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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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diese bestialistische Weise zu misshandeln, bestialisch, meine ich, das bedeutet tierisch. Du kannst nämlich nie mehr Gewalt anwenden als der Rat, denn sie haben das Gesetz und die Macht auf ihrer Seite, und es hilft gar nichts zu sagen, dass dieses Gesetz eine Schande ist. Wir von der Mittelschule können es sowieso nicht ändern. Übrigens muss ich mir für meine Zigaretten jetzt ein besseres Versteck suchen. Ja, ich rauche, aber nicht viel, eigentlich rauche ich nur, weil es verboten ist. Aus Protest, könnte man sagen. Jedenfalls habe ich die Zigaretten mit Klebeband unter dem Tisch befestigt, aber wenn das mit den Razzien so weitergeht, dann werden sie die Packung bald finden. Ich muss es machen wie die, die schon drei-oder viermal beim Rauchen erwischt worden sind und meine Zigaretten zusammen mit Streichhölzern und Vademecum in einer Plastiktüte im Wald verstecken. Das Vademecum benutzt man nach dem Rauchen, damit man nicht nach Zigaretten riecht, wenn man aus dem Wald kommt. Was ich sagen will, es muss doch eine bessere Art von Widerstand geben als einfach nur Gewalt. Es muss eine intellektuelle Methode geben, statt andere Menschen zu misshandeln, hast du dir das noch nie überlegt?
    Hör zu, Pierre, du scheinst mich für eine Art Sadist zu halten. Aber das darfst du nicht glauben, ich finde es überhaupt nicht lustig, andere Typen so zu verprügeln, dass sie für den Rest ihres Lebens Spuren davon im Gesicht haben. Als ich auf diese Penne gekommen bin, war ich dumm genug zu glauben, ich hätte mich zum letzten Mal in meinem Leben geschlagen, nein, vielleicht nicht zum letzten Mal, aber egal. Ja, und dann ist es eben gekommen, wie es gekommen ist. Was hätte ich denn tun sollen? Was hätte ich im Karo tun sollen? Hätte ich mich zum Schein besiegen lassen und genug Prügel kassieren sollen, um unter dem Spott und Gelächter der Menge rauszukriechen und darauf zu warten, dass mich irgendwelche Idioten aus der Dritten gleich wieder fertig machen wollen? Und was hätte ich dann beim nächsten Mal machen sollen? Kapierst du nicht, dass mir so wenigstens Peppis und Karo und Prügel von Leuten aus der Abiklasse erspart bleiben? Du sagst, dass dann immer noch die Ratis übrig sind, und da hast du vielleicht Recht. Aber wenn ich die Wahl habe zwischen den Ratis und Tischmajoren und der Abiklasse einerseits und nur den Ratis andererseits, dann sind doch die Ratis allein immer noch besser, oder? Und dann ist da noch was, was du vielleicht nicht richtig verstehst, weil du so wenig von Gewalt verstehst. Auch für die Ratis ist die Sache jetzt nicht mehr so einfach. Was sie im Karo gesehen haben, vergessen sie nicht so schnell. Das ist so, als wenn du einen angebundenen Hund verprügeln willst. Das kannst du natürlich, solange er angebunden ist, aber was, wenn er sich losreißt? Verstehst du, was ich meine, die Gewalt sitzt im Kopf der Leute und nicht so sehr in den Fäusten, wie du glaubst. Und wenn du wissen willst, was ich glaube, dann glaube ich nicht, dass ich noch einen Typen schlagen werde, solange ich hier bin. Was ich zu erklären versuche, ist also, dass man Gewalt auch anwenden kann, um Gewalt zu vermeiden. Und manchmal ist das vielleicht sogar die einfachste Methode.
    Das klingt alles gut und richtig, Erik, und ich glaube es doch nicht ganz. Du versuchst, dich außerhalb des ganzen Systems von Stjärnsberg zu stellen, du glaubst, du könntest alle Gesetze aufheben, die mit Peppis und Diensten für die Leute aus der Abiklasse zu tun haben. Aber das kann nur dazu führen, dass die Ratis sich alle Mühe geben werden, um dich in eine Falle zu locken. Denn stell dir vor, das greift auf der Mittelschule um sich, stell dir vor, wenn sich plötzlich auch noch andere weigern, die Großen zu bedienen und sich bestrafen zu lassen. Dann wäre am Wochenende der Arrest dermaßen überfüllt, dass auch alle Ratis hier bleiben müssten, um die Strafarbeiten zu überwachen, und das fänden sie überhaupt nicht lustig. Wenn wirklich so viele so viele Samstagsonntage im Protokoll hätten, dass sie sie danach straflos frech sein oder den Gehorsam verweigern könnten, dann würde das ganze System zusammenbrechen. Auf diese Weise ist Indien befreit worden. Gandhi, du weißt. Okay, du hast nichts über Gandhi gelesen, aber ich kann dir ein Buch leihen, dann verstehst du, was ich meine. Also, wenn mehrere auf einmal protestieren, dann kann es klappen, aber ein einsamer Prinz Eisenherz fängt sich nur jede Menge Prügel von den

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