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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Art Ausgleich dafür war, dass er sie nicht vor ihrem Vater schützte. Sie entdeckten einen Lagerplatz am Kern River, wo sie ganze Tage miteinander verbringen konnten, ohne dass jemand davon erfuhr, einen Ort, an dem sie sich treffen oder für eine Nacht oder ein Wochenende entkommen konnten, wenn die Zeiten zu schwer wurden. Er war nie mit einer anderen Frau zusammen gewesen.
    Wer ist der Mann da in der Ecke? Er sieht aus wie Aaron, nur größer. Er kommt mir bekannt vor. Ich habe mal wie er ausgesehen.
    Komm näher …
    Ich werde jeden Tag größer und stärker.
    Endlich kommt der Morgen, und es wird hell. Er hat die Vorhänge aufgezogen, damit die Sonne hineinscheinen kann. Ich wache in einem angenehmen Nebel auf und fühle nichts als Wärme auf der Haut, während die Sonne mich an die Oberfläche trägt. Keine Schmerzen. Ich liege auf dem Rücken und bin nackt, und als ich den Kopf hebe, sehe ich G-H-O-S-T in roten Buchstaben frisch in meine Bauchhaut geschnitten. Der Polizist tupft die Schnitte mit einer klaren Flüssigkeit und Wattebäuschen ab, bewundert seine Arbeit wie ein Tattoo-Künstler. Ich schreie, und er stutzt, sieht mich an, als hätte er vergessen, dass ich da bin.
    James gleitet weg.
    Er bringt mir Essen. Wenn ich nicht schlucken kann, stopft er es mir zwangsweise in den Mund. Er rezitiert Strophen aus den CD -Booklets. Er sitzt auf dem Boden neben der Couch und liest sie mir mit monotoner Stimme vor. Wenn ich die Worte vergesse, ohrfeigt er mich. Wenn ich vergesse, was die Worte bedeuten, ohrfeigt er mich. Wenn ich falsch singe, schlägt er mich, und ich würge an einem ausgeschlagenen Zahn, schlucke ihn hinunter und kotze dann auf den Fußboden, und wenn er mich wieder schlägt, verschwinde ich vielleicht einfach.
    Stacey? Bist du da?
    Der Polizist ist voll Panik, als er nach Hause kommt. Er hatte einen Schock. Er hat ein Stück Seil mitgebracht. Er knüpft daraus eine Krawatte für mich, schlingt sie über einen Deckenbalken und zieht am anderen Ende, bis ich von der Couch abhebe und in der Luft baumle. Meine Zehen schweben zehn Zentimeter über dem Teppichboden. Er weint und schreit nein, nein, nein. Ich kämpfe und kralle die Finger um das Seil, und meine Lungen brennen. Ich sehe nichts.
    Jetzt wird es schön hier drinnen.
    In der Schwärze war James absolut allein. Alles, was sein Ich ausmachte – jede Idee, Erinnerung, jeder Gedanke und jedes Bild von sich selbst und der Welt, jedes Gefühl für das physische und gefühlsmäßige Ich, das zu James Hastings gehörte –, wirbelte durch ein unsichtbares Loch in einer unendlichen Spirale des Nichts davon.
    Sechzehn Tage, nachdem er sich selbst im Fernsehen sterben sehen hatte, starb James Hastings.
    Und ich trat vor.
    In das Vakuum seines Todes hinein dehnte ich mich aus, füllte seine Kleider, sog frische Luft in seine Lungen, öffnete seine Augen und schmeckte das Salz seines Blutes.
    Ich bin nicht James. Ich bin kein Geist. Ich bin Ghost .
    Valium-Drinks und andere Getränke, Pillen und Injektionen und Alkohol direkt aus der Flasche. Ich akzeptiere alles ohne zu zögern, schlucke es hinunter und stoße mein Rebellenbrüllen aus. Der Trottel hat keine Ahnung, dass ich Popeye bin und Drogen mein Spinat. Ich konsumiere sie, und sie schmecken so gut; sie sorgen dafür, dass ich mich wie ein Scheiß-Gott fühle.
    Ich warte.
    Der Wärter nimmt selbst auch die Pillen und haut Löcher in die Wand, während er schreit wo ist sie wo ist sie wo ist sie , und ich lache. Ich brülle ihm ins Gesicht, und er weiß nicht mehr weiter, gibt nach und lacht mit.
    Er zeigt mir die Luger, mit der er im letzten Winter den arabischen Schleicher abgeknallt hat. Ein einziger Schuss aus sechzig Meter Entfernung. Mit einer Luger. Einer gottverdammten Antiquität. Na, was sagst du dazu, Ghost?
    Ich lache.
    Dieses stinkende Stück weißer Abschaum wird den Zorn Gottes zu spüren bekommen. Bald.

38
    Ghost knurrte der Magen. Ghost erwachte hungrig. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Vor Tagen, vielleicht war es sogar eine Woche her. Ghost sah sich um. Da war die Bar. Der Shuffleboard-Tisch. Die Dartscheibe. Die Stereoanlage. Der große Fernseher an der Wand. Der Medienschrank voller Videos und Magazine. Irgendwo hier musste eine Waffe sein. Ghost würde etwas finden. Ghost würde wiederauferstehen.
    Die Bar. Ein Korkenzieher. Vielleicht hatte der Kerl ein paar Bierkrüge vergessen. Ihm einen über den Schädel ziehen. Ihm die Kehle aufschlitzen. Sein Blut

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