Evolution
mit einem großen See in der Mitte. Sie
waren überhitzt – das Maul weit geöffnet, den Kopf vom
stinkenden Rauch benebelt.
Der offene Himmel bot einen außergewöhnlichen Anblick.
Ein schwarzer Deckel raste von Südosten heran, als ob ein
riesiger Vorhang zugezogen würde. Dieses unheimliche
orangefarbene Glühen breitete sich ebenfalls aus. Es wurde immer
heller und tendierte schließlich zu Gelb. Und noch immer
schlugen die Meteore in den lehmigen Boden ein.
Am See selbst sahen die Gigantosaurier eine desolate Szenerie.
Panik brach unter den Dinosauriern aus. Herden rivalisierender
Entenschnabel-Spezies rannten durcheinander, gepanzerte Ungeheuer wie
Ceratops und Ankylosaurier versuchten Land zu gewinnen und
Pflanzenfresser rannten neben Räubern her. Es gab sogar
Säugetiere, die im Licht schimmerten und zwischen riesigen
Füßen umherwuselten. Alle Tiere waren in Panik. Sie
verbrannten sich auf dem glühend heißen Boden die
Füße und stießen blindlings miteinander zusammen.
Das wäre vor ein paar Stunden noch unvorstellbar gewesen. Das
fein austarierte ökologische Verhältnis von Pflanzen- und
Fleischfressern, von Räuber und Beute, das sich über
hundertfünfzig Millionen Jahre herausgebildet hatte, war mit
einem Mal wie weggefegt.
Riese stürmte los und bahnte sich, von einem starken Instinkt
getrieben, durch die panische Masse einen Weg zum Wasser. Er
stürzte sich in den See, ohne die glühenden Trümmer zu
beachten, die an der Oberfläche trieben. Die tieferen Schichten
waren angenehm kühl. Als er mit dem Kopf schon untergetaucht
war, sah er noch, wie Meteore im See einschlugen und im Wasser
Blasenspuren hinterließen.
Und nun stieg ein Schemen wie eine Rakete vor ihm auf. Ein
großes Maul klaffte weit, und im trüben Wasser sah er
kegelförmige Zahnreihen. Er wich zurück.
Das Krokodil hatte reglos und geduldig auf dem Seeboden auf der
Lauer gelegen.
Der entfernte Verwandte des im Meer heimischen Deinonychus war von
den Auswirkungen dieses turbulenten Tags bisher nicht betroffen. Er
hatte wohl das Beben der Erde und die dadurch verursachten
Turbulenzen im Wasser gespürt und hatte auch die sonderbaren
Lichter am Himmel gesehen. Aber er rechnete damit, diesen Sturm
abzureiten wie schon so viele zuvor. Er vermochte den Stoffwechsel im
Notfall fast ganz herunterzufahren und für eine Stunde unter
Wasser zu bleiben. Seine Denkvorgänge liefen langsam ab. Er
wusste, dass er nicht mehr tun musste, als hier unten im Schlick
liegen zu bleiben, bis der Sturm sich gelegt hatte. Und dann
würde ihm auch wieder Nahrung ins offene Maul schwimmen.
Doch nun tauchte ein Dinosaurier ins Wasser ein. Er blieb aber
nicht nur am Rand stehen, um zu saufen und Wasserpflanzen
abzuschöpfen wie die dummen Entenschnäbel, sondern er schwamm sogar durch sein Reich. Er verspürte Zorn wegen
dieses Eindringens und zugleich Vorfreude wegen einer leichten Beute.
Er erhob sich aus dem Schlick und stieg zur Oberfläche empor,
die im Meteorlicht schimmerte. Und nun stürzten sich noch mehr
massige Leiber ins aufgewühlte Wasser und stapften durch den
klebrigen Schlick des Seebodens.
Das Krokodil griff natürlich an.
Riese schlug um sich, wich dem zuschnappenden Krokodil aus und
versetzte ihm einen Tritt gegen die Schnauze. Das Krokodil zog sich
kurz zurück und setzte dann erneut zum Angriff an. Riese
hätte die Gelegenheit zum Rückzug nutzen können. Doch
nun drängte eine Horde Tiere hinter ihm ins Wasser. Das Krokodil
schnappte nach den Eindringlingen, die sich wiederum gegenseitig
bekämpften.
Und dann gab es eine mächtige Welle, als ein Nachbeben der
seismischen Erschütterung, die der Komet verursacht hatte,
durchs Urgestein lief. Der Boden wölbte sich auf und platzte auf
– und das Wasser floss plötzlich ab und ließ Riese
inmitten von Wasserpflanzen und zuckenden Tieren auf dem Trockenen
zurück.
Das Krokodil, das plötzlich heißer, trockener Luft
ausgesetzt war, verstand die Welt nicht mehr. Instinkte, die es vom
Schlüpfen bis zu den ersten Schwimmversuchen geleitet hatten,
rieten ihm, sich im Schlick einzugraben. Aber der Schlamm trocknete
und härtete so schnell aus, dass das ein Ding der
Unmöglichkeit war.
Und derweil stürzten die Meteore herab und stachen wie
Lichtsäulen durch die Rauchwolken.
Der Sturmwind und die Flutwelle hatten bereits fast alles Leben in
Nord- und Südamerika ausgelöscht – von Insekten bis zu
Dinosauriern.
Und die Brände, die auf der ganzen Welt
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