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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hochländer
emporgehoben und Tiefebenen zu Tälern gefaltet, die Wasser zu
den größten Seen des Kontinents leiteten. Das Land war
auch umgeformt worden, indem Ascheschicht auf Ascheschicht gepackt
und breite Lagen aus Schiefer und Schlammstein eingezogen wurden. An
den vulkanischen Hängen wuchsen Regenwälder, und ein
Flickenteppich aus Vegetation – Waldgebiete, Savanne und
Buschland – bedeckte den Boden des Tals. Es war ein
üppiger, bunter und vielgestaltiger Ort.
    Und er war voller Tiere.
    Als die Sonne sich dem Horizont entgegensenkte, wurden die Tiere
der Savanne lebendig. Die Nilpferde suhlten sich in den
Feuchtgebieten, und die Herden der majestätischen
Elefantenartigen wanderten gemächlich über das Grasland. Es
gab viele Elefantenarten, die sich nur in der Form des Rückens,
des Kopfes und des Rüssels geringfügig unterschieden.
    Sie verständigten sich mit lautem Trompeten und zogen wie
Geisterschiffe durchs Staub-Meer, das sie aufwirbelten. Wie diese
großen Pflanzenfresser hingen auch viele andere Arten vom Gras
ab: Hasen, Wildschweine, Schilfratten und Wühlschweine. Zu den
Jägern der Pflanzenfresser zählten Schakale, Hyänen
und Mungos, die wiederum noch stärkeren Tieren als Beute
dienten.
    Die Tiere der Savanne wären menschlichen Betrachtern
erstaunlich bekannt vorgekommen, denn sie hatten sich schon gut an
die dort herrschenden Bedingungen angepasst. Aber der Reichtum und
die Vielfalt des Lebens hier hätten einen Beobachter dennoch
verblüfft, der nur das Afrika des Menschenzeitalters kannte.
Dies war mit Blick auf Anzahl, Vielfalt und
Populationsgröße der Säugetierarten die reichste
Region der Erde. An diesem überfüllten Ort mit dem fein
austarierten Ökosystem lebten Savannen-Bewohner wie Antilopen
und Elefanten direkt neben Waldbewohnern wie Schweinen und Ratten.
Das Rift Valley war eine üppige Landschaft, die vielen Tierarten
wie Elefanten, Schweinen, Antilopen – und Hominiden Gelegenheit
zur Anpassung geboten hatte. Das war der Schmelztiegel, in dem Weits
Art sich entwickelt hatte.
    Aber sie waren nicht hier geblieben.
    Nach Capos Ära hatte Weits Art die letzten urzeitlichen
Fesseln des Walds abgestreift, war zu Nomaden geworden und hatte sich
über Afrika hinaus ausgebreitet: Die ersten Hominiden waren
bereits entlang der ganzen Südküste der asiatischen
Landmasse ausgeschwärmt. Doch dann hatten Weits
Großmütter unwissentlich einen großen Bogen nach
Norden, Osten und Süden geschlagen und waren nach vielen
Generationen hierher zurückgekehrt, an den Ort, an dem ihre Art
entsprungen war.
    Weit saß auf der Felskuppe und ließ den Blick
prüfend und berechnend über die Landschaft schweifen. Auf
ihren Wanderungen folgten die Leute meistens Wasserläufen. Sie
waren von Norden zu diesem Ort gekommen, und sie sah den Strom, dem
sie gefolgt waren – eine silberne Schlange, die sich durch das
Gras und das Buschland schlängelte. Entlang der Ufer war das
Land morastig und mit Nährstoffen schier geschwängert. Dort
wuchs eine Vielfalt von Bäumen, Büschen und Gräsern,
zwischen denen statuettenartige Termitenhügel aufragten. Im
Osten stieg das Gelände an und wurde trocken und öde, und
im Westen wurde der Wald dichter und bildete einen undurchdringlichen
Gürtel. Als sie jedoch nach Süden schaute, erkannte sie die
Möglichkeiten von morgen, einen Savannen-Korridor mit der
Mischung aus Gras, Büschen und Wäldchen, wie die Leute sie
bevorzugten.
    Weit war noch jung. Sie machte sich erst noch mit der Welt
vertraut und lernte, wie sie sie sich zunutze machen konnte. Aber sie
hatte ein tiefes Verständnis der Umwelt. Sie war bereits in der
Lage, eine unbekannte Landschaft wie diese einzuschätzen und
Nahrungs-, Wasser- und Gefahrenquellen auszumachen – und sogar
Routen für die weitere Wanderung zu planen.
    Diese Fähigkeit war notwendig. Nachdem Weits Art durch
widrige Umstände auf offenes Land verschlagen worden war, hatte
sie ein neues Bewusstsein für die Natur entwickeln müssen.
Sie war gezwungen, die Gewohnheiten der Wildtiere zu verstehen, die
Verteilung der Pflanzen, den Wechsel der Jahreszeiten und die
Bedeutung von Spuren, um die endlosen Rätsel der komplexen
Savanne – die keinen Fehler verzieh – zu lösen. Im
Gegensatz dazu hatte ihr entfernter Vorfahr Capo, der ein paar
tausend Kilometer nordwestlich von diesem Ort gelebt hatte und
gestorben war, die Merkmale seines üppigen Waldes sich
eingeprägt: Unfähig, das Land zu begreifen und neue Muster
zu

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