Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
er fort war. Sie war auch einsam und traurig. Ich gab ihr Pillen. Richtete sie wieder auf. Veranstaltete eine kleine Pillenparty. Zu viel Wein. Eine Schulter zum Ausweinen, Huh-huh, James ist nie zu Hause. Welche Ironie. Er ist an meiner Stelle in Atlanta; ich bin undercover in L. A. , wollte nur mal schnell guten Tag sagen. Manchmal verliere ich selbst den Überblick, wo er ist. Habe seit einem Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Seine Frau ist schön und rein. Die arme Stacey. Alles, was sie hat, ist dieser Hund, Henry. Komm her, Mädchen, lass mich deine Schultern massieren. Heute Nacht ist kein James da. Aber ich kann James sein. Er kann ich sein. Wir können tausend Meilen weit in den Schuhen des anderen gehen.
    Wohin ist Ghost verschwunden? – Die Welt will es wissen. Die Medien spekulierten, ich hätte mich zurückgezogen, wäre wieder auf Entzug, würde mich in Bulgarien verstecken. Niemand wusste es genau. Nicht einmal meine Leute wissen es. Ich wusste es selbst nicht. Aber jetzt schon, jetzt weiß ich Bescheid.
    James Hastings ist gestorben, damit ich leben konnte.
    Ich bin Nathaniel Eric Riverton, der Künstler, den man Ghost nannte.
    Ich bin der bleiche Dämon. Ich habe ihm die Frau genommen. Meinetwegen wurde sie umgebracht. Und auch er ist meinetwegen gestorben. Ausgelöscht auf Video. Der arme Kerl.
    Aber niemand weiß, wie es ist, ich zu sein. Wenn ich nicht vom Antlitz der Erde verschwunden wäre, hätte ich mich selbst getötet. Ausgebrannt von der Tour, den Drogen, die jede Nacht auf der Bühne das Feuer schüren. Dem Ruhm, der Öffentlichkeit, der Schuld. All die Scheißkerle, die es auf mich abgesehen haben. Fünf Jahre ist im Hip-Hop eine lebenslange Karriere. Ich bin fertig. Ich habe meinen Ausweg gefunden.
    So ist es hübscher. Das hat mein Mädel gesagt.
    Wochen vergingen, Monate. Und kann man es fassen, welches Glück ich hatte? Niemand weiß, was wirklich geschehen ist. Ich war frei. Scheiße, das war besser als Tupac. Ich bin eine Legende. Meine Musik wird in meinem Geheimnis weiterleben, ich muss nicht erst sterben, um unsterblich zu werden. Ich bin bereits tot.
    In habe meinem eigenen Schicksal ein Schnippchen geschlagen. Ich ließ mein Haar auswachsen und hörte auf, es zu färben. Ich warf die Klamotten weg und kaufte mir neue, langweiligere, damit ich wie ein Jedermann aussah. Ich legte mir eine Brille zu. Ließ per Laser die Tattoos wegmachen – Mann, tut die Kacke weh. Ich lebte in seinem Haus. Er starb, und ich erwachte. Aber das Haus war Kacke. Als sie weg waren, gab es dort niemanden mehr außer mir. Und Henry. Was sollte ich mit dem Hund anfangen? Scheiße, ich hab den Kleinen weggegeben. Ich habe gelernt, so zu leben. Den Ball flach zu halten. Ging nicht mehr ans Telefon. Ignorierte seine Familie. Mied ihre Freunde. Packte ihren Kram zusammen und chillte einfach ab. Er trauerte ja angeblich noch.
    Alles war perfekt.
    Nur – warum hörte ich diese Geräusche in der Nacht? Warum ist es in diesem Haus nie still? Was waren das für Laute im Ballsaal? Mein Krempel war ständig in Unordnung. Ich konnte nie meine Autoschlüssel finden, meine Unterwäsche. Der Putzfrau war’s unheimlich, als wüsste sie Bescheid, wagte aber nichts zu sagen. Olivia starrte mich an wie einen Alien, einen Körperfresser, und vielleicht bin ich ja auch einer.
    Scheiße, ich war immer sein Alptraum. Jetzt ist er meiner.
    Trink noch ein Bier. Sitz es aus. Der Knabe hatte genug Geld auf der Bank, ging nie aus. Ich konnte das.
    Ich sah anders aus, und dann, verflucht noch mal, fühlte ich mich anders. Die Rolle funktionierte, funktionierte ein bisschen zu gut. Es ist, als wäre ich er. Ich spürte ihn dort. Ich konnte sie dort spüren. Sie lässt nicht los. Er lässt nicht los. Ich fing an, Gespenster zu sehen. Mann, diese Hasen.
    Ich wollte nicht, dass so viele Menschen verletzt werden. Manche Leute kommen einfach nicht klar mit der Musik. Diese ganzen Teenager, die sich selbst und andern weh tun. Die verfickten Eltern, die sich nicht richtig um ihre Bälger kümmern. Ich habe das nicht verdient. Ich bin ein Künstler. Ich benutze keine Waffen. Ich bin ein Mann des Worts. Die große Show, Leute. Aber das heißt nicht, dass es mich nicht verletzt. Natürlich tut das weh. Ich habe auch Gefühle.
    Ich ließ Annette in mein Leben. Ich wusste, dass sie verrückt war. Aber vielleicht musste ich für meine Sünden bezahlen. Und jetzt habe ich meine Strafe abgesessen. James hat mich begnadigt.
    Aber.

Weitere Kostenlose Bücher