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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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gab die Psychologie den Ausschlag. Rivale wurde
plötzlich der Schneid abgekauft, und er gab die
Drohgebärden auf. Er drehte Noth den Rücken zu und bot ihm
in einer kurzen symbolischen Geste der Unterwerfung das rosige
Hinterteil dar.
    Noth stieß einen triumphierenden Ruf aus. Kurz rieb er die
Handgelenke am Rücken des Rivalen, markierte den Sieg mit seinem
Geruch und urinierte in einem Schwall auf ihn. Dann ließ er zu,
dass Rivale sich auf dem Ast in Richtung eines Beerenfruchtstands
trollte.
    Rivale war dabei nicht zu Schaden gekommen. Er würde für
eine Weile auf seinem Baum schmollen, vielleicht etwas fressen und
sich für eine Weile aus dem Paarungs-Treiben heraushalten. Seine
Chancen hatten sich aber nur für ein paar Stunden
verschlechtert. Noths Urin hatte ihn kurzzeitig sterilisiert und
sogar die Fähigkeit beeinträchtigt, die speziellen
trillernden Rufe auszustoßen, mit denen die Männchen
Weibchen anlockten.
    Für Noth war das eine folgerichtige Strategie. Es war heute
unmöglich für ein Männchen, alle Weibchen zu decken
– und wenn es sich noch so sehr anstrengte. Er vermochte jedoch
die Anzahl der konkurrierenden Männchen durch diese sensorische
Einschüchterung zu verringern.
    Nach der Niederlage des Rivalen zuckte Noths Penis von neuem; bald
würde er die Befriedigung finden, nach der er sich sehnte. Mit
schnellen, kräftigen Sprüngen bewegte er sich von Ast zu
Ast durch den Wald zu der Stelle, wo die Weibchen sich versammelt
hatten.
    Aber er wusste noch nichts von dem wilden Kampf, der dort
stattfand.
     
    Der Kaiser ging noch immer im Harem um und beendete eine weitere
Paarung. Mit wundem, schlaffem Penis streifte er zwischen den
Weibchen umher und hieb und schnappte nach jedem Männchen, das
in seine Reichweite kam.
    Und plötzlich sah er sich Solo gegenüber.
    Der alternde Kaiser richtete sich auf und fletschte die
Zähne. Die Drüsen steigerten die Produktion seines starken
Duftstoffs. Mit dem gesträubten Fell und der zuckenden Schnauze
bot er einen beeindruckenden Anblick, mit dem er jedes andere
Männchen eingeschüchtert hätte.
    Jeden außer Solo.
    Solo hatte in einer nicht weit entfernten Höhle einen
lauschigen Winter mit einer Schar Weibchen verbracht. Gleich nachdem
das Licht zurückgekehrt war, hatte er sich auf Futtersuche
begeben und sich schnell so viel Masse angefressen, bis er wieder so
stark war wie letztes Jahr zu seinen besten Zeiten.
    Und er hatte die Streifzüge wieder aufgenommen. Allein heute
hatte er schon im ganzen Wald ein halbes Dutzend Weibchen begattet.
Und ihm stand der Sinn nach mehr – doch dazu musste er erst die
Konkurrenz ausschalten.
    Solo sprang den Kaiser an und rammte ihm die vernarbte Schnauze in
den Bauch.
    Der Kaiser fiel rücklings auf den Ast. Er wand sich und
wäre vielleicht vom Baum gefallen, wenn die beweglichen
Primaten-Hände nicht an der Rinde Halt gefunden hätten. Er
war durch den plötzlichen körperlichen Angriff genauso
schockiert wie verwundet. Außer Knüffen und Püffen
von Weibchen, die ihren Anspruch auf die beste Nahrung geltend
machten und gelegentlichen unbeabsichtigten Schlägen von anderen
Männchen war er in seinem ganzen Leben noch von niemandem
verletzt worden.
    Und es war auch noch nicht vorbei.
    Mit einem Sprung, der für ein Geschöpf seiner
Größe geradezu elegant anmutete, sprang Solo auf den
Kaiser. Er setzte sich dem älteren Männchen auf die Brust
und drückte dem Kaiser die Rippen zusammen. Der Kaiser schrie
auf. Er schnaufte und keuchte und schlug Solo auf den Rücken.
Mit vollem Krafteinsatz hätte er den anderen vielleicht
abgeschüttelt. Jemanden zu verletzen ging ihm jedoch gegen den
Instinkt, und deshalb setzte er sich nur halbherzig zur Wehr.
    Damit hatte er seine Chance vertan.
    Solo beugte sich nach vorn und stieß dem Kaiser die Schnauze
in die Genitalien. Er schob das Fell beiseite, das noch steif war vom
Samen und der Vaginalflüssigkeit einiger Weibchen. Mit einer
schnellen Bewegung biss er dem Kaiser in den Hodensack und riss einen
Hoden heraus.
    Der Kaiser heulte auf und schlug um sich. Blut schoss hervor und
vermischte sich mit den anderen Flüssigkeiten im Fell.
    Solo löste sich vom Kaiser und beförderte ihn mit einem
gezielten Tritt vom Ast hinunter. Der Körper des älteren
Männchens brach durch die unteren Laubschichten und fiel auf den
Boden. Dann spie Solo den blutigen Hoden aus und ließ ihn auf
den Waldboden fallen.
    Solo machte sich über Rechts her, Noths Schwester. Sie

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