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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ratis ein, die vielleicht zu gar nichts führen, weder für dich noch für die. Du könntest vielleicht mit dem Fach darüber reden, das sind unsere Vertrauensleute hier von der Mittelschule. Aber richtig gewählt sind die nicht, die werden einfach vom Rat ernannt. Jedenfalls soll das Fach die Interessen der Mittelschule dem Rat gegenüber vertreten. Das hat vor einigen Jahren angefangen, als ein paar Mittelschüler anonyme Beschwerdebriefe in ein kleines Fach auf der Hutablage neben dem Zimmer der Sechsten gelegt haben, wo der Rat immer zusammentritt. Das wurde dann zum System, und inzwischen sollen fünf oder sechs Typen von der Mittelschule unsere Klagen über ungerechte Urteile und so überbringen. Wenn das Fach mitmachen und ein Ende der Peppis fordern könnte, dann würde es vielleicht gehen. Du verstehst doch, was ich meine? Man muss andere Methoden anwenden als Gewalt, wenn man gegen die Gemeinheit kämpfen will, und man muss viele kleine Leute auf einmal sein, wenn es klappen soll. United we stand, divided we fall, wie es im Wappen der USA steht.
    Alles, was du da sagst, Pierre, klingt auf seltsame Weise so wie die richtigen Antworten in Geschichte und Gesellschaftskunde; man weiß, was man antwortet, gilt als richtig, obwohl etwas daran nicht stimmen kann. Es gibt auch Fußballtrainer die sich gern ausgiebig über Spielsysteme und die richtige Mannschaftsaufstellung verbreiten, und alles klingt richtig, obwohl man weiß, dass es eben in Wirklichkeit nicht so läuft; in Wirklichkeit geht es nur darum, sich durchzutanken und den Ball ins Tor zu hämmern, höchstens Glück braucht man noch, damit man oft genug zum Schuss kommt. Stimmt ja, das ist ein schlechter Vergleich, du spielst ja nicht Fußball. Aber was du sagst, ist eben nur Theorie, Pierre. Es klingt toll und es klingt richtig, aber es kann nur klappen, wenn diese Leute mitmachen, und dann dürfen sie nicht feige sein. Oder nicht glauben, dass sie mehr zu gewinnen haben, wenn sie nicht mitmachen. Ich glaube, das ist das Problem. In meiner alten Clique habe ich geglaubt, dass wir alle Kumpels sind und zusammenhalten, eben weil wir Kumpels waren. Aber als es dann drauf ankam, haben alle versagt und sich gegenseitig die Schuld zugeschoben und nur versucht, die eigene Haut zu retten. Zum Kämpfen gehört Mut, Pierre, und ich meine nicht den Mut, ins Karo zu gehen, man muss auch ganz sicher sein, dass man Recht hat. Ach, das klingt alles so komisch, ich weiß gar nicht, ob ich erklären kann, was ich meine. Jedenfalls sind die meisten Typen ziemlich feige, wenn sie wählen müssen, mit wem sie es halten. Da entscheiden sie sich gern für den Stärkeren, kriechen ihm in den Arsch, bevor sie sich welche einfangen, und schleimen herum von wegen wir sind doch alle Kumpels.
    Der nächste Schultag begann mit einer Doppelstunde Sport. In der ersten übten sie Sprintstarts und Staffelwechsel, alles methodisch und diszipliniert. Alle mussten genau gleich viel üben und Berg gestattete keinerlei Witze über Pierre und die anderen schlechten Sportler. Alle mussten immer wieder antreten, ein großer Unterschied zu Eriks alter Schule, wo bei jeder Übung erst einmal die Besten und die Schlechtesten aussortiert wurden. Erik wurde genauso oft korrigiert wie andere.
    In der zweiten Stunde durfte die Klasse zum Fußballspielen auf den Rasen. Großer Jubel war die Folge, denn die Mittelschüler durften nur selten auf den Rasen. Tosse Berg stellte die Mannschaften auf (hier wählten offenbar nicht die zwei Besten aus) und trat selbst für dieselbe Mannschaft an wie Erik. Es war ein wunderbar großer Platz mit weichem, gepflegtem Rasen, der Eriks Athletik und Schnelligkeit perfekt entgegenkam. Irgendwann merkte er, dass Berg sich durch den Riegel der gegnerischen Verteidigung hindurchmogeln und den Ball so aufgelegt bekommen wollte, dass er möglichst spektakulär abschließen konnte. Doch Erik war zu weit nach rechts außen abgekommen, und als er den linken Verteidiger umspielt hatte, verpatzte er die Hereingabe an Berg total. Statt einer Flanke wurde es ein strammer Schuss aufs Tor, der Ball traf den langen Pfosten und zappelte im Netz. Die verdutzten Reaktionen der anderen zeigten, dass sie nicht begriffen, wie aus einer missglückten Flanke ein perfektes Tor werden konnte. Erik kehrte rasch und ohne eine Miene zu verziehen zur Spielfeldmitte zurück. Danach ging alles seinen normalen Gang. Er schoss noch drei oder vier Tore aus kurzer Entfernung.
    Als er danach auf der

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