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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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so wichtige Kompetenz Humankapital, so dass sich viele der bisherigen Überlegungen in Bezug auf Unternehmen auch unmittelbar auf ganze Gesellschaften übertragen (siehe dazu auch die Ausführungen im Abschnitt
Globalisierung
auf Seite → ).
    Allerdings standen bislang immer Anpassungsprozesse an sich gleichfalls verändernde äußere Rahmenbedingungen im Vordergrund der Analysen. Daneben stellt sich die Frage, wie sich soziale Systeme in ihrem Inneren wandeln, das heißt, wie sozialer Wandel vonstatten geht. Auch diese Entwicklung wurde bereits im Abschnitt
Technische Evolution
auf Seite → am Beispiel von Entscheidungsprozessen in Unternehmen skizziert.
    Eine Gesellschaft besitzt als soziales System eine eigene Identität und damit ein eigenständiges Selbsterhaltungsinteresse. Gleichzeitig vereint sie eine Vielfalt an Akteuren mit jeweils eigenen Interessen (Ardrey 1970: 1):
    Eine Gesellschaft ist eine Gruppe ungleicher Lebewesen, die sich zum Zwecke der Befriedigung gemeinsamer Bedürfnisse zusammenfindet.
    Als System grenzt sich eine Gesellschaft gegenüber ihrer Umwelt ab. Dazu muss sie ihre Grenzen definieren und in der Folge auch verteidigen 130 .
    Aber auch in ihrem Inneren muss für Schutz gesorgt werden, und zwar nicht nur für die Bürger, sondern auch und gerade für den Lebensraum insgesamt (Ökologie), denn die Mitglieder einer Gesellschaft besitzen ja eigenständige und sich häufig recht widerstrebende Interessen. Desweiteren könnten unerwünschte Eindringlinge danach trachten, der Gesellschaft, deren Bürgern oder den ökologischen Grundlagen Schaden zuzufügen.
    Mit anderen Worten: Eine komplexe Gesellschaft muss regiert werden, und zwar in einer Weise, dass (Zürn 2005: 41)
die äußere und innere Sicherheit (inklusive einer lebensfähigen Umwelt) gewährleistet sind (Sicherheitsziel);
ein symbolisches Bezugssystem geschaffen wird, in dem sich eine zivile kollektive Identität entwickeln kann (Identitätsziel);
die politischen Entscheidungen als zustimmungsfähig anerkannt werden (Legitimationsziel);
das wirtschaftliche Wachstum so befördert wird und die sozialen Ungleichheiten so eingedämmt werden, dass ein breiter materieller Wohlstand erreicht wird (Wohlfahrtsziel).
    Unter all diesen Zielen kommt der Gewährleistung der Sicherheit eine herausragende Bedeutung zu (Zürn 2005: 95):
    Unter den vier allgemeinen Zielen des Regierens, die sich im demokratischen Wohlfahrtsstaat herausgebildet haben, nimmt Sicherheit zweifellos eine herausragende Stellung ein. Bereits der Ursprung des Territorialstaates ist ganz wesentlich darauf zurückzuführen. (…) Wird Sicherheit durch den Staat nicht mehr hinreichend gewährleistet, so erübrigt sich selbst gemäß des Staatstheoretikers des Absolutismus, Thomas Hobbes,für die Bevölkerung die Gehorsamspflicht: „Die Verpflichtung des Untertanen gegenüber dem Souverän dauert nur so lange, wie er sie aufgrund seiner Macht schützen kann, und nicht länger.“
    Hervorzuheben ist aber auch das Identitätsziel, denn es trägt maßgeblich zum selbsterhaltenden Charakter einer Gesellschaft bei. Erst wenn eine Gesellschaft eine Identität besitzt, kann sie einen eigenständigen Selbsterhaltungswillen entfalten und sich um Abgrenzung und Schutz bemühen.
    Ferner muss sie festlegen, welche Verhaltensweisen in ihr zulässig sind und welche nicht, und mit welchen Sanktionen im Übertretungsfall zu rechnen ist. Politische Entscheidungen müssen akzeptiert werden beziehungsweise durchgesetzt werden können, ansonsten verlöre die Gesellschaft schon bald ihren selbsterhaltenden Charakter.
    Zum gesellschaftlichen Selbsterhalt gehört auch die gesellschaftliche Reproduktion. Allgemein streben Männer deutlich stärker nach gesellschaftlichem Status als Frauen. Dies lässt sich unter anderem mit der viel höheren Variabilität des reproduktiven Erfolges auf Seiten der Männer erklären. Während sich Frauen in nichtmodernen Gesellschaften meist relativ unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Status fortpflanzen konnten, traf dies für Männer keineswegs zu. Grundsätzlich gilt: Je polygyner ein Paarungssystem ist, das heißt, je mehr Varianz in Bezug auf den männlichen sexuellen Zugang zu Frauen besteht, desto stärker ist der Selektionsdruck auf die Männer, eine Fortpflanzungspartnerin für sich gewinnen zu können (Buss 2004: 452).
    Während der gesamten Geschichte der Menschheit hatten reiche oder mit Macht ausgestattete Männer eine größere Zahl an

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