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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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nicht angerufen hatte. Sie hatte allen Grund, auf mich sauer zu sein, aber würde sie wirklich so weit gehen, Staceys Schuhe im Garten zu vergraben? Das bezweifelte ich, aber in dieser Stadt weiß man nie so genau.
    Annette spürte, dass sie einen Treffer gelandet hatte. »Was ist?«
    »Ich musste gerade an jemanden denken, aber so ist sie nicht.«
    »War sie deine Freundin?«
    »Nein, nicht richtig. Nur eine Kameradin.«
    Annette lachte, und in dieses Lachen mischte sich etwas wie Hohn. »Vielleicht solltest du dich mit dieser ›Kameradin‹ einmal unterhalten. Ich habe unsere Hälfte der Spezies nach Trennungen schon ganz schön fiese Dinge tun sehen.«
    »Wir haben uns nicht getrennt.« Ich wollte nicht über Lucy reden. »Vergiss es.«
    Sie verstummte. Ich fragte, ob ich rauchen dürfe. Sie schlug vor, hinten in den Garten zu gehen. Ich folgte ihr, und als ich mir eine ansteckte, nahm sie selbst auch eine. Wir schmauchten und nippten an unserem Cabernet. Es war gegen zehn, eine warme Nacht, das sanfte Summen des nahen, aber unsichtbaren Freeway lullte uns ein. Ich fühlte mich satt, nüchtern, normal. Annette glühte von einem leichten Schwips, ihre Augen blickten verträumt. Wir standen dicht nebeneinander, und immer wieder lehnte sie sich an mich, so dass unsere Schultern sich berührten.
    »Warum bleibst du eigentlich hier?«, fragte sie mit einem Blick auf ›Whitey‹. »Ich meine, es ist ein Riesenhaus für einen einzelnen Menschen.«
    »Ich schätze, ich weiß einfach nicht genau, wohin. Das ist mittlerweile eine einsame Stadt geworden. Vielleicht immer gewesen. Ich habe mich hier nie richtig wohl gefühlt, aber zurück nach Hause will ich auch nicht. Sie würden nur alle versuchen, die verlorene Zeit aufzuholen und darüber zu reden.«
    Annette drückte die Zigarette an ihrem Absatz aus und schnippte sie in die Büsche, die kleine Umweltverschmutzerin. »Wenn du glaubst, Los Angeles wäre einsam, solltest du mal sehen, wo ich wohne.«
    Ich wartete.
    »Es ist eine dieser bewachten Wohnsiedlungen in einer Konservenstadt, draußen bei Palm Springs, aber eben nicht Palm Springs.«
    Hatte sie nicht behauptet, ihr Mann habe in Century City gearbeitet? »Ich dachte, du wohnst in Los Angeles.«
    »Das stimmt, bis vor ein paar Jahren. Ich konnte den Verkehr nicht ertragen, deshalb haben wir uns ein Haus in Sheltering Palms gekauft, aber Arthur behielt ein Apartment in der Stadt. Er kam übers Wochenende raus und fuhr am Sonntag wieder zurück.«
    »Muss schön sein da draußen. Ruhig, sauber.«
    Sie starrte in den Sternenhimmel, in den kleinen Ausschnitt, den wir sehen konnten. »Die meisten der Häuser stehen jetzt leer, nach der Immobilienblase. Es ist ein Geister-Projekt.«
    »Ein was?«
    »Geister-Projekt. So nennen es die Zeitungen. Passend, nicht wahr?«
    »Ist es wirklich so schlimm?«
    »O ja. In Florida ist es sogar noch ärger. Las Vegas, Phoenix. Aber es gibt sie auch hier. Neulich habe ich einen Artikel im New Yorker gelesen, dass ganze Neubaugebiete in diesem Land, wie soll man sagen, evakuiert sind, und ich dachte, oh, toll, genau da wohne ich. Es sieht aus, als hätten sie einfach weitergebaut, bis der letzte Cent weg war. Ich hatte nicht einmal gemerkt, wie es immer leerer wurde. Nicht, dass es je überlaufen gewesen wäre. Sheltering Palms besteht hauptsächlich aus Investmentimmobilien, Zweit- und Drittwohnungen, und die wurden zuerst abgestoßen. Die Leute, die noch da sind, verschließen die Augen vor der Realität.«
    »Sitzen fest, was?«
    »Ein Freund von mir, Rick Butterfield, er ist ein Ex-Cop. Er fährt einen zivilen Streifenwagen von einer Polizeiauktion, so einen mit Suchscheinwerfer. Er gondelt die ganze Nacht damit im Kreis herum und leuchtet in die leeren Häuser hinein. Manchmal schnüffelt er auch drinnen herum, um zu sehen, was noch übrig ist.«
    »Klingt ja reizend, der Bursche.« Wir sollten ihn mit Lucy verkuppeln. Wir könnten zu viert miteinander ausgehen.
    »Er ist gar nicht so übel. Er meint es gut. Und ich liebe das Haus. Ich versuche, es zu erhalten, aber Arthurs Versicherung … na ja, bei Selbstmord zahlen sie nicht.«
    »Hat er denn gar kein Vermögen hinterlassen?«
    »Ich stelle immer mehr fest, dass er sein Geld – unser Geld – schlecht angelegt hatte. Es steckt alles in Immobilien, das meiste davon in Sheltering Palms, für das seine Firma mit verantwortlich zeichnete. Er war vier Jahre lang Börsenmakler und hielt sich für einen zweiten Donald

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