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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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Flechten. Viele
von ihnen waren Ziegen. Weit verbreitet waren die an Hadrosaurier
erinnernden Entenschnabel-Lebensformen. Zu den Räubern
gehörten die allgegenwärtigen Mäuse und Ratten, aber
es gab auch Fleisch fressende Eichhörnchen und große
Raubvögel, die den Pterosauriern der sauerstoffreichen
Kreidezeit-Luft nachzueifern versuchten.
    An der nördlichen Peripherie der Kontinente hatte sich ein
Tundra-Gürtel ausgebildet. Hier fraßen die Nachfahren von
Schweinen und Ziegen im Sommer das spärliche Blattwerk ab und
scharten sich im Winter zu dichten Gruppen zusammen. Wie die
verschwundenen Mammuts waren einige dieser Kreaturen immer
größer geworden, um die Wärme besser zu speichern,
bis sie sich schließlich zu häusergroßen
Fleischbrocken entwickelt hatten. Die räuberischen Ratten der
Tundra hatten ihre Schneidezähne in große Klingen
verwandelt, mit denen sie diese dicken Fell- und Fettschichten zu
durchdringen vermochten. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit
den Säbelzahntigern früherer Zeiten. Es gab sogar
Populationen von Wander-Fledermäusen, die gelernt hatten, sich
von den riesigen Insektenschwärmen zu ernähren, die der
kurze Tundra-Frühling hervorbrachte.
    Natürlich würde keine dieser Spezies jemals einen von
Menschen vergebenen Namen tragen.
    Diese letzte Auferstehung des Lebens unterschied sich jedoch in
einem Punkt grundlegend vom letzten großen Trauma nach
Chicxulub. Die Nagetiere hatten sich damals erst ein paar Dutzend
Jahrmillionen nach dem Einschlag des Kometen entwickelt. Als nun der
Tag der Wiederauferstehung kam, waren die Nager schon da.
    Nagetiere waren formidable Konkurrenten. Sie wurden mit
Nage-Schneidezähnen geboren. Diese Zähne waren tief in
starken Kiefern verwurzelt: Einst hatten Ratten sich sogar durch
Beton zu beissen vermocht. Diese Zähne ermöglichten es
ihnen, so harte und zähe Nahrung zu fressen, die für andere
Säugetiere ungeeignet war. Aber die Nagetiere verfügten
auch über eine erstaunliche Fähigkeit zur Vermehrung und
Anpassung. Nagetiere lebten kurz und pflanzten sich jung fort. Selbst
bei den Riesen-Spezies wie den Ratten-Leoparden hatten die Weibchen
nur kurze Tragzeiten und produzierten große Würfe. Viele
dieser Jungen starben zwar, doch jedes einzelne dieser toten Babys
war Rohmaterial für die gnadenlosen Prozesse der Adaption und
Selektion.
    In den leeren Räumen, die wieder aufzufüllen waren,
entwickelten die Nagetiere sich schnell. In der großen
Wiederauferstehung nach dem Verschwinden der Menschheit waren die
Nagetiere die großen Gewinner gewesen. Man konnte die Erde
alsbald – zumindest auf dem Land – als ein Königreich
der Ratten bezeichnen.
    All das hatte den Raum für die Nachkommen der Menschen stark
eingeschränkt.
    Angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der
wilden und frechen Nager hatten die Menschenabkömmlinge die
Strategie der überlegenen Intelligenz, die ihnen einen solchen
Erfolg und zugleich große Katastrophen beschert hatte,
aufgegeben. Sie hatten sich zurückgezogen, schützende
Nischen gesucht und passive Strategien entwickelt. Manche waren zu
kleinen, scheuen und schnell sich vermehrenden Läufern geworden.
Sie waren wie Ungeziefer. Manche Gruppen gruben sich sogar in den
Boden ein. Erinnerungs Leute hatten sich wieder auf die Bäume
der Vorfahren zurückgezogen, doch nun stellten die Ratten ihnen
selbst in diesem uralten Schutzraum nach.
    Die elefantenartigen Menschen hatten einen anderen Ansatz
gewählt: Sie waren so massig geworden, dass sie durch ihre
schiere Größe geschützt waren. Allerdings war das
auch kein voller Erfolg gewesen. Das sah man an der Konstruktion der
gazellenartigen Hinterbeine. Elefanten waren keine schnellen
Läufer gewesen, aber das hatten sie auch gar nicht nötig
gehabt; in ihrer Zeit hatte nämlich kein Räuber existiert,
der es mit einem ausgewachsenen Rüsseltier aufzunehmen vermocht
hätte. Unter dem Ansturm der räuberischen Nagetier-Familien
hatten die elefantenartigen Menschenabkömmlinge sich jedoch die
Fähigkeit zur Flucht bewahren müssen.
    Doch nicht einmal das hatte ausgereicht.
    Die Maus-Raptoren waren Sozialwesen. Ihr soziales Gefüge war
tief verwurzelt und reichte bis zu den Kolonie-Strukturen der
Murmeltiere und Präriehunde zurück, die in hierarchischen
›Städten‹ mit Millionen von Tieren gelebt hatten. Sie
unternahmen Streifzüge auf der Suche nach Beute und Wasser. Sie
stellten Wachen auf. Sie jagten im Verbund. Und sie kommunizierten:
Die

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