Evil
direkt auf Susan zu.
Susan. Ihre Schachfigur. Ihr Schutzschild.
Ich wirbelte herum und erwischte sie mit der Schiene an den Rippen und am Rücken, doch es reichte nicht, um sie aufzuhalten.
Sie war schnell. Ich lief ihr nach und schwang die Schiene vom Boden hoch wie ein Rückhandschlag beim Tennis, aber sie packte Susan an der schmächtigen Brust und drückte sie gegen die Wand, dann griff sie in ihr Haar und riss es nach hinten. Ich hörte einen dumpfen Knall wie von einem Kürbis, der auf den Boden fällt, und Susan rutschte an der Wand hinunter. Mit aller Kraft zog ich Ruth die Schiene über den unteren Rücken. Jaulend fiel sie auf die Knie.
Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung und drehte mich um.
Donny war auf den Füßen und stürzte durch den dünner werdenden Rauch auf mich zu. Dann auch noch Willie.
Ich peitschte mit der Schiene vor mir hin und her. Sie bewegten sich langsam, vorsichtig. Sie waren nahe, und ich sah, dass Willies Gesicht verbrannt war, ein Auge war geschlossen und tränte. Donny hatte Blut auf dem Hemd.
Dann ging Willie auf mich los, träge fast. Ich holte aus, und die Schiene krachte auf seine Schulter, rutschte weiter und blieb mit einem Ruck an seinem Hals hängen. Mit einem Aufschrei sackte er zusammen.
Dann kam Donny taumelnd auf mich zu, und ich riss die Schiene herum. Auf einmal hörte ich hinter mir ein Rascheln.
Ruth stürzte sich von hinten auf mich und krallte fauchend wie eine Katze nach mir. Ihr Gewicht brachte mich ins Stolpern. Meine Knie knickten ein. Ich fiel zu Boden. Donny stürzte vor, und plötzlich spürte ich einen brennenden Schmerz an der Wange, und mein Kopf wurde nach hinten gerissen. Auf einmal roch ich Leder. Schuhleder. Er hatte mich getreten wie einen Fußball. Ich sah ein blendendes Licht. Ich wollte die Finger fester um die Schiene klammern, aber sie war nicht mehr da. Sie war weg. Das grelle Licht verdunkelte sich schnell zu Schwarz. Ich rappelte mich auf die Knie. Er trat mich in den Bauch. Ich ging zu Boden und schnappte nach Luft. Dann wollte ich wieder aufstehen, aber ich fand mein Gleichgewicht nicht mehr. Übelkeit stieg in mir hoch wie eine Welle. Ich hatte die Orientierung verloren. Dann trat mich noch jemand anders, in die Rippen, in die Brust. Ich rollte mich zu einem Ball zusammen, spannte die Muskeln an und wartete darauf, dass sich die Dunkelheit lichtete. Immer noch traten sie fluchend auf mich ein. Aber es funktionierte, nach einer Weile sah ich wieder etwas und erkannte, wo der Tisch war. Also rollte ich auf ihn zu, rollte unter ihn und schaute hinauf zu Ruths und Donnys Beinen vor mir – und dann war ich wieder verwirrt, denn auf einmal standen zwei weitere Beine da, wo Meg hätte sein sollen, wo Meg auf ihrer Matratze hätte liegen müssen.
Nackte Beine. Verbrannt und mit Wunden übersät.
Megs Beine.
»Nein!«, brüllte ich.
Ich schob mich heraus. Ruth und Donny drehten sich um und gingen auf sie zu.
»Du!«, kreischte Ruth. »Du! Du! Du!«
Bis heute weiß ich nicht, was Meg eigentlich vorhatte, ob sie wirklich meinte, dass sie helfen konnte – vielleicht hatte sie einfach die Schnauze voll, von Ruth, von den qualvollen Schmerzen, von allem –, doch ihr hätte klar sein müssen, dass sich Ruths Wut nicht auf mich und nicht auf Susan richten würde, sondern auf sie, wie ein böser, treffsicherer Giftpfeil.
In ihren Augen lag keine Furcht. Ihr Blick war hart und klar. Und trotz ihrer Schwäche schaffte sie einen Schritt nach vorn.
Ruth stürzte auf sie los wie eine Furie. Sie packte ihren Kopf mit beiden Händen wie ein heilender Evangelist.
Dann knallte sie ihn an die Wand.
Megs Körper begann zu zittern.
Sie sah Ruth an, sah ihr direkt ins Gesicht, und einen Moment lag ein erstaunter Ausdruck in ihren Augen, als würde sie Ruth selbst jetzt noch fragen: Warum?
Dann sank sie zusammen. Direkt auf die Luftmatratze wie ein Sack ohne Knochen.
Sie zitterte noch ein wenig, dann wurde sie still.
Ich musste mich auf den Tisch stützen.
Ruth glotzte nur die Wand an. Anscheinend konnte sie nicht glauben, dass Meg nicht mehr dort stand. Ihr Gesicht war aschfahl.
Donny und Willie starrten ebenfalls.
Plötzlich herrschte drückende Stille im Raum.
Donny beugte sich vor. Er legte ihr die Hand auf den Mund, dann auf die Brust.
»Atmet sie noch?«
Die Worte erstarben Ruth auf den Lippen.
»Ja, ganz leicht.«
Ruth nickte. »Deckt sie zu. Zieht ihr was über. Sie muss zugedeckt sein.«
Wieder nickte sie, ohne jemand
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