Ewig Böse
Stacey. Er hielt Annette in den Armen. Annette mit den roten Haaren, nass, frierend und zitternd auf dem Toilettensitz, mit blutigem Kopf. Annette hatte gesehen, dass die Hasen sich rot verfärbten, die Röte des Todes, die sich in Staceys Gedächtnis eingebrannt hatte, und Annette war davon zu Tode erschrocken, weil Stacey es so haben wollte.
James stützte sie und wickelte sie in ein Handtuch und wich dann zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie sich aufrecht halten konnte. Er wandte sich um und betrachtete die Gemälde. Es waren einfach zwei Abbildungen, schwarz-weiß und harmlos.
Und dann war Annette verschwunden, und er war im Erdgeschoss aufgewacht, hatte Lucys Nachricht und all die leeren 9:12-Uhr-Anrufe auf dem Anrufbeantworter abgehört, und schließlich stand er allein im Badezimmer. Er starrte die Gemälde an. Die Häsin im unteren Bild veränderte sich, bekam ein rotes Auge. Sie beobachtete ihn, und ihr Auge folgte seinen Bewegungen, während ihr Fell sich rot durchfärbte, alles rot wurde, die ganze Welt, als würde er farbige Kontaktlinsen tragen.
Stacey, die ihn zu erreichen versuchte, wie sie Annette erreicht hatte.
Einer schwarz-weiß, der andere rot. Tot und rot wie der, den Stacey und er als Teenager am Straßenrand gefunden hatten.
Der andere war lebendig.
Die Hasen, die Hasen, einer der Hasen ist tot, der andere lebendig.
Von irgendwo aus weiter Ferne hörte er ein hohes Pfeifen, wie von einem kochenden Teekessel, immer näher, bis es abgeschnitten …
39
Der Boden in der Küche war übersät mit zerbrochenem Glas und Geschirr. Durchs Fenster über der Spüle strömten Tageslicht und die trockene Wüstenhitze herein. Das grelle Licht bombardierte meinen Kopf wie mit Laserstrahlen und sprenkelte mein Gesichtsfeld mit ausgefransten roten Flecken, die vorbeitrieben und sich auflösten. Die Rolle Küchenpapier neben dem Toaster war wild durcheinandergewirbelt und als lange Spur perforierter Blätter auf den Boden geflossen.
Ich betrachtete den Automotor auf dem Tisch. Rick saß mit dem Rücken zur Wand auf einem Stuhl. Sein linker Arm ruhte auf dem Tisch, neben einer Frühstücksschale mit eingetrocknetem Benzin. Er starrte die Spüle an, oder irgendetwas knapp darüber.
Als ich um den Tisch herumging, sagte ich ›Für Stacey‹ und schoss ihn in die Brust. Er zuckte ein paar Zentimeter in die Höhe, fiel zurück und saß still. Der Pulverdampf kräuselte sich in meine Nasenlöcher, und ich war bereit, so richtig Gas zu geben.
Ich trat näher, richtete die Kanone seitlich auf seinen Kopf und sagte: »Rick.«
Seine Augenlider öffneten und schlossen sich schwerfällig. Seine Brust hob und senkte sich in langen Intervallen. Die Schusswunde lag oberhalb seines Herzens, nahe bei der Schulter, ich hatte schlecht gezielt. Seine Lippen teilten sich, und er fing an, Wortfetzen von sich zu geben.
»Bitte ruhig um Vergebung«, sagte ich. »Das nützt dir nichts.«
Dann sah ich es und senkte die Waffe. Der geriffelte, schwarz-gelb gestreifte Griff eines Schraubenziehers ragte auf der mir abgewandten Seite aus seinem Hals heraus. Die Klinge hatte sich unter seinem Ohr hineingebohrt. Direkt unterhalb des Griffs schloss sich ein angeschwollener roter Klumpen rotes Fleisch um die Klinge, aus dem das Blut in seinen Kragen, über seinen Rücken und auf das Linoleum tropfte.
Ich streckte die Hand nach dem Griff aus.
»Nein«, flüsterte Rick, und seine Augen weiteten sich. »Nein, nein …«
Ich zog mich zurück. »Wer war das?«
Er atmete tief ein und hielt die Luft an. »Sie«, fing er an, aber weiter kam er nicht. Aus seiner Kehle drang ein Gurgeln. Er schluckte, und seine Halsmuskeln schwollen an, während er sich abmühte. Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer. Die Haustür war geschlossen, der Raum leer. »N-n-nah-nicht …« Er schürzte die Lippen, und seine Kiefer arbeiteten, versuchten, die Worte zu bilden. »… nicht ah-ah-n-nnn-nhhh-nette.«
Während ich mir zusammenreimte, was er sagen wollte, rollten Ricks Augen in den Kopf zurück. Er war am Ersticken, und sein Körper zuckte krampfhaft, während sein Gesicht sich violett verfärbte. Ich stützte mich mit einer Hand an seiner Brust ab und griff nach dem Schraubenzieher. Seine großen Pranken patschten kraftlos nach meinen Armen und meiner Kehle. Ich zog, und die Klinge glitt so einfach heraus wie ein Fieberthermometer aus einem Hühnerarsch. Es war ein großer Schlitzschraubenzieher mit breiter Klinge und
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