Ewig bist du mein (German Edition)
war ein Besuch beim Doktor gleichbedeutend mit einer Impfung. Sie hatte schreckliche Angst vor Impfungen. Ebenso vor Zungenspatel. Manchmal war es unvermeidlich, dass wir zu unserem Hausarzt gingen, obwohl wir uns ständig neue Ausreden ausdachten. Was die Schule anging – das war etwas ganz anderes. Die Schulkrankenschwester konnte man leicht hinters Licht führen. Felicity hatte zwar schreckliche Angst vor der Untersuchung; aber sie wollte auch nicht zum Gespött ihrer Schulkameradinnen werden. Wenn es ihr einmal nicht gut ging und die Lehrerin sie zur Krankenschwester schickte, versteckte sie sich in der Toilette. Dafür ging ich dann ins Krankenzimmer und tat so, als sei ich Felicity. Ich zählte ihre Symptome auf und konnte die Schwester dazu bringen, unsere Mutter anzurufen. Felicity hielt in der Schule durch, und ich verbrachte den Tag zu Hause vor dem Fernseher und mit Eiscreme.“
Hope lachte leise. „Nur gut, dass ich nicht ins Fußballcamp gegangen bin, denn dort wären wir verloren gewesen. Jedes Mal, wenn ich Felicity besucht habe oder mit meinen Eltern zu einem Spiel gefahren bin, konnte die Krankenschwester im Fußballlager uns auseinanderhalten. Sie war ganz reizend. Und sie behauptete, dass jede von uns auf ihre ganz spezielle Weise leuchtete.“
„Linda“, sagte Vera liebevoll. „Sie hat Felicity sehr gemocht. Sie gehörte zu den Frauen, die zu uns zu den Abendgebeten gekommen sind. Auch nach den ersten schweren Wochen sind Linda und ich in Kontakt geblieben. Hin und wieder sehen wir uns noch. Aber Hope hat recht. Linda hat die Mädchen immer auseinanderhalten können. Ebenso wie unsere unmittelbaren Nachbarn, Gladys Evans und Fern Chappel, die Schulbibliothekarin. Manche schienen ein Gespür dafür zu haben. Sidney und ich hatten damit natürlich kein Problem. Für uns war jeder Zwilling einzigartig und unverwechselbar, vom Aussehen ebenso wie vom Charakter.“
Mit hochgezogener Augenbraue wandte Vera sich an Hope. „Und außerdem habe ich das Spiel durchschaut, das du und deine Schwester mit der Schulkrankenschwester gespielt habt. Ich habe ihr von eurem Täuschungsmanöver erzählt. Wenn eine von euch beiden krank war, hat sie mir immer sagen können, wen ich abholen sollte. Sie beschrieb mir, was ihre Patientin trug, und ich habe ihr gesagt, ob es wirklich Felicity war – oder ihre loyale und ungezogene Zwillingsschwester.“
„Oje.“ Hope lächelte verlegen. „Und wir haben uns immer gewundert, warum du dich manchmal vertan und die falsche mit nach Hause genommen und gepflegt hast.“
„Nun, jetzt weißt du es.“
„Felicity war nicht die Einzige, die manchmal Angst hatte“, verkündete Claire.
„Nein.“ Hopes Lächeln verschwand. „Ich hatte Angst, allein zu schlafen, wenn unsere Eltern ausgingen. An diesen Abenden waren wir dann immer im selben Zimmer. Wir haben unseren Eltern erzählt, dass ich nicht schlafen konnte, weil unsere Babysitterin die ganze Zeit telefonierte. Aber das war gelogen. Ich hatte Angst. Deshalb waren wir in der Nacht der Entführung auch zusammen.“
„Ja“, sagte Claire leise. „Aber in jener Nacht hatte sie auch Angst um Sie. Sie hat die schwarz gekleidete Person zuerst zu Ihnen gehen sehen. Sie schliefen. Sie sah, wie etwas über Ihr Gesicht gelegt wurde und Ihr Körper ganz schlaff wurde. Sie wusste nicht, was mit Ihnen geschah.“
„Sie können sich die Nacht von Felicitys Entführung so genau vorstellen?“, fragte Casey verblüfft.
Claire öffnete die Augen. „Teilweise, ja. Der Entführer war in Schwarz gekleidet. Er trug ein Kapuzensweatshirt. Und Handschuhe. Ich kann schwarze Handschuhe sehen. Das Taschentuch war mit Chloroform getränkt. Das sehe ich alles. Ich spüre Angst und Verwirrung. Ich empfinde die Aufregung. Aber nichts davon ist greifbar. Nur undeutliche Szenen.“ Sie seufzte. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr erzählen.“
„Es ist ein Anfang“, erwiderte Casey. „Und zwar ein guter. Ich glaube, wir haben heute tatsächlich ein paar Fortschritte gemacht.“ Sie schwieg kurz. „In vielerlei Hinsicht.“
19. KAPITEL
Oh Krissy, wir haben sie alle geschickt hinters Licht geführt. Sie wissen nicht, wo sie mit der Suche anfangen sollen. Und hier werden sie niemals suchen. Du bist sicher.
Ich sehe dir gern zu, wenn du mit Oreo und Ruby spielst. Dein kleines Gesicht leuchtet, und du bist in deiner eigenen Welt voller Fantasien. Die Fantasie ist etwas Herrliches. Sie öffnet Türen und beschert dir Träume,
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