Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
schon bei der ersten Berührung – als seien sie
Bandagierungen einer Mumie.
    Furcht stieg in ihm auf.
    Ahmed half gerade einem Mädchen aus einer der oberen Kojen.
Ihr Name war June, was ihr natürlich den Spitznamen Mond
eingetragen hatte. Sie war hübsch, ob sie nun Kleider anhatte
oder nicht; doch wo sie nun nackt war, wirkte sie zerbrechlich, sogar
kränklich, und Snowy verspürte nur noch den Impuls, ihr zu
helfen, als sie unbeholfen aus der Koje stieg. Sie zuckte
zurück, als ihr nackter Körper das Metall streifte.
    Wo Moon nun wach war, wurde Snowy verlegen. Er griff unter seine
Koje und suchte nach den Kleidern.
    … Doch der Boden schien geneigt sein. Er richtete sich auf
und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, aber der kahle Boden
schien noch immer geneigt, und die eigentlich senkrecht stehenden
Kojen standen schräg. Nicht gut, sagte Snowy sich. Dass dieser
Hundert-Tonnen-Bunker gekippt war, verhieß nichts Gutes.
    Er griff wieder unters Bett. Der Pappkarton, der seine Kleidung
enthalten hatte, war verschwunden. Die Kleidung war noch da und lag
auf einem Haufen. Doch als er nach ihnen griff, zerfielen die
Kleidungsstücke genauso wie die Laken auf dem Bett.
    »Vergiss es«, rief Ahmed. »Zieh die Fliegerkombi
an. Sie scheinen überdauert zu haben.«
    »Überdauert?«
    »Es wird wohl daran liegen, dass sie aus Synthetik
sind.«
    Snowy tat wie geheißen. Die Stiefel waren ebenfalls noch
unversehrt, wie sich herausstellte; sie bestanden nämlich aus
einem unverwüstlichen Kunststoff. Aber er hatte keine
Strümpfe mehr, was vielleicht zu einem Problem werden
würde.
    Snowy fütterte Mond mit dem Inhalt ihres
Proviant-Päckchens, während Ahmed den Rundgang
fortsetzte.
     
    Die Erwachten versammelten sich im Kreis und setzten sich auf die
untersten Kojen. Aber es waren nur fünf von ihnen, fünf von
zwanzig, die hier eingelagert worden waren. Die fünf waren
Snowy, Ahmed, Sidewise, das Mädchen Moon und ein junger Pilot
namens Bonner.
    Zuerst futterten sie schweigend Bananen und Schokolade und tranken
Wasser. Snowy wusste, dass das eine gute Idee war. Wenn man sich
unversehens in einer neuen Situation befand, empfahl es sich, sich
erst einmal hinzusetzen, zuzuhören und nachzudenken und sich
dann an die neue Lage anzupassen.
    Snowy hatte Ahmed erneut nach dem Kommandierenden Offizier
gefragt. Ahmed zeigte ihn ihm. Barking Maddens Körper war
geschrumpft und verschrumpelt, buchstäblich mumifiziert; das
Skelett war nur noch mit zähem Fleisch bespannt. Der Rest, die
anderen vierzehn, sahen genauso aus.
    Sidewise konnte natürlich den Mund nicht halten. Sidewise war
ein Luftwaffenoffizier. Er war ein dünner Mann mit einer
intensiven Ausstrahlung und verdankte seinen Spitznamen der
Angewohnheit, sich im Krebsgang zu bewegen, wann immer er auf eine
Tanzfläche gelangte. Nun ließ er den Blick über die
kleine Gruppe schweifen. »Verdammter Mist«, sagte er zu
Snowy. »So viel zu den Sicherheitstoleranzen.«
    »Klappe halten«, sagte Ahmed schroff.
    »Wann war denn nun der Weckruf?«, fragte Bonner
Ahmed.
    »Es gab gar keinen«, sagte Ahmed.
    »Wenn es keinen Weckruf gab, was hat uns dann
geweckt?«
    Ahmed zuckte die Achseln. »Vielleicht hat die Grube eine automatische Zeitschaltung. Oder wir sind durch einen
technischen Defekt geweckt worden.«
    Bonner war ein gut aussehender junger Mann, obwohl er durch eine
der gentechnisch fabrizierten Seuchen die gesamte
Körperbehaarung verloren hatte. Er strich sich mit der Hand
über den kahlen Kopf. Er hatte einen leichten walisischen
Akzent. »Vielleicht haben wir es auch übertrieben. Die Grube war eigentlich als Cryolager für Samen, Tierembryos
und solchen Kram vorgesehen. Als Rückversicherung gegen das
Massensterben. Aber nicht für Menschen…«
    »Und schon gar nicht für Menschen wie dich,
Bonner«, sagte Snowy. »Vielleicht hast du mit deinen
Fürzen die Dichtungen zerfetzt.«
    Dieser derbe Humor schien die Gruppe zu entspannen, wie Snowy
gehofft hatte.
    »Diese Grube war ursprünglich für
Elefantenembryos oder was auch immer erbaut worden, aber sie war auch
für die Benutzung durch Menschen zugelassen. Wir alle haben uns
doch die Vorträge über die Sicherheitsparameter und
Zuverlässigkeit der Systeme angehört.«
    »Sicher«, sagte Sidewise. »Aber jedes System
wird einmal versagen, egal wie gut es gebaut wurde. Das ist nur eine
Frage der Zeit.« Das brachte sie zum Schweigen. »Hat jemand
auf die Uhr geschaut?«, fragte Sidewise.
    Die meisten

Weitere Kostenlose Bücher