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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Tribüne saß und seine Fußballschuhe auszog, kam Tosse Berg und plauderte ein wenig mit ihm, bis die anderen gegangen waren. Dann fragte er nach dem Tor. Ob Erik oft solche Tore schoss.
    »Ach«, sagte Erik, »das war mehr ein Patzer. Ich wollte mit dem Innenrist zu Ihnen rüberflanken, weil Sie ganz frei standen. Sah dann nicht schlecht aus, aber ein Patzer war’s trotzdem.«
    »Hab ich mir schon gedacht«, sagte Berg. »Aber Tore schießen kannst du, das merkt man.«
    »Ich hab keine so gute Technik wie manche, aber meistens komm ich irgendwie durch die Verteidigung durch, und wenn man mal nah genug am Tor ist, kann man einfach draufhalten, da ist Technik nicht mehr so wichtig. Hauptsache, das Ding ist im Netz. So mach ich meistens Tore.«
    »Die Schulmannschaft trainiert am Sonntagnachmittag. Du kannst dir ja denken, dass du dort willkommen bist. Ein Torjäger ist genau das, was wir brauchen.«
    »Geht leider nicht. Ich meine … Sonntagnachmittags kann ich nicht kommen. Jedenfalls nicht in diesem Halbjahr.«
    »Strafarbeit und Arrest?«
    »Mm.«
    »Verdammt blöd. Ich meine … verdammt, dass Spieler wie du, nein, das ganze System ist blöd. Aber daran lässt sich nicht viel ändern. Ansonsten … am Mittwochabend ist Boxtraining, falls du Lust hast.«
    »Nie im Leben.«
    »Witzig, ich meine, dem Gerede nach schlägst du zu, wie ein Pferd ausschlägt, da dachte ich, du wolltest vielleicht …«
    »Nein, ich würde nie in einen Boxring steigen. Das hat für mich nichts mit Sport zu tun. Ich könnte das ganz einfach nicht.«
    »Aber nach dem, was ich gehört habe …«
    »Ich kann mir denken, was Sie gehört haben, aber das hat nichts mit Sport zu tun. Wenn Sie es gesehen hätten, würden Sie es besser verstehen.«
    »Nein … na ja, jeder sieht das eben anders. Und worauf willst du nun in Zukunft setzen, Fußball, Leichtathletik oder Schwimmen?«
    »Tja, Schwimmen wäre das Beste, aber ich wohne ja nicht mehr in Stockholm, und es ist schon ein Unterschied, glaub ich, ob man in einem Schwimmverein trainieren kann oder nicht. Man trainiert schließlich, um der Beste zu werden, und auf ein oder zwei Kurzstrecken hätt ich’s vielleicht werden können, wenn ich noch ein paar Jahre im Verein geblieben wäre. So weiß ich nicht recht, ich wachse ja wahrscheinlich noch eine Weile, schwer zu sagen.«
    »Mm. Übernächste Woche sind die Schulmeisterschaften im Schwimmen. Hast du vor, über die Kurzstrecken anzutreten?«
    »Ich weiß nicht. Es ist nicht so toll, ohne richtige Gegner zu gewinnen. Mir wär’s irgendwie peinlich.«
    Tosse Berg seufzte und setzte sich neben Erik. Er schaute aus zusammengekniffenen Augen in die Sonne und schien nachzudenken, ehe er wieder etwas sagte. Sie waren jetzt allein auf dem Sportplatz.
    »Weißt du, Erik, ich trainiere hier seit vier oder fünf Jahren die Leichtathleten und Fußballer, und wir finden alle, dass wir gute Arbeit leisten oder es zumindest versuchen. Aber es lässt sich auch nicht leugnen, dass man sich manchmal wünscht, eines schönen Tages würde das große Talent auftauchen. Tja, und nun kommst also du, mit einer Begabung, deren Größe du selbst wahrscheinlich nicht einmal erfassen kannst. Und dazu hast du offenbar dieses seltsame explosive Temperament derjenigen, die ein Rennen noch auf dem letzten Meter gewinnen können. Gut, wir sollten ein andermal weiterreden, aber eins musst du wissen: du kannst immer zu mir kommen, wenn etwas anliegt. Wenn du reden willst oder so. Hier hast du meine Hand darauf, und wenn wir unter uns sind, heiße ich Tosse, sonst bleibe ich ganz normal Herr Berg. Okay?«
    Sie schüttelten einander die Hände. Zwei Heringsmöwen flogen über den Fußballplatz.
    »Nur noch eins: Komm zum Schwimmen. Und gewinne! Das können diese Gecken brauchen, weißt du. Versprichst du mir das?«
    »Na gut, versprochen. Zwei Strecken bestimmt, vielleicht drei.«
    »Nicht vielleicht drei, tritt auf drei Strecken an, dann heimst du auch den Gesamtsieg ein. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Die Strafarbeiter und Arrestanten fanden sich am Samstagmorgen um 6.00 Uhr im Paffloch vor den beiden Dienst habenden Ratsmitgliedern ein. Das Paffloch war die Raucherzone der Schule, es war in zwei Ebenen unterteilt. In der Mitte lag die dreißig Zentimeter hohe Plattform. Die war für die Leute aus der Abiklasse und die Ratsmitglieder bestimmt, die restlichen Rauchberechtigten rauchten eine Ebene tiefer.
    Einer der Wachhabenden kümmerte sich um die fünf oder sechs

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