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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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die ihn
zusammendrückte. Er starb binnen einer Sekunde.
    Die Flutwelle rollte landeinwärts und türmte sich vor
den Ankylosauriern auf, bevor sie auch sie zermalmte – da halfen
auch die Panzer nichts. Und sie bahnte sich ihren Weg durch den
uralten, ausgetrockneten Meeresarm. Als das Wasser sich
zurückzog, ließ es große Mengen Schutt zurück,
den es aus dem Meeresboden gerissen hatte. Es war eine gewaltige
Überschwemmung, die der in diesen Kreidezeit-Teich geworfene
Stein verursacht hatte.
    An Land, im heutigen Texas, überlebte nichts.
    Und im Meer überstanden nur ein paar Lebewesen die
Katastrophe.
    Darunter auch die Meeresschildkröte. Sie hatte sich so tief
in den Schlick eingegraben, dass die Flutwelle sie nicht mitriss. Als
sie spürte, dass wieder eine gewisse Ruhe eingekehrt war,
wühlte sie sich aus dem Schlick heraus und schwamm durchs Wasser
an die Oberfläche, in dem Wolken aus Schutt und Resten toter
Tiere und Pflanzen trieben.
    Die urtümlichen Schildkröten hatten den Zenit der
Entwicklung schon überschritten. Wo jedoch ästhetischere
Tiere en masse ausgestorben waren, hatte die Schildkröte
überlebt. In einer gefahrvollen Welt hielt man sich eben besser
bedeckt.
    Der Einschlag hatte einen Energiestoß durch den Erdball
geschickt. In Nord- und Südamerika klafften über tausende
von Kilometern Spalten auf und Erdrutsche gingen ab, als der Erdboden
unter der Schockwelle erbebte. Die Wellen wurden bei der
Fortpflanzung im Gestein zwar gedämpft, doch wirkten die
Schichten des Erdinnern wie eine riesige Linse, die die seismische
Energie im Antipoden des Einschlags, also im südwestlichen
Pazifik wieder bündelte. Auf der gegenüberliegenden Seite
des Planeten hob der Meeresboden sich zehnmal höher als beim
Erdbeben von 1906, bei dem San Francisco zerstört wurde.
    Die Druckwellen pflanzten sich durch den Planeten fort, schnitten,
überlagerten und verstärkten sich. Noch Tage danach
vibrierte die Erde wie eine Glocke.
     
    Aus dem Weltraum betrachtet breitete eine glühende Wunde sich
um die noch immer brennende, stecknadelkopfgroße
Einschlagstelle auf der Erde aus. Es war eine riesige Wolke aus
Gesteinsschmelze, die in den Weltraum aufstieg.
    Im Vakuum kühlten die Tröpfchen ab und kondensierten zu
festen Partikeln. Ein Teil dieses Materials war für den Planeten
für immer verloren und schloss sich dem dünnen Materiestrom
an, der zwischen den Planeten verlief: In ein paar tausend Jahren
würden Fragmente des Meeresbodens von Yucatan als Meteore auf
dem Mars, der Venus und dem Mond niedergehen. Und ein Teil des im All
driftenden Materials würde durch eine Laune der Natur eine
Umlaufbahn um die Erde einschlagen und einen dunklen,
unspektakulären Ring um die Erde legen, der sich unter dem
gravitationalen Tauziehen von Sonne und Mond jedoch bald wieder
auflösen sollte.
    Aber der größte Teil des Auswurfmaterials würde
auf die Erde zurückstürzen.
    Der große Hagel hatte bereits eingesetzt. Zuerst fiel der
gröbere Schutt von der Peripherie des Kraters wieder herab. Die
meisten Bruchstücke bestanden aus zertrümmertem Kalkstein
vom Meeresboden. Diese Brocken waren durch den Hitzepuls des
Einschlags nicht geschmolzen worden. Als sie nun in die warme
Erdatmosphäre eintauchten, glühten sie hell auf.
Lichtbahnen zogen sich in einer Länge von ein paar hundert
Kilometern über den Himmel. Sie muteten wie skurrile
geometrische Zeichnungen an. Die Bruchstücke waren zum Teil so
groß, dass sie beim Erhitzen zerplatzten – worauf von
diesen Explosionsherden leuchtende Sekundärspuren ausgingen.
    Von allen Lebewesen im Umkreis von ein paar tausend Kilometern um
die Einschlagstelle war der große Luftwal bislang am wenigsten
betroffen.
    Er hatte das Licht über der Halbinsel von Yucatan niedergehen
sehen, hatte den emporschießenden Laserstrahl aus verdampftem
Meeresboden und Kometensubstanz gesehen und hatte sogar die
Kraterentstehung verfolgt: Das Gestein des freigelegten Meeresbodens
hatte Wellen geschlagen, bis es in einer mächtigen chtonischen
Aufwallung erstarrte. Hätte der Wal seine Beobachtungen zu
beschreiben vermocht, die Nachwelt wäre in den Genuss eines
fesselnden Augenzeugenberichts über die Katastrophe gekommen
– über den stärksten Einschlag seit dem Ende der
Bombardierungen, die vier Milliarden Jahre früher die Entstehung
der Erde begleitet hatten.
    Doch das focht den Wal nicht an. Er war nicht einmal durch den
Wind beeinträchtigt worden; er war in großer

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