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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Buchstaben auf seinem Sweatshirt flackerten auf wie im Blitzlicht, erloschen, und ein Echo des Blitzes blieb auf der Safetür zurück, mein Name auf dem Metall eingeätzt, und dann war der Junge plötzlich spurlos verschwunden.
    Der Safe. Der Safe, in dem das Video gewesen war. Und die 45er. Er hatte sich vor den Safe gestellt, um meine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Die Lagerräume des Bullen, genau wie meiner in La Brea mit Staceys Sachen.
    Lagerraum. Spind. Schloss. Kombination. Spindkombination …
    Die Zahlen in Aarons Schreibtischschublade. Was hatte auf dem kleinen Zettel gestanden? Mittlere Kombination? Ja. Mitte. Ich starrte die drei Safes an. Aaron hatte vor dem mittleren gestanden.
    Ich ließ die Bar los, und ein tobender Schmerz schoss durch meinen Ischiasnerv. Meine Muskeln verkrampften sich, und jeder Schritt fuhr wie ein elektrischer Schlag durch meine Beine. Ich biss die Zähne zusammen. Ich schaffte es.
    Wie hatten die Zahlen auf dem Zettel gelautet?
    Der Song. »Nur über meine Leiche«.
    Die 22er ist für dich
Weil ich meine Knarren liebe
Die 38er ist für den Hass
Behandle sie wie meine Söhne
Die 44er ist für Huren
Weil ich meine Knarren liebe
Die Null-sechs ist für die Bullen
Die meinen Bruder in den Knast steckten …
    22 38 44 06
    Aber ich konnte die Ziffern auf dem Rad kaum erkennen.
    Schwere Schritte polterten über mir in Richtung Treppe. Ich hielt inne, wartete, lauschte.
    Dann konnte ich nicht länger warten.
    Als ich begann, den Knopf zu drehen, bumste etwas gegen die Decke. Einmal, zweimal … dann eine lange Pause … schließlich noch mehrmals, drängender, wie ein ungeduldiger alter Mann, der mit seinem Stock auf den Küchenboden pocht. Unvermittelt brach es ab, und dann hörte ich ein fürchterliches Krachen von Glas oder Geschirr, dass die Decke nur so wackelte.
    Schnell. Der Riese erwacht.
    Ich beugte mich vor und versuchte, die winzigen Ziffern an der Skalenscheibe zu erkennen. Sie reichten von 00 bis 99. Als ich den Knopf drehte, war kein Geräusch zu hören. Nicht das leiseste Klicken. Der Drehknopf ließ sich ohne jeden Widerstand bewegen. Ich riss mich zusammen und wirbelte ihn noch dreimal im Uhrzeigersinn ganz herum, falls vorher ein Reset nötig war.
    22 rechts, 38 links, 44 rechts, 06 links. Stopp. Ich zog an der Tür. Sie gab nicht nach.
    Ich wiederholte den ganzen Vorgang, diesmal langsamer. Die Tür gab nicht nach.
    Ich versuchte es umgekehrt, zuerst gegen den Uhrzeigersinn. Ich zog am T-Griff. Mein Rücken verwandelte sich in geschmolzenen Stahl und brannte, kreischte. Mein Gesicht war schweißüberströmt.
    Die Tür ging nicht auf.
    Ich lehnte mich keuchend vornüber. Dann richtete ich mich wieder auf und musterte den Safe.
    »Scheiße, das darf doch nicht wahr sein.«
    Ich stand vor dem dritten Safe, dem ganz rechts.
    Ich schlurfte ein Stück nach links. Nimm dir Zeit, und mach es gleich beim ersten Mal richtig .
    Rechts, links, rechts, links. Ich richtete mich auf, packte zwei der vier Speichen des Drehgriffs und zog. Die Tür ging nicht auf – aber etwas klickte im Inneren.
    Sei nicht so ein Jammerlappen.
    Ich zog fester und fester, bis mir die Backenzähne weh taten. Die Scharniere quietschten protestierend, und die Stahltür schwang mit einem Knarren auf.
    Im oberen Teil befanden sich drei massive Zwischenböden und darunter ein großer Hohlraum, in dem sich ein erwachsender Mann verstecken konnte.
    Der Safe war leer.
    Ich sank zu Boden und rieb mir die Augen. Als ich endlich wieder hochkam, fiel mein Blick auf etwas Dunkles, Dickes, ganz hinten im unteren Fach. Ich griff hinein.
    Eine Waffe. Nicht Aarons 45er. Ein Revolver, schwer wie eine Hantel, mit einem voll geladenen Zylinder mit fünf Patronen.
    »Danke, Aaron, braver Junge.«
    Zeit für Rock ’n’ Roll, Ghost.
    Halt. Der Tresor war noch nicht leer. Hinter der Kanone hatte sich noch etwas verborgen, ein leichtes und schwereloses Etwas. Ich legte die Waffe hin. Als ich die Hand in den Tresor gleiten ließ, flatterte es in die Luft und ließ sich auf meiner Handfläche nieder.
    Ein schmales violettes Band, das eine hellblonde Locke zusammenhielt. Sie hatten Stacey das Haar abgeschnitten.
    Mir bricht das Herz. Meine Gedanken wirbeln um meine Schuld.
    Stacey ist tot. James ist tot. Ich habe James’ Platz eingenommen.
    Ich habe ihn gelehrt, ich zu sein. Ich habe ihn benutzt. Ich habe ihn auf Tour geschickt. Die Straße ist ein einsamer Ort. Ich habe mich um seine Frau gekümmert, während

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