Evolution, Zivilisation und Verschwendung
nachgeschaltete Selektion zurückführbare Evolution der Individuen.
Die genannten Eigenschaften lassen sich wie folgt in die Begrifflichkeit der Systemischen Evolutionstheorie überführen:
Stoffwechsel/Energieaustausch = Selbsterhalt
Mutation = Variation
Fortpflanzung + Mutation = Reproduktion
Vermehrung + Evolution = Reproduktionsinteresse
Wachstum/Entwicklung = Selbsterhalt
Reizbarkeit/Kommunikation = ./.
Die obige Merkmalsliste deckt zwar im Grunde alle Prinzipien der Systemischen Evolutionstheorie ab, allerdings sind einige der genannten Eigenschaften so formuliert, dass sie sich auf Populationen statt auf Individuen beziehen und lebenden Systemen somit nicht direkt zuordbar sind. Dazu zählen namentlich die Merkmale Fortpflanzung/Vermehrung und Mutation/Evolution. Ferner wird auf den Begriff der „Art“ Bezug genommen, zu dessen korrektem Verständnis man aber schon wissen muss, was Lebewesen sind.
Gemäß Manfred Eigen geht es bei der Evolution des Lebens primär um die Erzeugung von Information (Eigen 1997: 20). Entsprechend hebt er drei essentielle Eigenschaften für belebte System hervor (Eigen 1997: 20):
Selbstreproduktion
Ohne Selbstreproduktion ginge die Information nach jeder Generation wieder verloren.
Mutagenese
Ohne Mutagenese wäre die Information nicht abwandelbar und somit erst gar nicht entstanden.
Metabolismus
Ohne Metabolismus könnte eine Information nicht über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben. Das informationstragende System würde nämlich sonst in den Gleichgewichtszustand abfallen, in dem keine Veränderung mehr möglich ist.
Wie bereits im Abschnitt
Alternative Fassungen der Darwinschen Theorie
auf Seite → ausgeführt wurde, lassen sich die genannten Eigenschaften wie folgt in die Begrifflichkeit der Systemischen Evolutionstheorie überführen:
Metabolismus = Selbsterhalt
Mutagenese = Variation
Selbstreproduktion + Mutagenese = Reproduktion
Auffällig ist, dass in allen drei Merkmalslisten in irgendeiner Form die Eigenschaften Metabolismus (Stoffwechsel) und Selbstreproduktion (Fortpflanzung) aufgeführt werden. Offenbar scheint also in den Wissenschaftenein gewisser Konsens darüber zu bestehen, dass jedes lebende System mindestens diese beiden Merkmale – wie auch immer sie zu präzisieren sind – besitzen muss.
Auffällig ist allerdings auch, dass die wohl wichtigste Lebenseigenschaft – die Gegenstand des nächsten Unterabschnitts sein wird – in allen Fällen nicht erwähnt wird, nämlich sich als Subjekt gegenüber einer objekthaften Umwelt abgrenzen zu können und in der Folge dann Eigeninteressen, namentlich Selbsterhaltungs- und Reproduktionsinteressen, zu entwickeln und zu besitzen. Denn der beste Metabolismus führt ja zu nichts, wenn das Lebewesen nicht essen will, und die effizienteste Reproduktionsfähigkeit bleibt letztlich wirkungslos, wenn es sich nicht fortpflanzen möchte.
Von Wissenschaftlern, die einem reduktionistischen Programm folgen, wird meist bezweifelt, dass die vollständige Auflistung aller notwendigen und hinreichenden Lebenskriterien jemals gelingen könnte (Küppers 1987a: 13):
Eine vollständige, also notwendige und hinreichende Kriterien umfassende Definition ist nur dann möglich, wenn der Übergang vom Unbelebten zum Belebten diskontinuierlich ist. In diesem Fall würde die Definition aber wenigstens einen irreduziblen Begriff enthalten, der den ontologischen Unterschied zwischen unbelebten und belebten Systemen zum Ausdruck bringt. Da dieser irreduzible Begriff per definitionem ein lebensspezifischer Begriff ist, wäre jede holistische Definition im Kern eine Tautologie.
Allerdings ließe sich dann entsprechend argumentieren, dass alle holistischen Definitionen von Begriffen im Kern stets Tautologien sind.
Ferner wird gelegentlich darauf hingewiesen, dass der Übergang vom Unbelebten zum Belebten fließend sein müsse (Küppers 1990: 200):
Wenn man nämlich von der Prämisse ausgeht, dass sich alle Lebenserscheinungen vollständig im Rahmen der Physik und Chemie erklären lassen, dann setzt dies voraus, dass der Übergang vom Unbelebten zum Belebten fließend ist. Dies wiederum würde bedeuten, dass schon allein aus logischen Gründen die Angabe von notwendigen und hinreichenden Definitionskriterien für das Phänomen „Leben“ nicht möglich ist.
Vor einer ähnlichen Problematik steht man aber bei vielen anderen Fragestellungen auch, zum Beispiel bei Fragen wie, welcher unserer Vorfahren der erste Mensch war oder ab
Weitere Kostenlose Bücher