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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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gleich wieder da.«
    Er beugte sich nach rechts, griff nach etwas, dann verschwand er aus meinem Blickfeld.
    »Wann hat es angefangen?«, fragte ich durch die offene Tür. »Wann hat sie Ihnen erstmals von mir erzählt?«
    Ich hörte gedämpfte Geräusche, eine Schublade, die aufgezogen und wieder zugeknallt wurde. Einen Reißverschluss.
    »Rick?«
    »Tut mir leid, ich finde die Schlüssel nicht.« Er tauchte wieder auf, immer noch in seiner lila Unterwäsche. Er hielt eine Spritze in der Hand, schnippte mit dem Finger dagegen und spritzte einen dünnen Faden klarer Flüssigkeit auf den Boden.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte ich.
    Rick blickte die Straße auf und ab. »Vielleicht müssen wir sie überwältigen.«
    Ich trat zwei Schritte zurück. »He.«
    Rick rollte das Ding zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her wie eine Zigarette. »Keine Sorge. Wir finden sie. Wir stehen das gemeinsam durch. Ich hasse es, meiner eigenen Schwester das antun zu müssen. Sie hat Schlimmes durchgemacht.«
    Er kam lächelnd auf mich zu.
    Seine Schwester?
    Bevor sie sich veränderte. Die roten Haare.
    »Wetten, dass ich ein Spitzen-Ghostbuster bin?«
    Ich machte kehrt und gab Fersengeld. In drei Sätzen hatte ich seinen Rasen überquert und sauste die Straße entlang. Ich trug Turnschuhe, Rick war barfuß und hatte dreißig Kilo mehr auf den Rippen. Er konnte mich nicht einholen.
    Ja, aber wie er gestern Nacht hinter diesen ›Schleichern‹ her war! Er ist ein sehr beweglicher Koloss.
    Aber nur auf Kurzstrecken. Wenn er mich nach den ersten hundert Metern nicht eingeholt hat, lasse ich ihn Staub schlucken.
    Ich gab Gas. Ich lief jetzt mitten auf der Straße, und es ging abwärts. Hinter mir grunzte er vor Anstrengung.
    »… stehen … kleiner … Scheißer!«
    Ich lehnte mich weiter nach vorne, weg von den Fingern, die sich in meiner Vorstellung nach mir ausstreckten. Ich lief schnurgerade in der Mitte der Straße entlang und würde nicht stehen bleiben, bevor ich das Meer erreicht hatte. Meine Lunge brannte. Ich hatte ihn abgehängt, ich hatte den Mistkerl …
    Meine Füße verloren den Bodenkontakt. Ich hatte das Gefühl, von einem Lastwagen gerammt zu werden. Nur das konnte die Wucht erklären, mit der ich in den Rücken getroffen wurde. Dann flogen wir wie ein Doppeldecker durch die Luft, bis ich auf den Asphalt knallte und seine hundertzwanzig Kilo mich plattquetschten. Mein linker Arm wurde nach hinten gerissen, etwas in meiner Schulter knackte, und mein Gesicht schrammte über die Straße. Ich schrie und versuchte, ihn abzuschütteln. Sein Knie rammte sich in meinen Familienschmuck, und Schmerz explodierte in meinem Unterleib. Etwas kroch zwischen meine Haare, während ich um mich schlug. Mein Kopf wurde wie von einer Lassoschlinge zurückgerissen. Eine hinterhältige Wespe stach mich tief in den Hals, und ich hustete das bisschen Luft heraus, das sich noch in meiner Lunge befand. Hitze wallte in meiner Kehle auf. Ich konnte nicht mehr atmen. Der sonnige Morgen waberte und wurde schwarz.

SIE
    Im letzten Sommer, den ihre Familien gemeinsam in dem Haus am See verbrachten, fuhr James im Van seines Vaters zu Geralds Maisstand. Er sollte zwei Dutzend Maiskolben zum Abendessen besorgen. Stacey saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, stumm wie eine Feldmaus. Sie folgten einer namenlosen Schotterstraße bis zum Ende des Sees und bogen dann links in die Anchor Lane ab. Ein paar Kilometer später erreichten sie die Ampel am Highway 52, wo sie wieder links abbogen und an Baumschulen und einer Schottermühle vorbei nach Norden in die Prärie fuhren. Nach einer Weile kamen sie an eine Kreuzung, die an drei Ecken von endlosen Maisfeldern umgeben war, während an der vierten ein weißes Farmgebäude mit einer Molkerei und einem Getreidesilo angrenzte. James parkte unter einer riesigen Weide, in deren Schatten ein rostiger, erbsengrüner Ford Pick-up stand.
    »Wo ist der Maisstand?«, fragte Stacey.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht haben sie dieses Jahr schon früher zugemacht.« James stieg aus und kam auf ihre Seite, um ihr die Tür zu öffnen.
    »Und, was machen wir jetzt? Einfach anklopfen?«
    »Oder rufen. Aber sei vorsichtig. Du weißt nicht, wer hier ist.«
    Als Stacey ausstieg, schlug ihr das Ratatat und kreischende Bellen von Druckluftwerkzeugen und einem Kompressor hinter dem Haus entgegen. James folgte den Geräuschen, und Stacey folgte ihm. Sie kamen an einem kleinen Heuhaufen vorbei, und der Geruch nach Kuhmist hing

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