Evil - Das Böse
glauben, dass wir hier Schweine schlachten. Oder kapierst du etwa nicht, wie weh das tun wird?«
Erik trat einen Schritt auf den anderen zu, noch immer mit den Händen in der Tasche. Noch immer schien das absolut schweigsame, beängstigend schweigsame Publikum nicht eingreifen zu wollen.
»Wenn du ins Krankenhaus gefahren wirst, wirst du das Bewusstsein verlieren, und bevor du operiert wirst, bekommst du sowieso eine Narkose.«
Erik machte langsam einen weiteren kleinen Schritt. Sie standen jetzt zwei Meter auseinander. Bald würde er in Reichweite sein. Mit den Händen in der Tasche lud er zu einem Angriff geradezu ein. Den würde er mit einem Tritt stoppen, dann würden sie von vorne anfangen. Aber es kam kein Angriff, der Typ war offenbar vollkommen handlungsunfähig.
»Du wirst deinen Arm vielleicht nie wieder richtig bewegen können, ich weiß ja nicht, was die Chirurgie in Katrineholm taugt. Weißt du es? Jetzt sag schon, du Arsch, haben sie in Katrineholm gute oder schlechte Chirurgen?«
Entsetzen zeigte sich in den Augen des anderen. Nichts, nicht das geringste Zucken zeigte an, dass er angreifen würde. Zeit also, zum Ende zu kommen, der andere würde nicht noch mehr hinnehmen können, ohne loszuschlagen, und dann würden die Folgen unvermeidlich sein.
»Aber du bekommst eine Chance, eine letzte Chance. Willst du?«
Jetzt musste der Arsch doch antworten.
»Willst du eine letzte Chance, hast du mich überhaupt verstanden?«
Die Antwort konnte nur Ja lauten.
»Jaa …«
»Okay, dann sind wir uns einig.«
Erik trat noch einen Schritt vor. Jetzt befand er sich in Angriffsweite. Und musste zu dem Dicken aufschauen.
»Geh auf die Knie und kriech vom Platz.«
Gemurmel im Publikum, das stumm und blutrünstig darauf wartete, dass das Unerhörte nun auch wirklich passierte.
»Geh auf die Knie und kriech raus, ich zähle bis …«
Erik dachte nach. Drei wäre zu wenig.
». bis zehn. Bei zehn bist du draußen und das hier ist deine absolut letzte Chance. Hast du verstanden, was ich gesagt habe?«
»Jaa . du Arsch .«
Der andere kämpfte mit den Tränen. Das war nicht gut, es bedeutete, dass die Temperatur der Angst womöglich sank, und das wiederum konnte zu einem Verzweiflungsangriff führen. Was sollte er dann machen? Langsame methodische Misshandlung, bis der Strafpräfekt sich nicht mehr verteidigen konnte und dann noch einmal eine »letzte Chance«. Falls nicht .
»Ich fange an. Eins . .. «
Aber nun fingen sie wieder mit diesen verdammten Spottversen an. Das Publikum forderte den Strafpräfekten auf, nicht feige zu sein, sich nicht wie eine Ratte zu verhalten, es verspottete ihn und drohte, ihn Ratte zu nennen. Vermutlich, weil alle gern sehen wollten, wie ihm der Arm gebrochen wurde.
»Zwei … «
Die Erregung steigerte sich. Aber es glaubte doch wohl niemand, dass der Fettsack noch gewinnen konnte? Wie sollte er sich allein für das rächen, was hier passiert war, wie sollte er allein einen langen, harten Kampf gegen jemanden gewinnen können, der kleiner, aber stärker und schneller war und außerdem alles konnte, was der Dicke eben nicht konnte?
»Drei … «
Der Fettsack zögerte und schaute sich um. Erik streckte betont langsam die Hände aus, verschränkte die Finger ineinander und zog scheinbar schläfrig daran, bis die Fingergelenke knackten.
»Vier … «
Die Gymnasiasten wurden lauter, die Mittelschüler waren verstummt. Die Abiturklasse und die Ratsmitglieder hielten den Mund.
» Fünf… «
Sollte er dem Typ noch weiter drohen? Der Idiot fing ja nicht einmal an, auf die Knie zu fallen. Aber es wies auch nichts darauf hin, dass er einen Angriff plante.
»Sechs … «
Was zum Teufel sollte er machen, wenn er bei zehn angekommen war? Dem Typ rechts und links ins Gesicht schlagen, dass er aus dem Karo taumelte? Was passierte, wenn er hinausfiel? Das zählte wahrscheinlich nicht.
» Sieben … «
Warum hatte er eine so heftige Drohung ausgestoßen? Weil es nötig war, um dem anderen Angst zu machen. Und genauso nötig war es, diese Drohung wahr zu machen, wenn er das Karo als Letzter verlassen wollte. Oder stimmte das schon nicht mehr, hatten sie schon so große Angst, dass sie es nie wieder versuchen würden?
» Acht … «
Er schaute in die Augen des Dicken. Der kämpfte mit den Tränen und suchte mit Blicken nach der Hilfe, die offenbar nicht kommen würde. Die Rechnung würde vielleicht doch aufgehen.
»Neun … «
Eine kleine Bewegung, eine Art Zucken im
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