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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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mich mit einem Skalpell geschnitten. Er hat mich mit einem Skalpell geschnitten. Er hat mich …
    Seine Nasenflügel bebten.
    Ich täuschte links an und schoss dann rechts an ihm vorbei, auf das hintere Ende des Kellers zu, wo es keinen Ausgang gab. Sein Arm zuckte vor, und mein Bizeps öffnete sich wie ein Fischmaul. Ich schrie, während warme Nässe sich bis zu meinem Handgelenk hinunter ausbreitete.
    Er folgte mir langsam und sagte gelassen: »Da kommst du nicht raus, Sportsfreund.«
    Hinten im Keller gab es eine Toilette. Ich hatte sie an dem Tag benutzt, als wir uns zusammen betranken. Wenn ich es bis dorthin schaffte und die Tür hinter mir abschloss, war ich erst einmal in Sicherheit. Die lange, glänzende Oberfläche des Shuffleboard-Tisches tauchte neben mir auf. Ich ließ im Vorüberrennen die linke Hand durch das Talkumpuder gleiten und schnappte mir einen der metallenen Pucks. Ich wirbelte herum und warf ihn nach ihm. Der Puck prallte an seiner Brust ab, und er lachte, während die kleine Stahlklinge seitlich auf meine Nase zuschoss und sie nur knapp verfehlte, weil ich mich duckte und wegdrehte. Ein stechender Schmerz durchzuckte mein Ohr und schnitt sich weiter bis zu meinem Genick. Ich schnellte ins Badezimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Sie fühlte sich leicht an, furchtbar leicht, aber sie fiel ins Schloss. Ich fummelte am Türknauf herum, doch meine Arme und Hände waren mit klebrigem und glitschigem Blut überströmt. Endlich schaffte ich es, den kleinen Messingknopf zu drehen, und taumelte zurück in die Duschkabine aus Plastik.
    Ein Loch splitterte nach innen aus der Tür, gefolgt von einer Faust, dann einer zweiten, und die Tür ging in Stücke, als wäre sie aus Styropor, während der Mann sie komplett aus den quietschenden Angeln riss. Er wandte sich ab, stellte den Fuß auf den unteren Teil des Türblatts, riss seine Fäuste aus dem Loch heraus und schmiss die Tür gegen zwei leere Bierfässer an der Wand.
    »Halt dich zurück«, sagte er. »Sonst muss ich dir die Scheißaugen rausschneiden.«
    Ich begriff nicht, warum das alles geschah, wer diese Leute waren, oder was ich jetzt tun sollte. Sie hatten Stacey getötet. Bestrafte er mich dafür, dass ich ihren Tod nicht verhindert hatte? Hatte er sie auch geliebt? War sie an all jenen Tagen, als sie verschwunden war, zu ihm gefahren? Auf diese böse Seite der Welt? Ich stand zitternd in der Duschkabine, und mein Blut strömte zum Abfluss und warf Blasen, während es hindurchrann.
    »Du wirst noch verbluten«, meinte er. »Komm da raus, dann verarzte ich dich.«
    Er trat beiseite, um mich vorbeizulassen. Ich zitterte am ganzen Körper.
    »Tut mir leid, okay?«, sagte er. »Es hätte noch nicht so weit kommen sollen. Annette hat gesagt, ich soll auf dich aufpassen, bis sie zurückkommt, aber ich bin durchgedreht. Weil … weil, wo ist sie ?! Ja? Okay, okay. Ich tu dir ja nichts. Komm einfach da raus.«
    Mir war eiskalt, und ich blutete, und ich drehte mich im Kreis und versuchte, nach irgendetwas zu greifen, einer Waffe, dem Handtuchhalter, und meine Hand schien vor mir davonzuschweben, die Hand eines Fremden, rot bis zum Ellbogen. Das ist mein Arm. Die Dusche war leer. Es war niemand hier, außer mir. Ich grapschte nach dem Plastikvorhang.
    »Du kannst da nicht drin bleiben«, sagte er. »Du blutest an mindestens sieben Stellen.«
    Er war gewaltig, sein Kopf füllte die halbe Tür aus. Das Skalpell war nicht zu sehen. Er streckte mir die Hände entgegen, Handflächen nach oben, öffnete und schloss sie. Er wirkte sehr besorgt.
    »Du musst da rauskommen, Ghost. Sonst stirbst du. Versprochen.«
    Ghost. Spielte ich Ghost? War das alles nur ein Spiel? Es musste ein Spiel sein. Ich steckte mitten in einem Skit. Das war alles geplant, inszeniert. Zitternd, mit einer Hand an meinem Ohr, trat ich aus der Duschkabine. Meine Füße waren glitschig und kalt wie Eis.
    »Bitte nicht«, sagte ich. »Bitte tun Sie ihr nichts, okay? Versprechen Sie mir, dass Sie ihr nicht wieder weh tun?«
    »Versprochen. Gehen wir, gehen wir. Wir müssen dich hier rausschaffen, Ghost. Die Show fängt gleich an.«
    Meine Beine funktionierten nicht richtig. Ich wandte den Blick ab, sah dann wieder hoch in sein Gesicht, diesen gelben Mond, der vor mir schwebte. Ich schob mich zwischen ihm und dem Türrahmen durch, mein Gesicht keine dreißig Zentimeter von seinem entfernt. Ich machte noch einen Schritt, und er zwinkerte mir zu, klemmte die Zungenspitze zwischen die

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