Ewig Böse
schwer in der Luft, während der Wind über das weiter entfernte Molkereigebäude strich.
»Pass auf, wo du hintrittst«, meinte James, während er den Pfützen des Feldwegs auswich, der um das Haus herumführte. Fliegen und Schwärme von sirrenden Moskitos stiegen auf und folgten ihnen.
»Hier stinkt’s, James.«
»Es ist eine Farm.«
Hinter dem Haus verbreiterte der Fahrweg sich zu einem großen Oval, auf dem das Gras niedergetrampelt war. Zwei Kinder, ein Junge von zehn oder zwölf und ein halb so altes Mädchen, spielten auf einem abgewrackten Traktor, dessen Reifen größer waren als Stacey. Sie hatten beide dünne braune Haare und trugen dunkle Jeans, karierte Hemden und Cowboystiefel, als hätten sie sich für die Kirche oder für ein Klassenfoto zurechtgemacht. Sie starrten das junge Pärchen an, der Junge vom Sitz des Traktors aus, das Mädchen hockte mit angezogenen Beinen auf dem Boden.
»Hallo«, sagte James laut genug, dass ihre Eltern es hören konnten, falls sie irgendwo in der Nähe waren. Stacey lächelte unsicher, wie ein Eindringling. »Ist euer Großvater zu Hause?«, fragte James.
Das Mädchen deutete auf das offene Scheunentor.
»Grandpa!«, rief der Junge, hüpfte vom Traktor und trottete zur Scheune, wo er in der Dunkelheit verschwand.
Stacey meinte: »Es gibt keinen Mais. Lass uns nach Hause fahren.«
»Willst du nicht nach den Hasen sehen?«
Stacey trat von einem Bein aufs andere und lächelte schwach. Sie erinnerte sich an die Hasen und fand, dass sie inzwischen ein bisschen zu alt dafür war, aber es steckte noch ein wenig von dem kleinen Mädchen in ihr. Nach den Hasen zu sehen war eine alte Tradition beim Maiskaufen.
James drehte sich zu einem kleinen Mann um, der mit grünen Arbeitshosen und Hemd aus der Scheune kam; in der einen Hand hielt er einen Luftfilter, in der anderen einen roten Lappen voller Ölflecken. Er ging o-beinig und hatte weniger Zähne als noch vor vier Jahren, aber er wirkte so vergnügt wie immer, während eine Strähne jungenhaft schwarzen Haars ihm in das beinahe gut aussehende Gesicht fiel. Er bewegte sich leichtfüßig, als wäre er allzeit bereit, sich in eine neue Aufgabe zu stürzen. Er blickte zwischen ihnen hin und her und neigte fragend den Kopf.
»Hi, Gerald«, sagte James und dachte daran, es mit einem harten G auszusprechen. »Vielleicht erinnern Sie sich an uns. Ich bin James Hastings, das hier ist Stacey. Wir sind in den letzten Jahren immer mit unseren Eltern hergekommen.«
Gerald kniff die Augen zusammen. »Tulsa?«
James nickte lächelnd.
»Ich erinnere mich an deine Ma«, meinte Gerald. »Und die Oklahoma-Nummernschilder. Hatte mal ’nen Cousin in Tulsa, der für Shell gearbeitet hat. Deine Ma kannte ihn nicht, aber sie fragte immer, wie’s ihm geht. Nette Frau.«
»Danke«, meinte James.
»Habt ihr wieder das Ferienhaus in Loveland gemietet?«
»Nein, am Gaynor Lake. Aber ich würde auch von Loveland rüberfahren für eine Tüte von Ihren Maiskolben.«
»Gaynor, richtig«, meinte Gerald. Er warf Stacey einen Blick zu und runzelte leicht die Stirn. »Hab’ meine Maisfelder alle verkauft, tut mir leid. Musste den Stand letztes Jahr dichtmachen. Wir haben jetzt nur noch Käse und ein bisschen Sojabohnen, aber die Sojafelder will ich auch noch abstoßen und ab nächstem Frühjahr nur noch Ziegen halten.«
»Ziegenkäse also?«
»Das wollen die Leute. Man muss mit den Biobauern mithalten. Für die Blödmänner in Boulder zählt bloß noch Öko, und die kapieren nicht, dass das meiste davon aus Mexiko rangeschafft wird. Man kann auf alles ein lokales Gütesiegel draufpappen, das heißt gar nichts. Bloß, bei mir würde es sogar stimmen.«
Er lachte. James lachte. Gerald Zurfluh schimpfte über die ›Volksrepublik‹ Boulder, seit James elf Jahre alt war.
Gerald blies seinen Luftfilter durch, und auf der anderen Seite kam eine kleine braune Wolke heraus. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Jeff. King Soopers drüben in Longmont hat ganz guten Mais, jedenfalls wie ich das letzte Mal da eingekauft habe. Aber das Rindfleisch kann ich nicht empfehlen.«
»Ach, kein Problem«, sagte James. »Ich dachte einfach, wir schauen mal vorbei, wenn wir schon hier sind.«
»Nett von euch«, antwortete Gerald. »Wie lange bleibt ihr, du und – Stacey, oder?« Er sah Stacey fragend an, und sie nickte. »Wie lange bleibt ihr dieses Jahr?«
»Ich glaube, wir müssen langsam los, James«, drängte Stacey.
»Sekunde noch,
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