Evil
»Klingt einleuchtend. Bloß, wie soll sie mit einem Knebel reden?«
»Sie soll ja nicht sofort reden, Mom«, sagte Willie. »Und man weiß immer, wenn sie so weit sind.«
»Bist du sicher? Willst du reden, Meggy?«
»Bist du so weit?«
»Sie ist noch nicht so weit«, fand Woofer. Aber er hätte sich seine Worte sparen können. Meg gab keinen Laut von sich.
»Und was jetzt?«, fragte Ruth.
Willie stieß sich vom Türrahmen ab, an den er sich gelehnt hatte und schlenderte in den Raum.
»Jetzt nehmen wir ein Buch weg.«
Er bückte sich, zog das mittlere heraus und trat zurück.
Die Schnüre waren jetzt straffer.
Willie und Woofer hatten nun beide ihre Taschenlampen an. Die von Ruth hing noch immer dunkel in ihrer Hand.
Ich sah rote Stellen um Megs Handgelenke vom Zug der Leinen. Ihr Rücken war leicht durchgedrückt. Ihre Bluse wanderte ein wenig nach oben. Sie konnte nur noch so eben mit flachen Füßen auf den zwei restlichen Büchern stehen, und ihre Waden und Oberschenkel waren bereits angespannt. Sie ging kurz auf die Zehenspitzen, um ihre Handgelenke zu entlasten, dann sank sie wieder nach unten.
Willie schaltete seine Taschenlampe wieder ab. So war es grusliger.
Meg hing einfach nur leicht schwankend da.
»Gestehe.« Woofer lachte. »Nein, noch nicht.«
»Nimm noch ein Buch weg«, sagte Donny.
Ich warf einen Blick auf Susan, um ihre Reaktion zu sehen. Sie saß da, die Hände im Schoß gefaltet, und starrte mit ernstem Gesicht auf Meg, aber es war unmöglich, ihre Gedanken oder Gefühle zu erraten.
Willie bückte sich und zog das Buch heraus.
Sie stand jetzt auf ihren Fußballen.
Noch immer machte sie keinen Mucks.
Ihre Beinmuskeln zeichneten sich scharf gegen die Haut ab.
»Schauen wir mal, wie lang sie das aushält«, meinte Donny. »Nach einer Weile tut das bestimmt weh.«
»Nö.« Woofer war dagegen. »Das ist noch zu leicht. Das letzte muss auch weg. Dann muss sie auf die Zehenspitzen.«
»Warten wir noch ein bisschen. Schauen wir, was passiert.«
Doch es passierte nichts. Meg schien entschlossen, eisern zu bleiben. Und sie war stark.
»Wollt ihr ihr nicht die Chance geben, dass sie gesteht? Ist das nicht der Sinn der Sache?«, fragte Ruth.
»Nö«, antwortete Woofer. »Noch zu früh. Ach, so bringt das nichts. Nimm das letzte Buch weg, Will.«
Willie folgte seiner Aufforderung.
Und dann gab Meg hinter ihrem Knebel einen Laut von sich, nur kurz, ein winziges Ächzen, da ihr nun auf einmal schon allein das Atmen schwer fiel. Ihre Bluse schob sich bis knapp unter den Busen hoch, und ich sah, wie sich ihr Bauch in unregelmäßigen, mühsamen Stößen gegen den Brustkasten hob und senkte. Einen Moment fiel ihr Kopf zurück und kam dann wieder nach oben.
Sie hatte fast keinen Halt mehr und begann zu schwanken.
Ihr Gesicht lief rot an. Ihre Muskeln waren bis zum Zerreißen angespannt.
Stumm beobachteten wir sie.
Sie war wunderschön.
Das leise Stöhnen, das ihr Atmen begleitete, kam jetzt häufiger, als die Belastung größer wurde. Sie konnte nicht anders. Ihre Beine fingen an zu zittern. Erst die Waden, dann die Schenkel.
Ein dünner Schweißfilm bildete sich auf ihren Rippen, glitzerte auf ihren Schenkeln.
»Ziehen wir sie aus«, schlug Donny vor.
Einen Augenblick hingen die Worte in der Stille, so wie Meg an ihren Schnüren hing, dann gaben sie der Situation eine neue Richtung.
Plötzlich fühlte ich mich schwindlig.
»Ja«, rief Woofer.
Meg hatte alles gehört. Sie schüttelte den Kopf. Abscheu, Wut und Angst lagen in dieser Geste. Laute drangen durch den Knebel. Nein. Nein. Nein.
»Halt's Maul«, sagte Willie.
Sie versuchte zu springen, zog an den Schnüren, wand sich, um sie von den Nägeln zu reißen. Aber sie scheuerte sich damit nur die Handgelenke auf und fügte sich selbst Schmerzen zu.
Sie achtete nicht darauf. Das wollte sie nicht zulassen.
Immer wieder versuchte sie es.
Nein. Nein.
Willie ging zu ihr und schlug ihr das Buch auf den Kopf.
Benommen sackte sie zusammen.
Ich blickte zu Susan. Sie hatte noch immer die Hände im Schoß gefaltet, doch die Knöchel waren jetzt weiß. Sie starrte direkt auf ihre Schwester, ohne uns zu beachten. Immer wieder biss sie sich fest auf die Unterlippe.
Ich konnte sie nicht mehr ansehen.
Ich räusperte mich, um meine Stimme zu finden.
»Hey, äh … Jungs … hört mal, ich glaube nicht …«
Woofer wirbelte herum.
»Wir haben die Erlaubnis!«, kreischte er. »Ich sage, wir nehmen ihr die Kleider weg! Wir ziehen
Weitere Kostenlose Bücher