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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rücken. Mit einer
geschmeidigen Bewegung schnappte es den gefrorenen Meso. Eis
splitterte, und Knochen knackten. Dann glitt das Kroko
rückwärts ins Wasser und zog den Kadaver mühelos und
fast geräuschlos mit.
    Das Krokodil war hungrig.
    Vor dem Kometen waren die größten Tiere in allen
Ökologien der Erde Reptilien gewesen: die Plesiosaurier und
Ichthyosaurier in den Meeren, die Dinosaurier an Land und die
Krokodile im Süßwasser. Die Katastrophe hatte diese
Familien ausgelöscht, und in ihren leeren Reichen sollten sie
bald durch funktional gleichwertige Säugetiere ersetzt werden
– alle außer den Krokodilen.
    Die Lebensbedingungen in der Süßwasser-Umgebung waren
schon immer schwierig gewesen. Während die Versorgung mit
pflanzlichem Material an Land und im Meer räumlich und zeitlich
geregelt war, waren Süßwasser-Umgebungen sehr variabel.
Erosion, Abrasion, Verlandung, Überschwemmungen, Dürre und
starke Schwankungen der Wasserqualität waren die Risiken.
    Aber das Krokodil – und andere robuste
Süßwasser-Arten wie Schildkröten – waren
widerstandsfähig. Manche lernten, auf der Suche nach Wasser
über Land zu gehen. Andere wichen ins Meer aus. Oder sie gruben
sich metertief in den Schlick ein und warteten auf den nächsten
Wolkenbruch. Und was die Nahrung betraf, lebten sie selbst
während der größten Auslöschungen an Land und im
Meer von den Nährstoffen, die von den Kadavern, mit denen das
Land übersät war, in einem steten Strom in den Untergrund
einsickerten.
    Auf diese Art hatten die Krokodile über hundertfünfzig
Millionen Jahre überlebt – Kometen- und
Meteoriten-Einschläge, plötzliche Vergletscherungen,
Änderungen des Meeresspiegels, tektonische Auffaltungen und
Konkurrenz von aufeinander folgenden Tierreichen.
    Und nach dieser ganzen Zeit hatten sie immer noch die
Fähigkeit zu evolutionären Neuerungen. Die erste Zeit nach
dem Kometeneinschlag waren die dominierenden Räuber an den
Wasserläufen Verwandte der Krokodile mit langen Beinen und
hufartigen Klauen gewesen. Sie waren ein Albtraum gewesen, schnelle
Krokodile, die imstande gewesen waren, Tiere bis zur Größe
kleiner Pferde zu jagen. Die Krokodile hatten sich sogar an die
Lebensbedingungen hier am Pol angepasst, wo die Sonne monatelang
nicht schien; sie verschliefen den Winter einfach.
    Im Gegensatz zu den Dinosauriern und den Plesiosauriern wurden die
Krokodile nicht von aufstrebenden Säugetieren aus ihren
Süßwasser-Nischen vertrieben: weder jetzt noch in
Zukunft.
    Noth hatte den Meso-Kadaver verloren, aber die Stelle, wo er
gelegen hatte, war mit Fleischfetzen und zerdrückten Maden
bedeckt. Hungrig leckte er über den gefrorenen Boden.
     
    Schließlich kam der Tag der Paarung.
    Die Weibchen der Sippe versammelten sich in den Ästen einer
großen Konifere. Sie aßen erste Früchte und
führten dem Körper die Nährstoffe zu, die sie
brauchten, um den Anstrengungen der Mutterschaft gewachsen zu sein.
Die Weibchen wurden unauffällig von den Älteren angeleitet,
darunter auch Groß und Größte. Rechts war ebenfalls
bei ihnen. Sie hatte ihren ersten Winter überlebt. Sie nahm
schnell an Gewicht zu, und als sie das zottige Winterfell
abgeschüttelt hatte, entpuppte sie sich als eine kleine, aber
gut gebaute Erwachsene, die zur Paarung bereit war.
    Der Kaiser weilte in seinem Harem. Tapfer humpelnd ging er von
einer zur andern, um sie zu besteigen. Größte hatte ihn
schon zweimal rangelassen, und Rechts hatte er auch schon
entjungfert, ohne dass sie sich ihm widersetzt hätte. Nun nahm
er Groß. Sie hatte sich an einen tiefen Ast geklammert und
vornüber gebeugt. Den Kopf hatte sie zwischen die Knie und den
Schwanz in die Höhe gestreckt. Der Kaiser war hinter ihr. Er
hatte ihr die Arme um die Taille geschlungen und stieß sie mit
einem Tempo, aus dem Erschöpfung und Dringlichkeit sprachen.
    Dies war der Tag, auf den der Kaiser das ganze Jahr hingearbeitet
hatte; und nun war die Zeit gekommen, da er seine ganze
Autorität und Energie in die Waagschale warf, um so viele
Weibchen wie möglich zu decken.
    Doch der Kaiser drohte schon schlappzumachen. Dabei war dieser
Harem nur einer von mehreren im großen Territorium, über
das er herrschte.
    An diesem Ort, der so stark jahreszeitlichen Einflüssen
unterworfen war, musste die Aufzucht der Jungen in einem sehr kurzen
Zeitraum erfolgen. Deshalb wurde Nachwuchs gezeugt, wenn reichlich
Nahrung vorhanden war und die werdenden Mütter genug Futter
bekamen, um genügend

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