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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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Höhe
geflogen und hatte sogar noch Nahrung aufzunehmen vermocht,
während tief unter ihm bunte Luftschlieren über den
Erdboden huschten. Ferne Lichter am Himmel und Chaos am Boden –
wie etwa die cremig gequirlten Wetterfronten, die Land und Meer
überquerten – bedeuteten einer Kreatur nichts, die an der
Grenze zum Weltall entlang flog. Solang das feine Plankton, von dem
sie sich ernährte, vom Land aufstieg, vermochte sie es in ihrer
kleinen Nische gut auszuhalten.
    Aber dieser Sturm war anders.
    Der Luftwal war den Anblick von Meteoren gewohnt. Sie waren nur
Lichtstreifen am purpurblauen Himmel. Fast alle der nach Milliarden
zählenden kosmischen Trümmerstücke, die zur Erde hinab
fielen, verglühten schon hoch über der Stratosphäre,
dem Reich des Luftwals.
    Doch nun stachen ein paar dieser Spuren in die dichtere
Lufthülle der Erde hinein und zogen sich tief unter ihm dahin.
Der Wal hatte kein Gehör – das brauchte er nicht in der
Stille der dünnen Luft, in die kein Räuber jemals
vorstieß –, aber wenn er eins gehabt hätte, dann
hätte er vielleicht das pfeifende Heulen der Meteore
gehört, mit dem sie auf den Planeten zurückfielen, der sie
gerade erst von sich geschleudert hatte. Er sah sogar, wo die ersten
Brocken des Meeresbodens einschlugen: Auf der Erde tief unter ihm
zuckten in schneller Folge Lichtblitze auf wie winzige Blumen. Es war
wie die Aussicht aus einem in großer Höhe fliegenden
Bomber.
    Zum ersten Mal, seit er ein Jungtier gewesen war, verspürte
der Wal wieder Furcht. Plötzlich verwandelte diese
ätherische Lichtshow sich in einen Regen aus Licht und
Feuer. Es war ein Regen, der um ihn herum niederging – und er
wurde immer stärker. Schließlich wendete er und flog mit
langsamen Schlägen der gewaltigen Schwingen nordwärts.
    Licht pulsierte.
    Der weiß glühende Gesteinsbrocken war nur klein. Nach
dem Zusammentreffen mit dem Wal setzte er den Abstieg zu den dichten
Kreidezeit-Wäldern fort. Es war auch nur ein Bruchteil der
kinetischen Energie aufgezehrt worden. Aber das komplexe Nervensystem
des Wals hatte dem kleinen Hirn qualvolle Schmerzbotschaften
übermittelt. Er drehte den mächtigen Kopf nach rechts und
sah, dass die Oberfläche des Flügels aufgerissen und
versengt war.
    Wenn der Meteor den Flügel in der Mitte durchschlagen
hätte, dann wäre vielleicht nur ein Loch
zurückgeblieben, und der Wal hätte noch etwas länger
gelebt. Aber er hatte Pech gehabt. Der Meteor hatte nämlich ein
Gelenk des langen, zerbrechlichen Flugfingers zertrümmert. Der
Flügel faltete sich schon großflächig um den
gebrochenen Knochen zusammen.
    Die blau-graue Erde drehte sich um den Wal. Obwohl er verzweifelt
mit dem unversehrten Flügel ruderte, bekam der Wal Schlagseite
– er verlor die Kontrolle und stürzte vom Himmel. Bei
vollem Bewusstsein verzog er sich langsam und zerknitterte wie ein
Spielzeugdrachen. Und der Meteorhagel verdichtete sich. Meteore
schossen wie Kugeln durch die Körperhöhlen, rissen
Luftsäcke auf, zertrümmerten das filigrane, ätherisch
leichte Skelett und perforierten die majestätischen
Flügel.
    Er wurde von Schmerz überwältigt. Das Bewusstsein wurde
mit tröstlichen, weich gezeichneten Erinnerungen erfüllt,
wie er hoch über einer friedvollen Erde dahin geglitten war. Er
war lang tot, bevor die Lunge von der dichten Luft zerquetscht wurde
und die Überreste des Torsos den Boden erreichten.
     
    Riese rappelte sich wieder auf.
    Vor ihm torkelte ein verwirrter Stegoceras umher. Die
scharlachrote Kappe aus Knochen und Fleisch auf dem Kopf mutete
geradezu absurd an. Weil es sich zufällig in ein dichtes
Araukarienwäldchen geflüchtet hatte, hatte dieses junge
Männchen den Wirbelsturm überlebt. Er hatte keine
schlimmere Verletzung davongetragen als eine gebrochene Rippe. Aber
sein Rudel war verschwunden, buchstäblich vom Winde verweht. Er
hob den Kopf und stieß ein trauriges Heulen aus. Es war wie der
Klagelaut eines einsamen und verlassenen Jungtiers.
    Es war aber nicht seine Mutter, die antwortete, sondern zwei
große Fleischfresser: Gigantosaurier, die mit wackelnden
Köpfen auf ihn zukamen und die Augen auf ihn geheftet hatten.
Selbst jetzt wurde das Räuber-und-Beute-Spiel noch gespielt.
    Ein Adrenalinstoß durchfuhr ihn, und kreatürliche Angst
ergriff von ihm Besitz. Dennoch bemerkte der Stegoceras etwas
Seltsames. Ein dritter Gigantosaurier, so groß und stark wie
die anderen beiden, zeigte keinerlei Interesse an ihm. Das dritte
Ungeheuer

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