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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren; und als es
starb, starben auch sie.
    Derweil arbeiteten auf dem Mars die Roboter weiter. Geduldig
verwandelten sie das trübe Sonnenlicht und den roten Staub und
die Kohlendioxid-Luft in Fabriken, die ihrerseits Kopien der Roboter
selbst produzierten, mit gelenkigen Beinen, Solarzellen-Panzern und
Silizium-Gehirnen.
    Die Roboter übermittelten den Arbeitsfortschritt an ihre
Schöpfer auf der Erde. Es kam keine Antwort. Aber sie arbeiteten
trotzdem weiter.
    Unter dem blutorangefarbenen Himmel des Mars kamen und vergingen
die Generationen in schneller Folge. Natürlich war keine
Replikation, ob biologisch oder mechanisch, jemals perfekt. Manche
Varianten arbeiteten besser als andere. Und die Roboter waren aufs
Lernen programmiert – sie sollten übernehmen, was
funktionierte und eliminieren, was nicht funktionierte. Die Schwachen
starben aus. Die Starken überlebten und gaben die konstruktiven
Neuerungen an die nächste mechanische Generation weiter.
    So hatten Variation und Selektion sich etabliert.
    Und die Roboter arbeiteten weiter und weiter, bis die alten
Meeresböden und Schluchten mit glänzenden insektenartigen
Metallpanzern bedeckt waren.

 
     
     
DREI

     
     
     
     
     
NACHFAHREN

 
KAPITEL 17

EIN LANGER SCHATTEN
     
    Ort und Zeit unbekannt

     
I
     
     
    Aus einem Kälteschlaf zu erwachen war etwas ganz anders, als
wenn man im eigenen Bett neben seiner Frau aufwachte. Es war eher so,
als sei man in einen großen Bottich mit einer klebrigen
Flüssigkeit geworfen worden und würde allmählich
wieder auftauchen.
    Doch nun riss der Nebel auf, und ein sich vergrößernder
Kreis aus Licht zentrierte sich um ein verschwommenes Gesicht. Das
Gesicht gehörte zu Ahmed, dem Splot – dem
Chefpiloten – und nicht dem Kommandierenden Offizier. Das war
für Snowy das erste Anzeichen, dass etwas nicht stimmte.
    »Alles in Ordnung? Bist du in Ordnung?«, fragte Ahmed.
Bevor er die Injektion bekam, hatte Snowy verschiedene Reaktionen auf
den Weckruf geprobt. Er lächelte und hob den Mittelfinger der
rechten Hand. »Jede Landung, nach der man noch auf eigenen
Beinen zu gehen vermag, ist eine gute Landung.« Seine Stimme
klang wie ein Reibeisen; sein Mund war völlig
ausgedörrt.
    »Noch gehst du aber nicht, Klugscheißer«, sagte
Ahmed grimmig.
    »Wo ist Barking?« Robert Madd, der mit einem der weniger
originellen Spitznamen der Royal Navy gesegnet war, war der
Kommandierende Offizier der Einheit.
    »Später«, sagte Ahmed. Er trat zurück und gab
Snowy den Blick auf die Metallwände der Grube frei. Dann
warf er ein Proviantpäckchen aufs Bett. »Stehen Sie auf.
Helfen sie mir bei den anderen.«
    Snowy – Robert Wayne Snow, Alter einunddreißig Jahre
– war ein Leutnant in der British Royal Navy, wodurch er
zumindest geneigt war, den seltsamen Befehl zu befolgen. Also setzte
er sich mühsam auf.
    Die Grube war ein schlachtschiffgrauer Zylinder; die
Wände waren kahl bis auf die Instrumente und Sensorkonsolen. Das
Licht kam von Strom sparenden Leuchtkörpern, die alles in ein
fahles Licht tauchten. Die Instrumente waren alle tot, die
Bildschirme schwarz. Es war wie im Innern eines Öltanks. Der
Raum war mit Kojen angefüllt, mit zwanzig aufeinander gestellten
Pritschen. Kunststoffpanzer lagen auf den Betten. Ahmed ging im Raum
umher, öffnete die Panzer der Reihe nach und schloss die meisten
wieder.
    Snowy war splitternackt, aber er fror nicht. Er nahm das
Proviantpäckchen an sich. Es war ein durchsichtiger Beutel mit
vakuumverpackten Bananen, Schokolade und anderen Leckereien. Er riss
ihn mit dem einzigen Werkzeug auf, das er hatte: mit den Zähnen.
Der Beutel platzte auf, und die Luft entwich. Er ließ den
Inhalt aufs Bett fallen und stopfte sich eine Banane in den Mund. Er
fühlte sich, als hätte er gerade einen Marathonlauf
absolviert. Er hatte schon zweimal zu Ausbildungsund
Auswertungszwecken im Kälteschlaf gelegen; jeweils eine Woche
lang. Es war eine Besonderheit des Vorgangs, dass man dabei nicht
fror, sondern nur mit einem Heißhunger aufwachte: Das lag
daran, dass der Körper langsam seine Speicher leerte, um sich am
Leben zu erhalten; das sagten jedenfalls die Medicos.
    Doch etwas stimmte nicht mit der Koje. Er sah die Stelle, wo er
gelegen hatte – sein Körper hatte einen deutlichen Abdruck
hinterlassen, wie die grässliche Szene in Psycho, wo die
tote Mutter im Bett gelegen hatte. Er drückte auf die Matratze.
Sie war klumpig und hart. Und die Laken, auf denen er gelegen hatte,
zerfielen

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