Evolution, Zivilisation und Verschwendung
wann ein Fötus ein Mensch ist. Ganz offensichtlich ist der Übergang von der befruchteten Eizelle zum Neugeborenen zu jedem Zeitpunkt fließend, dennoch würde man eine befruchtete Eizelle im Allgemeinen noch nicht als Menschen bezeichnen, einAllgemeinen noch nicht als Menschen bezeichnen, ein Neugeborenes aber sehr wohl.
4.34.2 Leben als Erkenntnisprozess
Ein anderer Erklärungsansatz des Lebens ist, dass Lebewesen die Fähigkeit besitzen, sich selbst als
Subjekt
gegenüber einer sich von ihnen unterscheidenden Umwelt (
Objekt
) zu erleben (siehe dazu den Abschnitt
Leben als Prozess des Erkennens
auf Seite → ). Für lebende Systeme besteht somit nicht nur eine
System-Umwelt-Differenz
, sondern solche Systeme können die Differenz erkennen beziehungsweise auch definieren, was es ihnen ermöglicht, sich als
Subjekt aktiv
selbstzuerhalten.
Gemäß Adolf Heschl besitzen Lebewesen ein aktives Wissen um das ‚Wie’ der Erhaltung der eigenen Existenz (Heschl 1998: 55f.). Die Evolution des Lebens wird infolgedessen mit dem Prozess der Erkenntnisentstehung gleichgesetzt (Heschl 1998: 61).
Grundlage des Erkennens scheinen vor allem zwei Kompetenzen zu sein (Kaspar 1984: 150ff.):
Die Fähigkeit, Zufall und Notwendigkeit (Unordnung und Ordnung) unterscheiden beziehungsweise Regelmäßigkeiten innerhalb der eigenen Umgebung erkennen zu können.
Die Fähigkeit, zwei regelmäßig aufeinander folgende Ereignisse für ursächlich verknüpft zu halten.
Beide Kompetenzen stellen einen evolutionären Vorteil dar, da sie die Adaptionsfähigkeit des Individuums an den Lebensraum – und damit dessen Selbsterhalt – verbessern. Beispielsweise erlaubt das Erkennen von Ordnung innerhalb einer ansonsten ungeordneten Welt das Entdecken von Systemen geringer Entropie. Solche Systeme können einerseits eine Gefahr darstellen (Fressfeind), andererseits aber auch von Nutzen sein (Nahrung, Fortpflanzung).
Die Fähigkeit des Herstellens von Kausalitäten bei regelmäßig aufeinander folgenden Ereignissen ermöglicht es einem Individuum, sich schon dann auf ein bestimmtes Ereignis vorzubereiten, wenn dieses noch gar nicht eingetreten ist.
Statt von Erkenntnisentstehung könnte man im Rahmen der Evolution abgeschwächter auch von biologischer Informationsentstehung sprechen (Eigen 1987: 55):
5 Demographischer Wandel
Auf den nächsten Seiten sollen die bislang erzielten Ergebnisse auf ein aktuelles Problem moderner Gesellschaften angewendet werden.
Die fortgeschrittenen Industrienationen befinden sich auf dem Weg hin zu Wissensgesellschaften: Nicht mehr die Ressourcen Arbeit, Kapital und Rohstoffe spielen die entscheidende Rolle, sondern die geistigen Fähigkeiten und das theoretische Wissen ihrer Menschen. Gleichzeitig entwickeln diese Staaten ein demographisches Problem: Die Lebenserwartung steigt, während die Geburtenrate sinkt.
Dieses als
demographischer Wandel
bezeichnete Problem drückt sich allgemein in drei unabhängigen Teilaspekten aus:
Es werden zu wenige Kinder geboren
, oder wissenschaftlich ausgedrückt: die gesellschaftliche Reproduktion ist insgesamt
mengenmäßig nicht bestandserhaltend
. Analysen zeigen: Der Geburtenrückgang in Deutschland ist wie auch in den USA und in den übrigen europäischen Ländern einschließlich der Länder Nordeuropas in erster Line das Ergebnis des zunehmenden Verschwindens der Mehrkindfamilie mit drei oder mehr Kindern (Bertram/Rösler/Ehlert 2005: 10) und weniger das Resultat einer zunehmenden Kinderlosigkeit.
Bliebe die deutsche Fertilitätsrate auch in der Zukunft konstant bei den heutigen Werten (ca. 1,4), würde die deutsche Bevölkerung nicht von 80 auf zum Beispiel 50 Millionen schrumpfen, sondern langfristig auf Null. Bei einer angenommenen Generationendauer von 30 Jahren würden bei ausgeglichenen Zuwanderungen und Abwanderungen in Deutschland in 300 Jahren etwa nur noch ca. 1 Million Menschen leben. Ähnliches gilt für die meisten anderen modernen Länder. Zurzeit weiß niemand, wie eine solche Entwicklung verhindert werden kann.
In sozial schwachen beziehungsweise bildungsfernen Schichten werden mehr Kinder geboren als in Schichten mit hohem sozioökonomischen Status beziehungsweise Bildungsniveau
. Anders gesagt: Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen Kinderzahl und sozialer Position beziehungsweise Bildungsniveau (Kopp 2002: 89). Dieser Zusammenhang besteht in analoger Weise auch länderübergreifend: In den entwickelten Industrienationen werden pro Frau meist viel
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