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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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eigenartig . »Ich dachte, du liegst vielleicht im Koma.«
    »Ach, du bist süß«, sagte sie. »Ich muss dich ganz schön erschreckt haben.«
    »Erinnerst du dich noch, was passiert ist?«
    Sie blinzelte, als könnte sie mich nicht richtig sehen. »Ich bin ausgerutscht. Ich hatte an dem Tag kaum was gegessen. Einfach umgekippt, denke ich. Nichts Besonderes.«
    »Ich muss immer daran denken, was du gesagt hast: ›Lass nicht zu, dass der rote Hase mich holt.‹ Als hättest du Angst vor den Bildern.«
    Sie lächelte. »Im Ernst? Ich kann mich an keine Hasen erinnern. Vielleicht kommt die Erinnerung zurück, wenn du sie mir später zeigst.«
    Ich wusste, dass sie irgendetwas gesehen hatte. Sie wollte nur nicht darüber reden. Ich überlegte, wie ich ihr das beibringen sollte, was, egal wie ich es sagte, wie eine Anklage klingen würde.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie. »Du siehst blass aus.«
    »Nein, es ist nicht alles in Ordnung.«
    Annette verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Meine Putzfrau hat gekündigt, nachdem sie ein Paar Schuhe von meiner Frau im Haus gefunden hat.« Ich wartete, aber es kam keine Reaktion. »Euvaldo Gomez scheint zu denken …«
    »Warte!« Annette sprang von der Veranda und nahm meinen Arm. »Kannst du dir bitte merken, was du sagen wolltest? Können wir beim Abendessen darüber reden? Ich habe Shrimps vom Markt mitgebracht und muss sie marinieren. Ich wollte etwas tun, um neulich Nacht wiedergutzumachen. Hast du schon etwas vor? Passt es dir heute?« Ihre Augen nahmen einen glasigen, leeren Ausdruck an. »Du bist mir gar nichts schuldig«, fügte sie hinzu. Ihr ganzer Überschwang war dahin. »Ich bin so eine Närrin.«
    »Nein, gerne, aber …« Ihr Haar brachte mich aus der Fassung. Warum nicht schwarz? Schwarzes Haar hätte eine Verletzung viel besser abgedeckt als blondes, oder?
    »So gegen acht? Du musst mir alles erzählen, was in der Zwischenzeit passiert ist.« Sie wirbelte bereits davon. »Ach, und ich habe eine gute Flasche Scotch mitgebracht, für später!«
    Ich wollte ihr nachstürmen, sie am Arm packen und fragen, was sie in meinem Haus zu suchen gehabt hätte, was sie in meinem Badezimmer gesehen hatte, warum sie umgekippt war, ob sie eine Schaufel besaß. Ich wollte sie schütteln und fragen, ob sie Fotos von Stacey gesehen hatte. Aber sie war bereits verschwunden.
    Stattdessen ging ich nach drinnen, verzog mich auf die Couch und legte den Arm über die Augen. Vielleicht sollte ich wieder anfangen zu saufen. Die Nüchternheit trübt meine Auffassungsgabe.
    Sie benahm sich, als hätten wir die Trümmerhaufen unseres Lebens bereits hinter uns gelassen oder zumindest einen verflixt guten Start gehabt. Unsere erste Begegnung, die im Sex geendet hatte, hätte man noch als verrückte Laune des Schicksals abtun können. Aber wenn ich diese Einladung zum Abendessen annahm, versprach ich vielleicht mehr, als ich halten wollte. Die Sache konnte eskalieren.
    Will sie das wirklich? Will ich es? Eine Liebelei, eingeläutet durch den Tod unserer Ehegatten? Die Geschichte ist sicher voll von solchen totgeborenen Liebschaften. Aber Annette war keine Anne Boleyn, und dies war nicht die Ming-Dynastie. Es war mein Leben.
    Sollte es nicht eine Phase platonischer Annäherung geben, Spaziergänge im Park, Gespräche im Café? Beratungen mit Freunden und Familie, den Stammesältesten? Sollten wir die Sache nicht ernster nehmen? Gut, hinter mir lag ein Jahr der Einsamkeit. Sie sind jung , hatte Bergen gesagt. Sie haben Ihre Zeit abgesessen. Aber wie war das letzte Jahr ihres Lebens verlaufen? Der letzte Monat? Wie konnte sie sich so in etwas hineinstürzen?
    Wir mussten ja keinen Sex haben. Wir konnten uns unterhalten, einfach zu Abend essen. Abendessen war in Ordnung, oder? Wie hieß gleich dieser Dating-Service? Es ist nur ein Essen! Ja, und es war nur die Haarfarbe. Nein, ich sollte absagen. Und doch musste ich wissen, ob sie in meinem Haus gewesen war, bevor wir uns kennenlernten.
    Vor unserer Verabredung blieben mir noch ein paar Stunden totzuschlagen. Ich beschloss, die verschollene Pistole zu suchen. Ich musste sie Hermes zurückgeben. Mit der Glock im Haus hatte ich ständig das Gefühl, als ob mir eine kleine schwarze Wolke folgte und nur darauf wartete, bis ich mich wieder betrank und mit einem Donnerschlag mein Gehirn über die Wände verspritzte. Ich suchte in den Zimmern im ersten Stock, bis mir wieder einfiel, dass ich sie im Ballsaal fallen gelassen hatte.
    Die

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