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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Begriffe
selbstreferenzielles
beziehungsweise
autopoietisches System
im gleichen Sinne.
    Kommunikationen sind gemäß Systemtheorie stets entweder Teil des sozialen Systems oder seiner Umwelt: Alle Kommunikationen, die sinnhaft aufeinander verweisen, gehören zum jeweiligen sozialen System; alle übrigen Kommunikationen, die keine Beziehung zum relevanten Sinnzusammenhang unterhalten, dagegen zur Umwelt. Hierdurch realisiert sich die für die Systemtheorie so bedeutende Grenze zwischen System und Umwelt. Die Grenze eines sozialen Systems markiert folglich eine Komplexitätsdifferenz von außen nach innen.
    Ein wesentliches Merkmal autopoietischer Systeme ist die Selbsterhaltung. Da sich soziale Systeme aus Kommunikation zusammensetzen, erfolgt die Selbsterhaltung in diesem Falle durch
Anschlusskommunikationen
. Mit anderen Worten: Soziale Systeme reproduzieren sich durch die fortlaufende Aufrechterhaltung ihrer Kommunikation. In einem rekursiv-geschlossenen Prozess produzieren sie unentwegt sinnhafte Kommunikation aus sinnhafter Kommunikation, oder anderes gesagt, sie erzeugen Kommunikation, die an den Sinn der bisherigen Kommunikation
anschlussfähig
ist.
    Die Systemtheorie unterscheidet generell drei Typen von sozialen Systemen:
Interaktionssysteme
sind dadurch charakterisiert, dass sich Personen gegenseitig wahrnehmen (Anwesende) und aufeinander beziehen. Sie kommen häufig ganz spontan zusammen. Beispiele: Projektbesprechungen, Seminare an der Universität.
Organisationssysteme
zeichnen sich dadurch aus, dass die Mitgliedschaft an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Beispiele: Unternehmen, Universitäten, Sportvereine.
Gesellschaftssysteme
sind allumfassende Sozialsysteme. Zu ihnen gehören unter anderem alle Interaktions- und Organisationssysteme innerhalb der Gesellschaft. Gesellschaftssysteme sind aber mehr als die Summe dieser Subsysteme.
    Wer sich das erste Mal mit der Luhmannschen Systemtheorie beschäftigt, wird sich vermutlich mit der Vorstellung schwer tun, dass soziale Systeme nicht aus Menschen, sondern nur aus Kommunikation bestehen sollen.
    Allerdings hat die Definition solcher Systeme als autopoietische Systeme eine entsprechende „Theorieentscheidung“ regelrecht zwingend zur Folge 41 . Denn wenn soziale Systeme tatsächlich Systeme sind,
die die Elemente, aus denen sie bestehen, durch die Elemente, aus denen sie bestehen, selbst produzieren und reproduzieren
(Luhmann 1995: 56), dann müssen Menschen zwangsläufig außen vor bleiben, das heißt, der Umwelt des Systems zugerechnet werden.
    Zwar könnte man bei Populationen und Gesellschaften noch ansatzweise der Auffassung sein, die dazugehörigen Individuen reproduzierten sich im Rahmen der Fortpflanzung selbst, bei anderen sozialen Systemen wie zum Beispiel Unternehmen träfe dies dann aber definitiv nicht mehr zu. Autopoietische soziale Systeme können folglich nur aus dem bestehen, was sich in ihnen auch tatsächlich produzieren und reproduzieren lässt, und das ist gemäß Systemtheorie nun mal nur die Kommunikation. Eine unmittelbare Folge davon ist: Nur Kommunikation kommuniziert (Berghaus 2003: 86).
    Nun wird aber bekanntlich in vielen Unternehmen ein immer größerer Teil der menschlichen Kommunikation durch Computer oder Maschinen ersetzt. Es stellt sich die Frage: Wäre ein Unternehmen, in welchem ausschließlich Computer miteinander kommunizieren, im Sinne der Definitionen der Systemtheorie noch immer ein soziales System? Dazu betrachten wir das folgende Beispiel:
Beispiel Computernetzwerk:
    Stellen wir uns ein fiktives Unternehmen vor, welches insgesamt drei Standorte mit den folgenden Eigenschaften betreibt: In allen Lokationen hat man jeweils ein lokales Netzwerk und einen dazugehörigen Netzwerkcomputer installiert. In jedem Raum befindet sich eine ausreichende Zahl an Steckdosen, an die Mitarbeiter ihre Laptops anschließen können.
    Das Netzwerk dient ausschließlich der Übermittlung von E-Mail. Möchte ein Mitarbeiter einem anderen Mitarbeiter eine Nachricht zukommen lassen, so muss er sich zunächst an seinen lokalen Netzwerkcomputer anmelden. Sodann kann er seine Nachricht versenden.
    Stellen wir uns nun weiter vor, das Unternehmen hätte das Computernetzwerk an einen ehemaligen Werkstudenten (und damit ein eigenständiges Unternehmen) ausgelagert. In der Regel wird dieser nur tätig, wenn es irgendein Problem zu beheben gibt oder die Hardware zu erneuern ist. Normalerweise läuft das Netzwerk aber vollständig autonom vor

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