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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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seltsam.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Wir lachten. Obwohl mich die Bemerkung über Ruth verwirrte. Ich erinnerte mich daran, wie kühl und zurückhaltend Meg an dem ersten Tag unten am Bach auf einmal geklungen hatte.
    Wir waren unten angekommen. Ein Schausteller machte die Verriegelung auf und stützte den Wagen mit dem Fuß ab. Ich bemerkte ihn kaum. Wir stiegen aus.
    »Aber ich kann dir sagen, was ich nicht mag.« Ihre Stimme war fast ein Flüstern, als hätte sie Angst, dass jemand zuhören und sie verraten könnte – und als wären wir Eingeweihte bei einer geheimen Verschwörung.
    Das gefiel mir natürlich. Ich beugte mich zu ihr. »Was?« »Diesen Keller, den mag ich überhaupt nicht. Den Bunker.«
     

6
    Ich wusste, was sie meinte.
    Willie Chandler senior war praktisch veranlagt.
    Praktisch veranlagt und paranoid.
    Und als Chruschtschow den Vereinten Nationen drohte: »Wir werden euch begraben«, hatte sich Willie senior wohl gesagt, einen Dreck wirst du, und sich im Keller einen Atombunker gebaut.
    Es war ein Raum in einem Raum mit zweieinhalb mal drei Metern Fläche, eins achtzig hoch und streng nach staatlichen Vorgaben gebaut. Von der Küche aus stieg man die Treppe runter, passierte die unter den Stufen und dem Ausguss aufgestapelten Farbdosen, die Waschmaschine mit eingebautem Trockner und kam schließlich nach einer Ecke durch eine schwere, verriegelte Metalltür – die einmal an einem Fleischschrank gehangen hatte – in einen modrig riechenden, dunklen Betonkasten, in dem es mindestens fünf Grad kühler war als sonst im Haus.
    Es gab weder Steckdosen noch elektrisches Licht.
    An die Balken des Küchenbodens hatte Willie senior zusätzliche Träger genagelt und sie mit dicken Holzpfosten abgestützt. Das einzige Fenster nach außen hatte er mit Sandsäcken verbarrikadiert und auf der Innenseite mit schwerem, ein Zentimeter dickem Maschendraht gesichert. Wie vorgeschrieben hatte er einen Feuerlöscher, ein batteriebetriebenes Radio, eine Axt, ein Brecheisen, eine Batterielampe, einen Erste-Hilfe-Kasten und Wasserflaschen angeschafft. Auf einem schweren, selbst gebauten Holztisch standen aufgestapelt Kisten mit Konservendosen neben einem Gaskocher, einem Reisewecker und einer Luftpumpe zum Aufblasen der in der Ecke zusammengerollten Luftmatratzen.
    All das hatte er mit dem Lohn eines Milchmanns gekauft und zusammengebaut.
    Sogar Hacke und Schaufel hatte er dort unten, um sich nach dem Bombardement wieder auszubuddeln.
     
    Das einzige staatlich empfohlene Utensil, das Willie nicht besorgt hatte, war die chemische Toilette.
    Die war teuer. Und bevor er dazu gekommen war, war er abgehauen.
    Jetzt war der Raum eine Art heruntergekommene Vorratskammer, die Ruth zum Kochen plünderte. Der Feuerlöscher war aus seiner Wandbefestigung gerutscht, die Batterien im Radio und in der Lampe waren längst hinüber, und alle Gegenstände waren nach drei Jahren gnadenloser Vernachlässigung vollkommen verdreckt. Der Bunker erinnerte Ruth an Willie. Sie dachte gar nicht daran, ihn sauberzumachen.
     
    Manchmal spielten wir dort, aber nicht oft.
    Der Raum war unheimlich.
    Fast als hätte er dort eine Zelle gebaut – keinen Bunker, um etwas auszusperren, sondern ein dunkles, schwarzes Loch, um etwas einzusperren.
    Und irgendwie durchdrang er von seiner zentralen Lage aus den ganzen Keller. Wenn man da unten ein Cola trank und sich mit Ruth unterhielt, während sie die Wäsche machte, schaute man automatisch über die Schulter und sah dieses hässliche Ding, düster und verliesartig, diese stumpfe, stellenweise rissige Betonwand, von der immer das Wasser tropfte. Als wäre die Wand selbst alt und todkrank.
    Manchmal gingen wir rein, um uns gegenseitig zu erschrecken.
    Dafür war der Bunker gut. Zum Erschrecken.
    Aber das machten wir nur selten.
     

7
    »Ich sage euch, bei diesem Karnival fehlt einfach eine gute altmodische Hootchie-Koo!«
    Es war Dienstag, der zweite Abend des Jahrmarkts, und Ruth schaute sich zum x-ten Mal an, wie Cheyenne Bodie zum Sheriff ernannt wurde und wie ihm der Schlappschwanz von Bürgermeister einen Deputy-Stern ans Fransenlederhemd steckte. Cheyenne sah stolz und entschlossen aus.
    Ruth hielt in einer Hand ein Bier und in der anderen eine Zigarette. Tief eingesunken und müde saß sie in dem großen Polstersessel am Kamin, die langen Beine auf einem Fußkissen ausgestreckt.
    Woofer blickte vom Boden zu ihr auf. »Was ist eine Hootchie-Koo?«
    »Hootchie-Koo, Hootchie-Kootchie. Eine

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