzuschlagen. Es würde schneller und leichter gehen, die Nase mit einem Tritt zu erledigen, aber psychologisch wäre es nicht richtig, wenn das hier wirklich sein letzter Kampf gegen Strafpräfekten sein sollte. Es musste auf eine Weise geschehen, die noch schmerzhafter war.
Er trat vor den Langen hin, packte dessen Haare und riss ihn so hart nach hinten, dass er mit dem Hinterkopf auf den Zementboden aufknallte. Dann kniete er sich über den linken Arm des Langen und schaute für einen Moment in dessen verängstigte Augen. Die Oberlippe war fast bis zu den Nasenlöchern geplatzt. Blut quoll heraus.
»Wir hatten die Nase gesagt, war’s nicht so?«, sagte er laut genug, um noch vom letzten Mittelschüler gehört zu werden. Dann hieb er dem Liegenden mit voller Kraft die Handkante auf die Nasenwurzel. Es war, als dringe die Handkante durch den zersplitternden Knorpel bis zum Wangenknochen durch. Dann schoss ein Blutstrom über das Gesicht des Langen.
Erik kehrte zur Mitte der Platte zurück und wartete, bis der Lange sich in die Stellung hochgerappelt hatte, in die er sich hochrappeln musste: auf die Knie.
»Gut, dass du schon auf den Knien liegst. Und jetzt kriech doch bitte weg von hier, bevor noch Schlimmeres passiert.«
Erik spürte, wie Blut über seinen linken Unterarm lief. Die Schneidezähne dieses Typen hatten offenbar eine tiefe Wunde hinterlassen. Schmerz und Starre würden sich aber nicht so rasch einstellen, deshalb konnte er sich bis auf weiteres als unversehrt betrachten.
»Kriechen! Hast du nicht gehört, du sollst kriechen!«
Erik trat langsam, bewusst langsam, auf den knienden, nuschelnden und geschockten Strafpräfekten zu (was zum Teufel sollte er machen, wenn der Typ nicht gescheit genug wäre, um wegzukriechen?). Er machte noch einen Schritt und sah zugleich aus dem Augenwinkel, dass der andere wieder auf die Füße kam. Er musste sich beeilen.
»Kriechen! Zum letzten Mal, kriech weg, bevor ich dir auch noch einen Arm breche!«
Da kroch der Typ aus dem Karo und ließ sich draußen auf den Boden fallen. Er weinte, wahrscheinlich weil der Schock nachließ, aber auch wegen der Demütigung und vielleicht auch deshalb, weil ihm allmählich aufging, dass er soeben etliche Zähne und sein Nasenbein eingebüßt hatte. Einige Klassenkameraden halfen ihm auf die Beine und schleppten ihn weg.
Erik drehte sich langsam zu dem Dicken um, bohrte die Hände in die Taschen und betrachtete sich zugleich, was seine Treffer bisher ausgerichtet hatten. Ein blaues Auge war dem Dicken sicher. Aber jetzt war die Frage, ob er dem Typ wirklich noch den Arm brechen musste. Das Ellbogengelenk ist zäh und hart, und der Schmerz würde so unerträglich sein, dass der Typ vermutlich brüllend das Bewusstsein verlieren würde. War es möglich, dass die anderen auch dann noch nicht eingriffen? Er konnte natürlich auch nur so tun, als breche er ihm den Arm, und ihn dann so lange heulen und brüllen lassen, bis die anderen es nicht mehr aushielten und kamen, um der Sache ein Ende zu machen. Der Typ zitterte schon fast vor Angst, vielleicht würde sich alles doch noch erledigen lassen, ohne bis zum Äußersten zu gehen.
»Ja, ja«, sagte Erik mit gespielter Lässigkeit. »Und jetzt zu dir. Dir wollten wir beim linken Ellbogengelenk den Arm brechen, stimmt’s?«
Erik wartete einen Moment, dann redete er weiter. Sie standen ungefähr drei Meter auseinander, eine gute Entfernung für das, was er vorhatte.
»Jetzt sag schon, hatten wir das abgemacht oder nicht? Den linken Arm - du bist doch Rechtshänder?«
Keine Antwort. Dem Strafpräfekten stieg die Angst in die Augen und sein Blick irrte hinüber zu den Ratsmitgliedern und der Abiturklasse. Erik wollte ihn nicht aus den Augen lassen, aber soweit er aus dem Augenwinkel sehen konnte, standen alle bewegungslos. Waren sie wirklich so grausam, dass sie das hier erleben wollten?
»Jetzt sag schon, bist du Rechtshänder? Und steh gefälligst gerade. Also!«
»Jaa«, antwortete der Typ mit schwacher Stimme.
Das war hervorragend.
»Es wird wehtun, so weh, dass du dir das nicht mal vorstellen kannst. Du wirst schreien wie ein Schwein, die ganze Schule wird es hören und
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