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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Design vorgebrachten Argumente zum irreduzibel komplexen Design nicht haltbar sind und sich auch im Einzelfall mit einem entsprechenden Aufwand jeweils entkräften lassen.
    Unabhängig davon regt sich auch eine religiös motivierte Kritik an den Konzepten der Kreatonisten und des Intelligent Designs. So heißt es dann etwa, wer den Gott in den Lücken der wissenschaftlichen Erkenntnis suche, der liefere ihn den Gegnern der Religion aus. Diese müssten dann nämlich lediglich genau belegen, wie zum Beispiel die Evolution funktioniere, und damit hätten sie dann auch die Existenz Gottes widerlegt, weil der sich ja angeblich genau in den bisherigen Wissenslücken der Evolutionsbiologen offenbare (Schrader 2007: 109).
4.34 Was ist Leben?
    „Was ist Leben?“ ist spätestens seit dem gleichnamigen Buch Erwin Schrödingers (Schrödinger 1989) eine berühmte Frage, denn immerhin gilt dieses heute als ein entscheidender Wegbereiter für zahlreiche bahnbrechende Erkenntnisse der Biologie, wie zum Beispiel die Entdeckung der Doppelhelix durch Francis Crick und James Watson (Watson 1973).
    Manfred Eigen merkt dazu allerdings an, dass „Was ist Leben?“ nicht nur eine schwierige, sondern vielleicht nicht einmal eine gute Frage ist (Eigen 1997: 19):
    Zu sehr unterscheiden sich die Träger der Eigenschaft „Leben“ in ihren Merkmalen und Leistungen, als dass eine allgemeine Definition uns auch nur den Hauch einer Vorstellung von der Vielfalt geben könnte, die sich in diesem Begriff vereint. Gerade die Vielfalt, Fülle und Komplexität ist eines der wesentlichen Kennzeichen des Lebens.
    Er schlägt deshalb vor, zunächst einmal nur zu fragen, worin sich ein belebtes (lebendes) von einem unbelebten System unterscheidet. Der vorliegende Abschnitt versteht die Frage „Was ist Leben?“ dann auch genau in diesem Sinne.
    Wir haben in den Abschnitten
Leben als dissipative Struktur
auf Seite → ,
Leben und Fortpflanzung
auf Seite → ,
Leben als Prozess des Erkennens
auf Seite → und
Autopoietische Systeme
auf Seite → bereits recht unterschiedliche Beschreibungsversuche für das, was lebende Systeme auszeichnet, kennengelernt. Auf den folgenden Seiten sollen diese zunächst noch einmal – ergänzt um weitere Vorschläge – kurz erläutert und gegenübergestellt werden. Anschließend wird ein alternativer Ansatz, der maßgeblich auf den Grundideen der Systemischen Evolutionstheorie beruht und der lebende Systeme insbesondere über
emergente, nichtreduzierbare Eigenschaften
charakterisiert, vorgestellt.
    Da alle Lebewesen durch Evolution hervorgegangen sind, liegt es nahe, dass sie Eigenschaften besitzen, die in einem direkten Bezug zur Evolutionstheorie stehen, was aber auch schon von anderen Autoren vermutet wurde (man vergleiche zum Beispiel Eigen 1997: 20; Eigen 1987: 57; Gould 1997: 46; Kutschera 2008: 76ff.). Ich werde die verschiedenen Beschreibungsversuche für lebende Systeme deshalb stets in einen Zusammenhang mit den Prinzipien der Systemischen Evolutionstheorie stellen.
4.34.1 Eigenschaften lebender Systeme
    Wie im Abschnitt
Leben und Fortpflanzung
auf Seite → ausgeführt wurde, gehen zahlreiche Biologen davon aus, dass eine Entität mindestens die folgenden Eigenschaften besitzen muss, um als Lebewesen (lebendes System) aufgefasst zu werden:
Selbstregulierung
(Homöostase)
Stoffwechsel
(Metabolismus)
Fähigkeit zur
Selbstreproduktion
(präziser: durch Selbstreproduktion aus einem anderen Lebewesen hervorgegangen)
    Die genannten Eigenschaften lassen sich wie folgt in die Begrifflichkeit der Systemischen Evolutionstheorie überführen:
Stoffwechsel + Selbstregulierung = Selbsterhalt
Fähigkeit zur Selbstreproduktion = Reproduktion
    Wie noch näher erläutert wird, fehlen in der Merkmalsliste die alles entscheidenden Lebenseigenschaften.
    Die folgende Auflistung von Lebensmerkmalen beschreitet einen etwas anderen Weg (Kutschera 2008: 76ff.):
Stoffwechsel/Energieaustausch
Reizbarkeit/Kommunikation
Alle Lebewesen sind zumindest während bestimmter Entwicklungsphasen reizbar. Sie kommunizieren mit Individuen derselben Art.
Wachstum/Entwicklung
Die Zellen wachsen infolge der stetigen Nahrungsaufnahme heran, wobei auch eine Differenzierung beobachtet werden kann.
Fortpflanzung/Vermehrung
Innerhalb der Population erfolgt bei ausreichendem Nährstoffangebot eine kontinuierliche Fortpflanzung bei drastischer Zunahme der Individuenzahlen (Vermehrung).
Mutation/Evolution
Ein Merkmal des Lebens ist die auf Mutationen und

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