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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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saufen. Seine Leiche ficken und das Haus niederbrennen.
    Ich versuchte, mich aufzusetzen. Der Schmerz ging in Schockwellen von meiner Hüfte aus, rauf und runter. Ich fiel zurück und atmete tief durch, bis er nachließ.
    Du bist ein Killer.
    Ich zählte bis drei und setzte mich wieder auf, schneller diesmal, und ich hielt durch. Das Sitzen oder Liegen war gar nicht so schlimm. Es waren die Phasen dazwischen, die weh taten.
    Die Bar lag nur vier oder fünf Meter entfernt. Mein linkes Bein gehorchte mir nicht richtig. Ich verlagerte mehr Gewicht auf das rechte, stützte mich mit zuckenden Kniesehnen darauf. Das linke Knie gab unter mir nach, als ich durch den Keller humpelte wie ein Mann auf kurzen Stelzen, mit steifen Beinen, und ich fiel nach vorne, während die Bar auf mich zu flutete. Ich bekam den dicken Rand des Tresens zu fassen, kippte auf den ersten Barhocker, schwitzend, schwer atmend, und ein Stechen breitete sich streifenweise über meinen Rücken aus, als die Wunden wieder aufplatzten.
    Die Schnapsflaschen standen hinter der Bar vor dem großen Budweiser-Spiegel. Ich starrte sie an, träumte von abgebrochenen Flaschenhälsen, rammte ihre nadelscharfen Spitzen in seinen Hals und riss dem Schwein die Halsschlagader auf, bis sein Blut in Fontänen auf den Teppichboden spritzte und er umkippte wie ein gefällter Baum.
    Da tropfte etwas. Ich sah nach unten. Eine dunkle Pfütze bildete sich auf dem Teppich neben meinem Barhocker. Während ich sie anstarrte, fiel ein weiterer Tropfen mit einem feuchten Plopp , dann noch einer, und noch einer, so regelmäßig wie mein Herzschlag.
    Ghost blutete.
    Ein Aufflackern von Panik brachte mich auf die Füße. Ich hielt mich an der Bar fest und sah in den Budweiser-Spiegel. Mein Gesicht war geschwollen, die Augen eingesunken, die Lippen dunkel und verkrustet. Ich senkte den Blick nach rechts unten. Der Junge mit der schwarzen Kapuze starrte mich aus der Ecke des Spiegels an. Er stand hinter mir, und der Halbmond seines Gesichts schimmerte in der Düsternis.
    Die Kellertür war immer noch geschlossen. Er musste seit meinem Aufwachen bei mir gewesen sein. Oder länger.
    Ich hinkte hinter die Bar, versuchte, einen Schutzwall zwischen uns zu legen. Als ich mich umblickte, war Aaron nicht mehr da. Ich hatte kein Geräusch gehört, während ich ihm den Rücken zukehrte. Im Keller war es so dunkel, dass man vom einen Ende aus kaum das andere erkennen konnte. Ich ließ den Blick langsam und systematisch von der linken Wand über das Shuffleboard weiter nach rechts gleiten, konzentrierte mich auf die tragenden Pfeiler, die Regale an der Wand neben dem Schrank mit der Stereoanlage …
    Er stand reglos hinter der Couch, vor dem mittleren der drei großen antiken Safes. Seine Haltung hatte sich nicht verändert. Das Kinn war leicht an die Brust geklemmt, er hatte die Schultern vorgezogen und die Hände in der Bauchtasche vergraben. Die weißen Blockbuchstaben auf seinem Sweatshirt waren in der Dunkelheit deutlich zu erkennen.
    GHOST
    Das bin ich, kleiner Mann.
    Die Buchstaben verschwammen an den Rändern. Das Weiß verblich, und die Schwärze seines Sweatshirts verdichtete sich, beinahe so, als würde es verschwinden oder er selbst körperlos werden. Ich zwinkerte, konzentrierte mich auf die Buchstaben, doch sie pulsierten, lösten sich auf und erschienen wieder. Das weckte Erinnerungen an die Schule, dritte Klasse, an einen Lehrer, der sich mit einem archaischen Filmprojektor herumschlug, die Sorte mit dem Zeiger auf der weißen Leinwand, während Bilder von holländischen Bauern in ihren Holzschuhen ein- und ausgeblendet wurden.
    »Zeig’s mir«, sagte ich.
    Der Junge hob ruckartig den Kopf, und seine Kapuze fiel ihm in den Nacken. Die Hälfte seines Gesichts war alabasterweiß, bis auf das linke Auge, das erschrocken hervorquoll, die grüne Iris ein Leuchtpunkt im dunklen Raum. Die andere Hälfte, von der Stirn und dem Ansatz der gebleichten Haare abwärts, bildete eine einzige offene Wunde. Die Hautränder waren schwarz von eingetrocknetem Blut und gespickt mit gelben Knochensplittern. In der Mitte, wo der rechte Stirnlappen seines Gehirns hätte sein sollen, war nur eine tiefe Schwärze, finsterer als der Raum, finsterer als sein Sweatshirt, absolut und doch irgendwie glänzend, wie frisch lackiert. Sein Mund öffnete sich weit, und seine kleinen, flachen Zähne hoben sich sehr weiß vom schwarzen Zahnfleisch ab.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Da kann ich nichts machen.«
    Die

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