Ewig Böse
vermasselt ihn. Eine ältere Mexikanerin auf der Bank an einer Bushaltestelle. Dann ein paar Bars, Rauchergrüppchen vor der Tür. Jetzt gibt es mehr Laternen. Die Straße wird heller. Wir nähern uns dem Ziel. Da ist er.
Ein weißer Wagen. Ein Audi S5.
Staceys Auto.
Ein Sergio-Leone-Track läuft in meinem Kopf ab, begleitet von einem Hauch Norman Bates. Sie sind gar nicht hinter Ghost her.
Sie verfolgen mich, James Hastings.
Mit einem Schlag kommt die Erinnerung an jene Nacht zurück. Mark Harris’ Party in Burbank nach der Show. Eine totale Nullnummer, nichts los. Nur eine Bande von Managern, die herumsaßen und über Lizenzgebühren und Marketingkampagnen schwafelten. Rum-Colas, wenn ich mich recht entsinne. Ich hatte sechs große mit Myer’s Dark Rum. Ghost kam rein, blieb für eine halbe Stunde, um ein bisschen Ecstasy abzustauben, und schleppte dann die drei einzigen schönen Frauen ab. Ich blieb und spielte noch Poker mit ein paar Filmproduzenten und einem Visual-Effects-Spezialisten namens Doyle, der mir erzählte, dass mexikanisches Bier das sicherste Getränk sei, und mir dreihundert Dollar abknöpfte, was vielleicht bewies, dass er recht hatte.
Ich kann mich nicht erinnern, Rick und Annette bemerkt zu haben, aber es macht mich krank zu wissen, dass sie mich im Visier hatten. Im Visier haben , und die Zeit biegt und windet sich in meinem Kopf, während ich sie beobachte, wie sie mich auf dem Weg nach Ventura verfolgen, links von der Crescent abbiegen, sich den Hügel hinaufschlängeln über die Ampel auf dem Mulholland Drive.
Ein rotes Lämpchen in einer Ecke des Bildschirms blinkt.
»Scheiße«, sagt Annette. »Der Akku.«
»Das gottverdammte Ding bringt uns noch mal in Schwierigkeiten.«
»Ich habe einen Ersatzakku«, sagt sie.
Mit dem neuen Akku kommen wir auf dem Venice Boulevard an, fahren rechts auf die Arlington und weiter nach West Adams.
Ghost – Berichtigung: Der weiße Audi mit James Hastings – biegt in die Straße ab. Sie lassen sich zurückfallen, zwischen der Zwanzigsten und Einundzwanzigsten, dann kriechen sie langsam weiter und folgen mir in die Einfahrt. Der Audi steht da, wartet darauf, dass sich das Garagentor öffnet, dann fährt er hinein und verschwindet.
In Sicherheit , denke ich unwillkürlich, hier auf Ricks Couch.
Die Kamera fährt weiter, streicht über die Garage und die Rückfassade unseres Whitey. Die Fenster sind alle dunkel. Es muss drei oder vier Uhr morgens sein.
»Da ist keine Party«, meint Rick. »Alles mausetot.«
»Scheiße«, sagt Annette. »Und wenn er hier wohnt? Wenn das hier seine Absteige in L.A. ist oder so ein Scheiß? Wahrscheinlich hält er sich eine Nutte da drin.«
»Annette, nein. Du gehst da nicht rein. Er knallt dich ab.«
»Ach, hör auf.«
»Und zwar ganz legal. Du steigst mir nicht aus dem Wagen.«
Eine Minute lang bleibt sie still. »Aber er muss ja mal wieder rauskommen, oder?«
Tageslicht. Ein sonniger Morgen, vielleicht acht oder neun Uhr. Das Garagentor gleitet hoch. Die Kamera befindet sich etwa zwanzig Meter entfernt in der Einfahrt, neben dem Gartenzaun.
»Aufwachen, Schlafmütze«, sagt Annette und schwenkt die Linse auf ihren Bruder.
Er schläft im Fahrersitz, seine Lederjacke hat er als Kopfkissen am Fenster zusammengeknüllt. Er wirkt blass, krank. In den rostigen Stoppeln an seinem Kinn zeigt sich das erste Grau. Nix mit Aufwachen.
»Schlappschwanz«, sagt Annette. Sie richtet die Kamera wieder nach vorne und setzt sie auf dem Armaturenbrett ab, wie eine Polizeikamera, die Raser aufnimmt. Weiter vorne sehe ich die Couch, diese schreiend orangefarbene Couch mit den kaputten Sprungfedern, einen Schuh, ein paar Schlackesteine und einen Haufen halb kompostierten Grasschnitts. Gelegentlich, aber viel zu selten, kommt ein Wagen vorbei, Leute auf dem Weg zur Arbeit, die die Abkürzung durch die Seitenstraße nehmen, bevor sie sich in den echten Berufsverkehr auf dem Washington oder Venice Boulevard stürzen.
Annette steigt aus und lässt die Tür offen. Erst glaube ich, dass ich es mir nur einbilde, aber nein. Ich höre tatsächlich das Brummen eines anderen Motors. Es ist der Audi, er steht noch in der Garage.
Annette geht in ihrem Abendkleid und barfuß ein paar Schritte vorwärts. Für eine andere Frau wäre dies wie ein Spießrutenlauf. Annette bewegt sich mit grandioser Selbstverständlichkeit.
Das Garagentor ist jetzt offen. Der Kofferraum des weißen Audi schiebt sich langsam heraus. Annette tänzelt ihm
Weitere Kostenlose Bücher