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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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– wie so viele andere – weit südlich
von hier in Afrika geboren worden. Sie waren intelligenter und
stärker als Weits Leute und hatten sich in einem großen
Bogen von Afrika nach Europa bis zur Eisgrenze und nach Asien
ausgebreitet, wo sie bis nach Indien vorgestoßen waren. Sie
hatten ihre Werkzeuge, ihre Lebensweise und im Lauf der Zeit auch
ihre Körper an die unterschiedlichen Bedingungen angepasst, die
sie vorfanden.
    Und sie hatten die älteren Hominiden-Formen verdrängt.
Elegante, dünne Läufer wie Weit überdauerten noch in
Ostasien, doch in Afrika klammerten sie sich nur noch an Nischen. In
Europa waren sie ganz ausgestorben. Und was die letzten
Pithecinen-Arten betraf, so waren sie schon vor langer Zeit
verschwunden, aufgerieben zwischen den Schimpansen und den neuen
Savannen-Leuten. Dennoch war das Verbreitungsgebiet der Hominiden
noch klein. Es gab noch immer keine Leute in den kalten
nördlichen Breiten, nicht in Australien und auch nicht auf dem
amerikanischen Doppelkontinent. Doch in der Alten Welt traten sie
sich allmählich auf die Füße.
    Und zugleich gab das Land immer weniger her.
    Es hatte wieder ein Artensterben stattgefunden. Und diesmal hatten
die Leute maßgeblich damit zu tun. Unter dem klimatischen Druck
hatten viele der größeren, langsam sich vermehrenden
Tier-Arten Zuflucht bei Wasserquellen gesucht. Dadurch wurden sie zu
einer leichten Beute für die immer intelligenteren
Hominiden-Jäger, die unter der Prämisse der
Risikominimierung gezielt alte, schwache, aber auch vor allem junge
Tiere auswählten, wodurch die Populationen rasch dezimiert
wurden.
    Die größten und einheitlichsten Spezies waren zuerst
ausgestorben. In Afrika hatten von der weit verzweigten und uralten
Elephantiden-Familie nur die echten Elefanten überlebt.
    Und dann war da noch das Feuer.
    Die Bändigung des Feuers, die erst wenige Generationen vor
Kieselsteins Zeit gelungen war, hatte einen Höhepunkt in der
Hominiden-Entwicklung dargestellt. Feuer bot viele Vorteile:
Wärme, Licht und Schutz vor Raubtieren. Man vermochte mit ihm
Holz zu härten und mit seiner Hitze viele pflanzliche und
tierische Nahrung zu garen. Es gab aber noch keine
großmaßstäblichen, organisierten Brandrodungen; das
würde erst später einsetzen. Dennoch wirkte der
tägliche Einsatz von Feuer sich schleichend und nachhaltig auf
die Vegetation aus, weil die Pflanzen, die dem Feuer zu widerstehen
vermochten, gegenüber den weniger robusten Sorten die Oberhand
bekamen. Und obwohl Ackerbau in diesem Sinn noch weit in der Zukunft
lag, hatten die Hominiden bereits mit der Auswahl von Pflanzen
begonnen, die sie für ihre Zwecke bevorzugten – wie
Kieselstein auch das Unkraut um den Maniokstrauch gejätet
hatte.
    Diese an sich geringfügigen Handlungen hatten, indem sie
täglich über einen Zeitraum von Jahrhunderttausenden
wiederholt wurden, gravierende Auswirkungen. Einst war die Landschaft
von wandernden Elefanten geprägt worden: Weit und ihre Art waren
bloße Statisten gewesen. Doch das war einmal. Diese Landschaft war von Menschen geprägt worden.
    Trotzdem wirkte dieses kahle Land mit den feuerresistenten
Bäumen und vereinzelten Pflanzenfressern jungfräulich, als
ob es sich seit Urzeiten in diesem Zustand befunden hätte. Es
lag schon so lang so da, dass niemand auf der Erde sich vorzustellen
vermocht hätte, es hätte hier je anders ausgesehen.
     
    Robbe hatte am Strand eine Spinne gefangen. Er lief durch den Sand
und brachte sie grinsend zu Kieselstein. »Spinne Netz Spinne
Fisch.« Kieselstein tippte Robbe auf den Kopf, sodass etwas von
seiner ansteckenden Energie sich auf ihn übertrug. Er
wünschte sich, er hätte mehr davon.
    Robbe rannte zum Büschel Dünengras zurück, wo er
die Spinne gefunden hatte. Das Netz bestand aus strahlförmigen
kräftigen Strängen, über die die Spinne ein
spiralförmiges klebriges Geflecht gespannt hatte. Sachte, ganz
sachte hob der Junge, der einen kurzen Stock in der Hand hatte, die
Spirale von den nicht haftenden Trägersträngen. Dann
führte er den Stock von Speiche zu Speiche und rollte sie auf,
sodass das klebrige Zeug sich wie Zuckerwatte am Ende des Stocks
zusammenballte. Dann lief er zu einem Gezeitentümpel, der von
flachen erodierten Felsen umrandet war. Er tunkte den Stock ins
Wasser und ließ die klebrige Masse auf der
Wasseroberfläche tanzen.
    Ein kleiner Fisch kam herbei geschwommen und knabberte am
verlockenden Köder. Und mit jedem Biss klebte er mit dem Maul
stärker am

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