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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausfüllen. In Zukunft würden die vom Wind getragenen
Insekten nicht mehr behelligt werden.
    Menschliche Paläontologen, die dieses Zeitalter anhand von
Knochen und versteinerten Pflanzen rekonstruierten, fanden keine
Reste von diesen Riesen. Die meisten Pterosaurier-Knochen, auf die
man stieß, gehörten Wasser- und Küstenbewohnern, weil
die Fossilien in diesem Gelände am besten konserviert wurden.
Die Geschöpfe, die das Dach der Welt beherrscht hatten, die
Hochebenen und Gebirge, hinterließen relativ wenig Spuren, weil
diese Habitate starken Auffaltungen und Abtragungen unterworfen
waren: Das höchste Gebirge des Menschenzeitalters, der Himalaja,
hatte in der Kreidezeit noch nicht einmal existiert.
    Die Fossilien ergaben also nur ein unvollständiges und
verzerrtes Bild. Schon zu allen Zeiten hatte es Ungeheuer und Wunder
gegeben, die keines Menschen Auge je geschaut hatte – wie dieses
riesige Flugwesen.
    Mit einer zarten Berührung der langen ausgestreckten
Mittelfinger legte der Wal die Flügel an und schoss auf eine
Schicht zu, die besonders reich an Luftplankton war.
     
    Die Nacht sollte noch weitere Schrecken für Purga bergen.
    Trotz des Verlusts von Zweiter setzte sie die Jagd fort. Sie hatte
keine Wahl. Der Tod war allgegenwärtig, und das Leben ging
weiter. Sie hatte keine Zeit zu trauern.
    Doch als sie zum Bau zurückkehrte, stieß ein kleines,
schmales Gesicht ihr durch die Dunkelheit entgegen: eine zuckende,
bewegliche Schnauze, leuchtende schwarze Augen, zitternde
Schnurrhaare. Einer von ihrer Art, ein Männchen.
    Sie zischte und zog sich aus dem Eingang zum Bau zurück. Sie
roch Blut. Das Blut ihrer Jungen.
    Es war schon wieder passiert. Blindwütig stürzte Purga
sich auf das Männchen. Aber es war dick und kräftig –
offenbar ein guter Jäger – und wehrte sie mit Leichtigkeit
ab.
    Verzweifelt rannte sie in die gefährliche
Morgendämmerung hinaus, wo mächtige Dinosaurier sich regten
und die Luft von den ersten, weit tragenden Rufen der Hadrosaurier
vibrierte. Sie lief zu einem alten, ihr bekannten Farn, um dessen
Wurzeln der Boden trocken und bröckelig war. Schnell grub sie
sich ein, ohne von den feuchten Würmern und Käfern Notiz zu
nehmen. Schließlich lag sie zitternd in der Sicherheit des
unterirdischen Baus und versuchte, den schrecklichen Gestank des
Bluts ihrer Jungen aus dem Kopf zu verdrängen.
    Nachdem das fremde Männchen Purgas Duftmarken entdeckt hatte
– den Geruch eines fruchtbaren Weibchens –, war es ihnen
zum Bau gefolgt. Dabei hatte es ihre Marken sorgfältig mit
seinen eigenen überlagert, um keine anderen Männchen auf
die Fährte zu locken.
    Nachdem der Fremde in den Bau eingedrungen war, hatten die Jungen
sich um ihn versammelt. Sein Geruch, der ihn als Artgenossen auswies,
hatte den familienfremden Geruch überdeckt. Anhand der Fell- und
Kotspuren erschnüffelte er, dass hier ein gesundes, fruchtbares
Weibchen hauste. Das Weibchen war nützlich für ihn, nicht
aber die Jungen. Sie rochen nicht nach ihm und hatten nichts mit ihm
zu tun. Ohne sie würde das Weibchen viel eher bereit sein, sich
mit ihm zu paaren und den Nachwuchs aufzuziehen, den er mit ihr
zeugen würde.
    Für das Männchen war das alles ganz logisch. Die beiden
größeren Jungen hatten auf der Suche nach Milch noch
seinen Bauch beschnüffelt, während er schon ihre kleine
Schwester auffraß.
    In der darauf folgenden Nacht spürte das Männchen sie
wieder auf. Es stank noch immer nach ihren toten Jungen, nach dem
verlorenen Teil von ihr. Sie wehrte ihn in blinder Wut ab.
    Es dauerte noch zwei Nächte, bis sie auf sein Werben einging.
Und bald würde sie seine Jungen austragen.
    Es war hart.
    Es war das Leben.
    Es wäre auch kein Trost für Purga gewesen, wenn sie
gewusst hätte, dass dieses grausame Land, dem ihre beiden
Würfe zum Opfer gefallen waren, bald von einer Welle des Leidens
und Sterbens überrollt werden sollte, die alles in den Schatten
stellte, was sie bisher erduldet hatte.

 
IV
     
     
    Die Erde befand sich nun innerhalb der anschwellenden Koma,
der lockeren Gaswolke, die den eigentlichen Kern umhüllte.
    Der Schweif, der von der Sonne wegzeigte, war auf der ganzen
Nachtseite der Erde zu sehen. Es war, als ob der Planet in einen
glitzernden Tunnel eingetaucht wäre. Meteore funkelten am
Himmel, und kleine Kometenbruchstücke drangen in die
Atmosphäre ein und verglühten in einer Lichtshow, die von
den lethargischen Dinosauriern nur flüchtig wahrgenommen
wurde.
    Der

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