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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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bis hin zu diesem unbekannten Ort, wo Purgas Geruch
stark war.
    Verletzlicher Zahn stand stumm und starr da. Die Nase sagte ihm,
dass der Bau sich direkt unter seinen Füßen befand. Sie
bückte sich und legte den Kopf schräg auf den Boden. Aber
er hörte nichts. Die Primaten verhielten sich
mucksmäuschenstill.
    Also wartete er stundenlang, während die Sonne an diesem
letzten Tag immer höher stieg und das Kometenlicht unmerklich
heller wurde. Er zuckte nicht einmal zusammen, als Meteore über
ihr verglühten.
    Wenn er gewusst hätte, dass der Gigantosaurier ihn
beobachtete, wäre es ihm auch egal gewesen. Und selbst wenn er
das Fanal des Kometenlichts erkannt hätte, wäre es ihm egal
gewesen. Er wollte Purga schnappen; das war alles, was ihn
interessierte.
    Es war schon eine besondere Ironie, dass Verletzlicher Zahn
ausgerechnet durch seine hohe Intelligenz in diese Situation geraten
war. Er gehörte nämlich zu den wenigen Dinosaurier-Arten,
die intelligent genug waren, um verrückt zu werden.
     
    Es war noch nicht dunkel. Purga sah das an den Lichtreflexen am
Eingang des Baus. Aber welche Bedeutung hatten Tag und Nacht
überhaupt noch in diesen merkwürdigen Zeiten?
    Weil das Kometenlicht die Nacht seit einiger Zeit zum Tag machte,
war sie erschöpft, unruhig und hungrig – und das Gleiche
galt auch für ihren Gefährten, Dritter und die zwei
überlebenden Jungen. Die Jungen waren fast schon so groß,
um selbst auf die Jagd zu gehen, und deshalb waren sie
gefährlich. Wenn es nicht genug Nahrung gab, fiel die im Bau
eingepferchte Familie vielleicht noch übereinander her.
    Sie setzte neue Prioritäten und revidierte eine frühere
Entscheidung. Sie würde nach draußen gehen müssen,
auch wenn es nicht die richtige Zeit zu sein schien, auch wenn das
Land mit Licht überflutet war. Zögernd bewegte sie sich auf
den Ausgang des Baus zu.
    Draußen hielt sie inne und lauschte. Es waren keine Schritte
zu hören, unter denen die Erde erbebte. Sie ging mit zuckenden
Schnurrhaaren weiter.
    Das Licht war stark und seltsam. Kometenbruchstücke fielen
vom Himmel und erleuchteten das Firmament wie ein lautloses
Feuerwerk. Es war außergewöhnlich und hatte einen gewissen
Reiz – schließlich war es viel zu weit entfernt, um eine
Gefahr darzustellen…
    Ein riesiger Käfig fiel vom Himmel. Sie rannte zum Bau
zurück. Aber diese großen Hände waren schneller, und
dicke muskulöse Finger krümmten sich um sie.
    Und nun erblickte sie einen Verhau aus Zähnen, hunderte von
Zähnen und ein riesiges Gesicht mit Reptilienaugen, die so
groß waren wie ihr Kopf. Ein riesiges Maul öffnete sich,
und Purga roch Fleisch.
    Das Dinosauriergesicht mit dem großen Maul, das mit
pergamentartiger Haut bespannt war, hatte nicht die Beweglichkeit von
Purgas weicher Schnauze. Verletzlicher Zahn hatte ein starres,
ausdrucksloses Gesicht wie ein Roboter. Obwohl sie es nicht zu zeigen
vermochte, war das ganze Sein von Verletzlicher Zahn auf das kleine
warme Säugetier in ihrem Griff fokussiert.
    Purgas Gliedmaßen wurden an den Körper gepresst, und
sie hörte auf zu zappeln.
    Eigentümlicherweise verspürte Purga im diesem letzten
Moment einen Seelenfrieden, um den Verletzlicher Zahn sie beneidet
hätte. Purga war bereits im mittleren Alter, was sich durch eine
verlangsamte Bewegung und Gehirnleistung bemerkbar machte. Und sie
hatte schließlich alles erreicht, worauf ein Geschöpf wie
sie überhaupt hoffen durfte. Sie hatte Nachwuchs bekommen.
Obwohl sie in der Schraubzwinge des kalten Reptiliengriffs des
Troodons steckte, roch sie die Jungen in ihrem Fell. Auf ihre Art war
sie zufrieden. Sie würde hier und jetzt sterben – in
wenigen Herzschlägen –, aber die Spezies würde
überdauern.
    … Und dann schob sich irgendetwas hinter den massigen Leib
des Troodons, etwas noch Größeres – ein lautlos
gleitender Berg.
    Das Troodon war unglaublich sorglos. Riese fragte aber nicht nach
dem Grund dafür. Und er interessierte sich auch nicht für
den warmen Brocken, den Verletzlicher Zahn in der Pfote hatte.
    Der Angriff erfolgte schnell, lautlos und mit einem präzisen
Biss ins Genick. Verletzlicher Zahn hatte noch Zeit, eine
Schrecksekunde und einen unerträglichen Schmerz zu
verspüren – und eine enorme Erleichterung, als Weiße
ihn umfing.
    Er öffnete die Pfote. Ein Fellknäuel flog durch die
Luft.
    Bevor Verletzlicher Zahn noch zu Boden ging, hatte Riese zu einem
zweiten Angriff angesetzt. Er schlitzte ihm den Bauch auf und riss
die

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