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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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klein auf viel über ihre
Umwelt lernen. Sie mussten lernen, Wasser und Nahrung zu suchen, die
Werkzeuge zu benutzen, um an die Nahrung zu gelangen, und die simple
Kräutermedizin anzuwenden. Diese Lebensweise war ihnen durch die
Konkurrenz zu den Affen aufgezwungen worden: Sie mussten sich
Nahrungsquellen erschließen, die die Affen nicht abzustauben
vermochten, und das erforderte Intelligenz.
    Aber es gab hier keine Schulung. Nicht dass Elefant
nachzuvollziehen versucht hätte, was Capo getan hatte. Indem er
aber experimentierte, nach dem Prinzip ›Versuch und Irrtum‹
verfuhr und die Werkzeuge benutzte, die die Erwachsenen
liegengelassen hatten, würde Elefant – vom verlockenden
Duft der Palmnüsse angetrieben – schließlich lernen,
wie man Nüsse knackte.
    Unablässig schlug er auf die Schalen ein, als sei er der
erste Menschenaffe, der diesen Trick anwandte.
    Capo schaukelte sich zu einem langsamen, heftigen Orgasmus auf
– dem ersten heute. Er löste sich von Blatt und rollte sich
mit einem eigentlich unbegründeten Stolz auf sich selbst auf den
Rücken. Dann ließ er sich von ihr kämmen und das Fell
säubern.
    Plötzlich wurde sein Seelenfrieden jedoch durch eine
Kakophonie im Wald gestört: laute Schreie, Trommeln und das
Schaben großer Leiber, die Bäume hinaufkletterten und sich
von Ast zu Ast schwangen.
    Capo setzte sich auf. In dieser Welt empfahl es sich nicht, zu
viel Aufregung zuzulassen, die er nicht selbst verursachte. Er sprang
über einen Baumstumpf, trommelte auf einen Ast, gab Elefant
routinemäßig eine Kopfnuss und lief dem Ursprung des
Lärms entgegen.
    Eine Gruppe junger Männchen jagte einen Affen.
    Für Capos Augen sah er aus wie die kleine Meerkatzen-artige
Kreatur, die er vor einiger Zeit beim Futtern der Akazienblüten
gestört hatte. Nun hatte sie sich in der Krone einer jungen
Palme zusammengekauert.
    Die Jäger hatten sich um den Fuß des Baums aufgestellt
und erklommen Bäume in der Nachbarschaft. Andere, darunter Wedel
und Finger, hatten sich als Zuschauer bei diesem Spektakel
eingefunden. Es waren diese Zuschauer, die den Lärm
veranstalteten; die Jäger selbst bewegten sich lautlos im
Verborgenen. Der Affe wurde durch den Lärm erschreckt und verlor
die Orientierung.
    Capo war unangenehm überrascht, als er sah, wer die
Jäger waren. Es handelte sich nämlich um die frechen jungen
Männchen, die vor kurzem zu einem Jagdausflug in einen anderen
Teil des Waldes verschwunden waren. Ihr informeller Anführer,
eine stämmige Kreatur mit dem Namen Felsbrocken, hatte Capo
schon in der Vergangenheit durch seine Aufmüpfigkeit Scherereien
gemacht, und Capo war über sein Verschwinden froh gewesen:
Sollte er Dampf ablassen, ein paar Fehler machen und sich ruhig auch
ein paar Blessuren einhandeln. Umso bereitwilliger würde er
wieder Capos Autorität anerkennen.
    Felsbrocken war aber nur für ein paar Tage weg gewesen, wo
Capo von ein paar Wochen ausgegangen war. Und seinem aggressiven
Verhalten nach zu urteilen war er durch den Ausflug keinen Deut
ruhiger geworden.
    Capo war auch wegen der Jagd beunruhigt. Sie machten normalerweise
nur Jagd auf Affen, wenn andere Nahrung knapp wurde, zum Beispiel in
Dürreperioden. Wieso jetzt?
    Einer der kletternden Menschenaffen machte plötzlich einen
Satz. Der schnatternde Affe sprang in die andere Richtung – und
direkt in die Arme eines lauernden Jägers. Die zuschauenden
Menschenaffen schrieen und bellten. Der Jäger wirbelte den Affen
über sich herum und schleuderte ihn mit dem Kopf gegen einen
Baumstamm. Die Schreie verstummten sofort. Dann warf der Jäger
den Kadaver auf den Boden, wobei der zerschmetterte Kopf einen
hellroten Fleck auf dem dunkelgrünen Waldboden
hinterließ.
    Nun war Capos Moment gekommen. Er sprang an Felsbrocken vorbei und
stürzte sich auf den Körper. Er packte das noch warme
Bündel, fasste es am Knöchel und riss das kleine Bein am
Knie ab.
    Zu seinem Erstaunen attackierte Felsbrocken ihn aber. Das
stämmige Männchen sprang ihn an und rammte ihm die
Füße in die Brust. Capo fiel um und streckte alle viere
von sich. Er verspürte Schmerzen im Brustkorb und bekam für
einen Moment keine Luft mehr. Felsbrocken hob die Affenkeule
ostentativ auf und biss hinein. Blut spritzte ihm ins Gesicht. Die
Menschenaffen waren nun völlig aus dem Häuschen; sie
schrien, trommelten und balgten sich.
    Capo ignorierte die Schmerzen in der Brust und sprang mit
Gebrüll auf. Das durfte er Felsbrocken diesmal nicht

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