Evolution, Zivilisation und Verschwendung
element and features of the environment in which it persists 95
Notice that this definition, though drawn from biology, says nothing specific about organic molecules, nutrition or even life. This maximally abstract definition of evolution by natural selection has been formulated in many roughly equivalent versions – see, e. g., Lewontin 1980 and Brandon 1978 (…).
Diese angeblich maximale Verallgemeinerung des Evolutionsprinzips auf Basis der natürlichen Selektion postuliert in etwa das Folgende:
Eine Menge aus lauter verschiedenen Elementen, die sich selbst kopieren können, und zwar umso häufiger, je „fitter“ sie in Bezug auf ihre Umgebung sind, unterliegt der Evolution.
Vielleicht noch etwas allgemeiner drückt dies Richard Dawkins aus (Dawkins 2007: 82):
Möglichst allgemein formuliert, bedeutet natürliche Selektion den unterschiedlichen Überlebenserfolg von Gebilden.
Um es gleich vorweg zu sagen: Die beiden Verallgemeinerungen von Dennett und Dawkins sind viel zu unspezifisch und unpräzise, um Evolution beschreiben zu können. Dies soll im Folgenden explizit am Beispiel der Dennett’schen Formulierungen deutlich gemacht werden.
Zunächst einmal legt die obige Verallgemeinerung der natürlichen Selektion noch nicht fest, was mit den Originalen auf Dauer geschehen soll. Lebewesen müssen irgendwann einmal sterben. Biologische Populationen produzieren folglich nicht nur fortlaufend neue Kopien (die Nachkommen) ihrer Individuen, sondern in ihnen werden Originale (Eltern) nach einer endlichen Zeit stets wieder entfernt. Aber ich möchte auf solche Feinheiten hier nicht näher eingehen. Vielleicht ist es für eine allgemeine Evolutionstheorie ja auch völlig unbedeutend, ob Originale regelmäßig aus der Population entfernt werden, oder ob sie für ewig darin verbleiben können.
Viel wesentlicher dürfte die Frage nach dem Grad der Ähnlichkeit von Originalen und Kopien sein. Identisch dürfen beide jedenfalls nicht sein, denn dem steht ja das Kriterium der Variation entgegen.
Beispiel 1:
Betrachten wir dazu einmal den folgenden Fall: Eine Fischpopulation besteht aus 100 roten und grünen Individuen. Alle Individuen sind Hermaphroditen, die sich mit jedem anderen Individuum der Population paaren können und das nach Möglichkeit auch tun, denn sie begegnen sich nur relativ selten. Den Individuen ist es also egal, ob sie sich mit roten oder grünen Exemplaren paaren, Hauptsache es passiert überhaupt.
Grüne Individuen besitzen erhebliche Anpassungsvorteile gegenüber ihren roten Artgenossen. Weil sie von vielen anderen Meeresbewohnern nicht rechtzeitig erkannt werden, können sie viel mehr Nahrung erlangen und speichern als rote Exemplare. Dies hat zur Folge, dass sie nach einer Paarung zwei Nachkommen in die Welt setzen, rote dagegen nur einen.
Alle Individuen paaren sich genau einmal in ihrem Leben. Nachdem sie ihre Nachkommen in die Welt gesetzt haben, verlieren sie ihre Farbe und werden unfruchtbar. Grüne Individuen hinterlassen also im Durchschnitt zwei Nachkommen, rote einen.
Allerdings handelt es sich bei Rot um ein dominantes Merkmal: wann immer an einer Paarung ein rotes Individuum beteiligt ist, sind die Nachkommen auch rot, ansonsten werden sie grün.
Man kann nun zeigen: Binnen 4 Generationen sind die grünen Individuen ausgestorben, obwohl sie fitter sind und mehr Nachkommen hinterlassen als ihre roten Artgenossen. Der entscheidende Grund dafür ist: Ihre Nachkommen ähneln ihnen in Bezug auf das Fitness-Merkmal „Grün“ zu wenig.
Die Systemische Evolutionstheorie umgeht die gerade dargestellte Problematik, da sie im Kriterium
Reproduktion
einen struktur- und kompetenzerhaltenden
Reproduktionsprozess
fordert. Für biologische Populationen heißt dies nichts anderes als: Nachkommen müssen ihren Vorfahren ähneln.
Doch ich bin mit meiner Kritik an den Dennett’schen allgemeinen Evolutionsprinzipien noch nicht zu Ende. Warum sollten die verschiedenen Elemente der Menge überhaupt Kopien von sich anfertigen? Was treibt sie dazu an? Nur die Fähigkeit, dies zu können?
Beispiel 2:
Stellen wir uns einen Kaninchenzüchter vor, der eine möglichst weiße Kaninchensorte mit dem Namen „Schneemann“ kreieren möchte. Hierbei geht er wie folgt vor: Er selektiert jeweils die weißesten Männchen und Weibchen einer Generation, füttert sie besonders nährstoffreich, ergänzt ihre Nahrung mit Hormonen, die sie besonders paarungsbereit machen und führt sie dann zur Paarung zusammen.
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