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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Tänzerin, Ralphie. Die und die Monstrositätenschau. Als ich so alt war wie ihr, gab's beides. Einmal hab ich sogar einen Mann mit drei Armen gesehen.«
    Willie junior schaute sie an. »Das gibt's nicht.«
    Aber man sah, dass sie ihn am Wickel hatte.
    »Widersprich nicht deiner Mutter. Es stimmt nämlich. Ich habe einen Mann mit drei Armen gesehen – einer davon war nur so ein winziger kleiner Stummel, der hier rausgekommen ist.«
    Sie hob den Arm und deutete auf ihre glatt rasierte Achsel im Kleid.
    »Die anderen zwei waren ganz normal wie bei euch. Bei der gleichen Schau habe ich auch eine Kuh mit zwei Köpfen gesehen. Die war natürlich tot.«
    Wir saßen in unregelmäßigem Kreis um den Fernseher, Woofer auf dem Teppich neben Ruth, Willie, Donny und ich auf der Couch und Eddie direkt vor dem Kasten, sodass sich Woofer zur Seite beugen musste, um etwas zu sehen.
    Bei solchen Gelegenheiten musste man sich wegen Eddie keine Sorgen machen. Bei ihm zu Hause gab es keinen Fernseher. Er saß wie angewachsen vor dem Zenith. Und wenn jemand Eddie im Zaum halten konnte, dann Ruth.
    »Was noch?«, fragte Willie junior. »Was hast du sonst noch gesehen?«
    Er fuhr sich mit der Hand über seinen blonden Bürstenschnitt. Das machte er ständig. Wahrscheinlich fand er das Gefühl angenehm, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass ihm das bei der glitschigen Pomadentolle vorn auch so ging.
    »Meistens Sachen in Flaschen. Totgeburten. Wisst ihr, was Totgeburten sind? In Formaldehyd. So kleine verschrumpelte Gestalten – Ziegen, Katzen. Alles Mögliche. Ist schon lange her, ich weiß nicht mehr so genau. Aber ich erinnere mich noch an einen Mann, der hat bestimmt fünf, sechs Zentner gewogen. Da mussten sie zu dritt anpacken, um ihn hochzustemmen. Der fetteste Kerl, den ich je gesehen habe und den ich je sehen möchte.«
    Wir lachten über die Vorstellung, wie ihm drei Typen aufhalfen.
    Natürlich wussten wir alle, dass Ruth auf ihr Gewicht achtete.
    »Das kann ich euch sagen, zu meiner Zeit war noch was los auf Jahrmärkten.« Sie seufzte.
    Dann wurde ihr Gesicht ruhig und träumerisch, wie immer, wenn sie an früher dachte – an ganz früher. Nicht an Willie, sondern an ihre Kindheit. Ich freute mich immer, sie so zu sehen. Wir alle, glaube ich. Die Falten und Kanten wurden weicher, und für eine Mutter schaute sie dann fast schön aus.
    »Seid ihr fertig?«, fragte Woofer. Er durfte heute noch spät hinüber zum Karnival, und das war eine große Sache für ihn. Er wartete schon ungeduldig.
    »Noch nicht. Trinkt eure Limo aus. Ich muss noch mein Bier austrinken.«
    Sie nahm einen langen, tiefen Zug von ihrer Zigarette, hielt den Rauch in der Lunge und stieß ihn dann auf einen Schlag aus.
    Ich kannte nur einen Menschen, der seine Zigaretten genauso verbissen rauchte wie Ruth: Eddies Dad. Sie setzte die Bierdose an und trank.
    »Ich möchte mehr über diese Hootchie-Koo hören.« Die Schultern rund nach innen gezogen, lehnte sich Willie neben mir vor.
    Je älter und größer er wurde, desto krummer wurde seine Haltung. Ruth meinte, wenn er so weitermachte, würde er noch als buckliger Lulatsch enden.
    »Ja«, meinte Woofer. »Was soll denn das sein? Kapier ich nicht.«
    Ruth lachte. »Tänzerinnen, hab ich dir doch gesagt. Hast du denn gar keine Ahnung? Und halbnackt, einige zumindest.«
    Sie zog ihr verblichenes Kleid bis auf halbe Höhe der Schenkel hoch, ließ es kurz in unsere Richtung flattern und schob es wieder hinunter.
    »Die Röcke bis hier. Und winzige BHs und sonst nichts. Vielleicht noch einen Brillanten im Nabel oder so. Und hier mit dunkelroter Farbe umrandet.« Sie deutete auf ihre Brustwarzen und zog mit den Fingern langsam Kreise. Dann sah sie uns an.
    »Wie findet ihr das?«
    Ich spürte, dass ich rot wurde.
    Woofer lachte.
    Willie und Donny schauten sie gespannt an.
    Eddie starrte wie gebannt auf Cheyenne Bodie.
    Sie lachte. »Na ja, von den guten alten Kiwaniern kann man so was natürlich nicht erwarten. Von denen doch nicht. Obwohl sie es schon gern machen würden, die Kerle. Und wie gern! Aber die sind ja alle verheiratet. Verdammte Heuchler.«
    Ruth schimpfte immer auf die Kiwanier oder die Rotarier.
    Sie hielt nichts von Vereinsmeierei.
    Das kannten wir schon.
    Sie leerte ihr Bier und drückte die Zigarette aus.
    Dann stand sie auf. »Austrinken, Jungs. Wir gehen jetzt. Verschwinden wir. Meg? Meg Loughlin!«
    Sie ging in die Küche und warf die leere Bierdose in den Mülleimer.
    Die Tür zu ihrem

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