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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Lebewesen scheinen dies aber aus sich heraus tun zu können. Man könnte regelrecht meinen, sie würden dabei durch einen inneren „Lebensimpuls“ angestoßen.
    35 Sollten sich die technischen Kompetenzen der Menschheit noch deutlich verbessern, dann könnte sie irgendwann einmal in der Lage sein, einen ähnlichen Aufschlag eines Meteors noch rechtzeitig zu verhindern, zum Beispiel, in dem sie ihn vorher aus seiner Bahn drängt. In diesem Fall könnte man die Erde als Gesamtsystem schon fast als ein lebendes System auffassen.
    36 Mit den Unterschieden zwischen unbelebter Materie und lebenden Systemen wird sich noch ganz gezielt der Abschnitt „Was ist Leben?“ auf Seite 275 beschäftigen.
    37 Griechisch = sich selbst (er)schaffen
    38 Ein Unternehmen wie etwa die Deutsche Bank ist in dem genannten strikten Sinne nicht autopoietisch, da es zum Beispiel seine eigenen Mitarbeiter nicht selbst produziert, es also bei seiner Reproduktion auf die Leistungen anderer Systeme angewiesen ist. Allerdings ist es in der Lage, weitestgehend unabhängig und autonom zu operieren, seine eigenen Ziele zu definieren, sich selbst zu benennen und zu wachsen. Ich werde deshalb im Laufe des Buches solche Systeme meist als selbsterhaltend und manchmal auch als autonom bezeichnen. Entscheidend für unsere Überlegungen wird sein, dass solche Organisationen eine Identität und ein Selbsterhaltungsinteresse besitzen und über eigene Kompetenzen/Adaptionen verfügen.
    39 Hier nicht im Sinne der Fortpflanzung, sondern einer Selbsterneuerung, und zwar einerseits bezüglich den eigenen inneren Strukturen (Strukturerhaltung / [Latent] Pattern Maintenance gemäß Parsons) und andererseits den Adaptionen (Adaption gemäß Parsons).
    40 Populationen und Gesellschaften können meist – und dies gilt wohl auch für viele menschliche Gesellschaften – in einem sehr strikten Sinne nicht einmal als selbsterhaltende Systeme (siehe Abschnitt „Selbsterhaltende Systeme“ auf Seite 45) bezeichnet werden.
    41 Im Prinzip könnte man sagen, dass die Systemtheorie den biologischen Begriff der Autopoiesis mehr oder weniger gewaltsam in die Soziologie übertragen hat. Das vorliegende Buch geht hier einen anderen Weg, indem es anerkennt, dass soziale Systeme nicht alle Elemente, aus denen sie bestehen (zum Beispiel die Akteure mit ihren Interessen), selbst produzieren und reproduzieren.
    42 Man könnte das in der Unternehmenswelt etablierte „Franchising“ in manchen Aspekten mit der Fortpflanzung von Lebewesen vergleichen. Auch können Unternehmen spontan „Tochterunternehmen“ bilden.
    43 Durch eine künstliche Generationenbildung könnten Systeme mit innerer Reproduktion annäherungsweise in solche mit kurzer Lebensdauer und äußerer Reproduktion überführt werden. Der erwähnte Unterschied zwischen den beiden Systemtypen wäre dann aufgehoben. Dazu müsste lediglich die Zeit in einzelne Zeitintervalle t (zum Beispiel einer Dauer von 30 Jahren) eingeteilt werden. Sodann definierte man S(t) als das System S während des Zeitintervalls t. S(t + 1) wäre folglich die Fortpflanzungskopie von S(t).
    44 Allgemeiner könnte von „Eigennutz“ beziehungsweise „Eigeninteressen“ gesprochen werden. Verschiedene theoretische Gründe lassen es aber als ratsam erscheinen, sich auf die beiden ausgewählten Interessenarten zu beschränken und alle anderen unspezifischen Interessen auszublenden.
    45 Sicherheitshalber möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass es sich hierbei um ein reines Gedankenexperiment handelt.
    46 Gemäß dieser Definition umfasst Leben also mindestens die drei Merkmale evolutive Selbstorganisation, Selbsterhalt und Reproduktion, welche ich im Abschnitt „Systemische Evolutionstheorie“ auf Seite 92 dann auch zur Grundlage der Systemischen Evolutionstheorie machen werde.
    47 Esoteriker mögen das etwas anders sehen.
    48 So hätte etwa angeführt werden können, dass sich Akteure mit Ressourcen in das soziale System einbringen können, beispielsweise durch einen Kredit oder eine Kapitalbeteiligung, oder dass sie bestimmte Rechte und Pflichten besitzen (siehe dazu auch den Abschnitt „James S. Coleman“ auf Seite 348). Allerdings könnte man die bereitgestellten Ressourcen stark vereinfachend ebenfalls als eingebrachte Kompetenzen verstehen. Von solchen Details soll hier jedoch abstrahiert werden. Infolgedessen beschränkt sich die Definition auf Systeme, die sich 1. gegenüber ihrer Umwelt abgrenzen (System/Umwelt-Differenz), 2. an

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