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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Enttarnt. Der Bruder hat mich erwischt, mich zerschnitten. Vielleicht kommen sie bald zurück, um mich endgültig zu töten. Der Scheiß kann so nicht weitergehen. Hier im Keller dieses Homo-Knastwärters. Warum, zum Henker, hat er sich nicht gewehrt? Was ist los, James? Lass dir ein paar Eier wachsen.
    Zu spät. Er ist tot.
    Ich bin Ghost, und ich bin jetzt viel stärker. Ich wünschte, ich hätte das schon vor langer Zeit gewusst. Dann hätte ich mir keinen Scheiß von niemandem bieten lassen. Rick? Rick Butterfield? Soll das ein Witz sein? Dem Knaben reiß ich das Herz raus und esse es zum Frühstück.
    Verstehste? Die ganze Zeit, die der erbärmliche Arsch hier im Keller rumhockte und drauf wartete, dass der Motherfucker mit einer Ladung Frühlingsrollen zurückkommt, um mich zu füttern, war die Kellertür nicht mal abgesperrt.
    Scheiß auf die Bandagen und scheiß auf die Rückenschmerzen.
    Die können mein Blut haben. Mir bleibt immer noch genug davon. Ich bin der Emperor und ich fühle keinen Schmerz.
    Ich griff mir die Knarre und marschierte die Treppe hoch, und dann, mein Kleiner, hob ich ab .

SIE
    Stacey war siebzehn, an Armen und Beinen tief gebräunt von der Sommersonne. Die abgeschnittenen Jeans, die sie ihm stibitzt hatte, hingen ihr lose um die Hüften, die dünnen Plastiksandalen waren schmutzig von Geralds Farm. Sie hielt einen weißen Hasen mit schwarzem Rückenstrich sanft in die rechte Armbeuge gebettet und kraulte ihm mit der linken Hand den Kopf. Der Hase hatte die Ohren angelegt und die Augen geschlossen, und seine Schnurrhaare zuckten vor Vergnügen in der Sicherheit, die ihr warmer Körper ihm gab.
    »Ich möchte ihn mitnehmen«, sagte sie und sah zu James hoch, als wolle sie ihn um Erlaubnis bitten. Und das kleine Mädchen, das noch in ihr steckte, trotz der Erlebnisse dieses Sommers, brach ihm glatt das Herz. Sie hatten ihre Eltern unzählige Male angelogen, Ladendiebstahl begangen, Gras geraucht und ein Dutzend Mal Sex gehabt. Und jetzt wollte sie ein Häschen.
    »Wie willst du ihn denn mit nach Hause nehmen?« James war gleichaltrig, und doch irgendwie älter, ein Schemen des späteren James, der sie tot oder sterbend durch die Augen der Erinnerung betrachtete. »Auf dem Schoß? Die ganze Strecke? Deine Mutter wird das nicht zulassen, Stacey. Nächstes Jahr ziehst du aus. Was willst du dann mit einem Hasen anfangen?«
    Sie wusste, dass er recht hatte. »Aber er ist so süß. Ich glaube nicht, dass ich ihn zurückgeben kann.«
    Sie hatte ihn in den paar Minuten ins Herz geschlossen, seit Gerald, der Farmer, dem die Hasen in der Nähe des Hauses am See gehörten, ihn für sie aus dem Käfig geholt hatte. James wurde unruhig. Es war Zeit, zu gehen. Sie sollten schon längst zu Hause sein. Der sonnige Tag war nur noch ein düsteres Grau, das in Schwarz überging.
    »Wir müssen fahren«, sagte er.
    »Das darfst du nicht zulassen«, sagte Stacey und sah ihn mit plötzlicher Wildheit an. »Du darfst nicht zulassen, dass sie den Hasen verändert, James. Versprich mir, dass du sie nicht hereinlässt.«
    Er wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber es lief ihm kalt über den Rücken. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, und dieses Gefühl wurde immer stärker. Diese Erinnerung war falsch. Etwas in ihm veränderte den letzten Nachmittag, den sie in jenem Monat der Freiheit verbracht hatten, und verdarb alles.
    »Ich liebe ihn«, sagte Stacey. Sie weinte jetzt. »Ich liebe die Hasen, James. Weißt du nicht mehr, wie sehr ich die Hasen geliebt habe?«
    »Komm schon«, sagte er und griff nach dem Beutel mit den Maiskolben. »Wir müssen zurück. Sie warten auf den Mais.«
    Stacey setzte den Hasen traurig in seinen Käfig zurück, schien es aber mit Fassung zu tragen. Ist schon okay , dachte er. Es liegt an den vielen, widersprüchlichen Emotionen. Das Ende des Sommers. Unsere letzte gemeinsame Nacht am See. Morgen würden sie nach Tulsa zurückfahren, in getrennten Autos, mit ihren Eltern zusammen, und er wusste, dass Stacey das Ende ihrer Kindheit beweinte.
    Sie bedankten sich bei Gerald, dass er ihnen die Hasen gezeigt hatte, und gingen Händchen haltend davon. James schlenkerte den Beutel mit den Maiskolben in der linken Hand. Und kurz, nur ganz kurz fragte er sich, wie. Wie komme ich zu den Maiskolben? Gerald hat gesagt, dass er den Maisstand zugemacht hat. Das kann nicht stimmen.
    Aber er wusste, dass es so gewesen war. Vielleicht wiederholte es sich, auf andere Art, und vielleicht

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